Hamburg. Bürgerinitiativen mobilisieren gegen Ausbau der Strecke Hamburg–Lübeck: “Wollen verhindern, dass die Bahn Fakten schafft.“

Der Widerstand formiert sich. Mit zwei Trompeten-Konzerten haben die Kritiker der neuen Bahntrasse für die S4 und den schweren Güterverkehr gegen die geplanten Rodungen im Wandsbeker Gehölz mobil gemacht.

Die Bäume sollen nicht fallen, bevor nicht die Gerichte geklärt haben, ob die bestehende Bahnstrecke durch die Stadt um zwei weitere Gleise ergänzt und sowohl für die neue S-Bahn-Linie 4 als auch für den schweren Güterverkehr ausgebaut werden darf. Zwar wollen fast alle Beteiligten die neue S4 vom Hauptbahnhof bis Bad Oldesloe haben, nicht aber den schweren Güterverkehr aus Skandinavien: Den will die Bundesrepublik über die ebenfalls umstrittene Fehmarnbeltquerung sämtlich über Hamburg in Richtung Süden fahren lassen. Und dafür müsste die Strecke massiver ausgebaut werden, als es den meisten Anliegern recht ist.

120 Güterzüge täglich sollen es werden, davon 40 in der Nacht. Der Planfeststellungsbeschluss für die Bahn ist ergangen und veröffentlicht. Damit ist die Planung, die auch sämtliche Fällgenehmigungen umfasst, rechtskräftig und sofort vollziehbar. Am 1. Oktober soll es mit bauvorbereitenden Maßnahmen losgehen, sagte Bahn-Sprecher Peter Mantik. Dazu gehört das Fällen von Bäumen und das Einrichten von Baustraßen.

Güterverkehr vom Fehmarnbelt soll nicht vollständig durch Hamburg fahren

"Wir wollen auf jeden Fall verhindern, dass die Bahn Fakten schafft und rodet, bevor klar ist, ob die S4 und der Ausbau der Gütertrasse überhaupt so erfolgen dürfen, wie es jetzt vorgesehen ist", sagt Oda Baerwind vom Verein Lärm- und Umweltschutz Wandsbek-Marienthal. Baerwind und der Lärmschutzverein wollen die S4. Aber sie sind gegen die beiden zusätzlichen Gleise und wollen den Güterverkehr auf der Strecke zumindest teilweise über die Entlastungsstrecke Lübeck, Ratzeburg, Mölln, Büchen, Lauenburg nach Lüneburg führen.

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Es sei sinnvoll, den aus Fehmarn kommenden Güterverkehr zu verteilen und sowohl über Hamburg, aber eben auch über Lübeck fahren zu lassen. Das viele Gerede über die S4 verschleiere, dass der wesentlichere Teil der Planung den Güterverkehr betreffe, sagte Baerwind.

Gegen Güterverkehr und S-Bahn: "Wir wollen einen Baustopp erwirken"

Um zu verhindern, dass der Ausbau der Strecke beginnt, kündigen die Kritiker der Planung Klagen an: "Es wird ein Eilantrag gegen die sofortige Vollziehbarkeit des Planfeststellungsbeschlusses gestellt", sagte Arnold Harmsen, erster Vorsitzender von Lärm- und Umweltschutz Wandsbek-Marienthal.

"In einem zweiten Schritt wollen wir einen Baustopp erwirken", so Harmsen weiter. Unter anderem wollen die betroffenen Anwohner mit Unterstützung des Vereins Lärm- und Umweltschutz Wandsbek-Marienthal nachweisen, dass Alternativen zu der viergleisigen Planung nicht ausreichend geprüft worden sind.