Hamburg. Vor zehn Jahren wurde die Neugestaltung gefeiert. Probleme mit Trinkergruppen gibt es immer noch. Ein Ortstermin in Hamburg.
Vor zehn Jahren wurde die Neugestaltung des Hansaplatzes, die immerhin 2,5 Millionen Euro gekostet hatte, mit einem dreitägigen Fest gefeiert. Auf der Bühne traten von Freitag bis Sonntag zahlreiche Bands auf, und es wurde sogar ein Gottesdienst abgehalten. Zur Eröffnung sprach der damalige Bezirksamtsleiter Markus Schreiber. Für den SPD-Politiker war die Umgestaltung des Brennpunkts unweit vom Hauptbahnhof eine Herzensangelegenheit.
Jetzt zum runden Geburtstag zieht Schreiber beim Ortstermin mit dem Abendblatt eine Bilanz. „Der Hansaplatz hat sich seit der Neugestaltung zum Positiven entwickelt. Dadurch, dass der Verkehr von hier verbannt wurde, haben wir auch den sogenannten Freierkreisel lahmgelegt“, sagt Schreiber. Bis dahin waren Autofahrer, die mit Prostituierten anbahnen wollten, hier häufig zum Leidwesen der Anwohner stundenlang rumgekurvt.
Hansaplatz in Hamburg wie „Piazza im Süden“
Der ehemalige Bezirksamtsleiter hatte den Umbau des Platzes inklusive neuer Pflasterung maßgeblich vorangetrieben und damals sogar mit Hand angelegt, um die Mauer einzureißen, die damals noch Teile des Platzes begrenzt hat. „Es ist alles viel einladender geworden. Und wir haben auf der einen Seite des Platzes eine kleine Gastromeile mit vier Lokalen ansiedeln können. Dadurch wird dieser Standort belebt, und auch Touristen kehren hier ein. Jetzt wurden die Terrassen noch einmal vergrößert und sind von Pflanzen umgeben. Das hat hier etwas von einer Piazza im Süden“, sagt Schreiber.
Braucht Hansaplatz ein generelles Alkoholverbot?
Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete kennt sich mit dem Hansaplatz aus. Seit vier Jahren lebt er hier und ist sozusagen mittendrin. Schreiber, der auch Vorsitzender des Bürgervereins zu St. Georg ist, spricht aber auch über die Schattenseiten. „Wir sind hier in einer Großstadt und in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof. Das zieht natürlich ein gewisses Klientel an.
Und natürlich gibt es hier noch Trinkergruppen, die eine echte Belästigung sind und die wir hier nicht brauchen. Denn dieser Platz ist für alle da“, sagt Schreiber und fordert: „Wegen Corona gilt hier zu bestimmten Zeiten ein Alkoholverbot. Aber das reicht nicht aus. Wir brauchen auf dem Hansaplatz ein generelles Alkoholverbot, dann hätte die Polizei auch eine Handhabe gegen die Gruppen, die dagegen verstoßen."
Kioske im Umfeld verstärken Problem
Diese Regelung soll allerdings nicht für die Gastronomie gelten. „Es darf nur nicht sein, dass eine kleine Gruppe von Menschen dafür sorgt, dass sich hier andere Menschen nicht wohlfühlen oder sogar Angst davor haben, sich hier aufzuhalten“, so Anwohner Schreiber. Das Problem sei auch, dass es im Umfeld des Hansaplatzes inzwischen fünf Kioske gebe, an denen für genügend Nachschub gesorgt sei. „Da sind die Grundeigentümer gefragt. Wer mit dazu beitragen möchte, dass der Hansaplatz wirklich ein Wohlfühlort wird, der sollte eben nicht an Kioske vermieten, die Alkohol verkaufen“, so Schreiber.
Und Schreiber verfolgt weiter einen Plan, den er eigentlich schon in seiner Zeit als Bezirksamtsleiter realisieren wollte: „Wir brauchen hier im Quartier einen Trinkerraum, in dem unter Aufsicht mitgebrachter Alkohol konsumiert werden kann, dann müsste dieses Klientel nicht mehr auf Plätze ausweichen.“
Kriminalität beim Hansaplatz zurückgegangen
Seit 2019 wurden zwei Maßnahmen auf dem Hansaplatz umgesetzt: „Mit Wiedereinführung der Videoüberwachung (Anm. d. Red. es gibt dort 22 Kameras) und der Einführung des Glasbehältnisverbotes entwickelte sich der bis dahin als Kriminalitätsbrennpunkt eingestufte Hansaplatz positiv“, sagt Polizeisprecher Daniel Ritterskamp. Dem stimmt auch Schreiber zu. „Das waren wichtige Maßnahmen, seitdem ist es hier sehr viel ruhiger geworden und die Kriminalität zurückgegangen.“
Es ist kurz nach elf Uhr. Schreiber sitzt auf der Terrasse des Lokals Traumzeit. Am Brunnen in der Mitte des Platzes haben sich bereits ein paar Leute niedergelassen, die dort Bier konsumieren. Im Eingang eines Stundenhotels lehnt eine Prostituierte. Die Poller, die bislang gerne als Sitzgelegenheiten von Trinkern und Prostituierten genutzt wurden, hat das Bezirksamt mit kleinen silbernen Kugeln versehen. Schreiber muss lächeln. „Eine sinnvolle Maßnahme, aber die Leute setzen sich da trotzdem noch drauf. Doch nur für kurze Zeit, weil es dann unbequem wird.“
Hamburger Gastronomen verärgert
Das Geschehen auf dem Hansaplatz bekommt Semir Dragolj täglich hautnah mit. Der Betreiber des Traumzeit sagt: „Wir haben den Laden seit 2018. Zunächst hat sich meine Frau um das Lokal gekümmert, seit letztem Jahr bin ich hier vor Ort. Es gibt Tage, da muss ich mehrfach die Polizei rufen. Es gibt hier eine kleine Gruppe von Afrikanern, die diesen Platz terrorisiert. Die machen hier unendlich Lärm, und für unsere Gäste ist das eine echte Belästigung.“
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Der Gastronom ist verärgert. „Je mehr der Alkoholpegel steigt, desto aggressiver werden die, und dann fliegen auch mal die eigentlich verbotenen Glasflaschen. Und die Polizei erteilt dann zwar mal Platzverweise, aber nächsten Tag sind die spätestens wieder da. Da muss härter durchgegriffen werden.“
Auf dem Platz wird auch mit Glasflaschen geworfen
Zunächst ist von der beschriebenen Gruppe keiner zu sehen. Doch dann taucht einer der Herren auf dem Platz auf, offensichtlich stark alkoholisiert und schreit einfach nur minutenlang rum. Auf der anderen Seite des Platzes betreibt Mehmet Simsit die auch bei Nachtschwärmern beliebte Kneipe Hansa-Treff mit Terrasse. Er ist eine Institution im Stadtteil und Tag und Nacht am Hansaplatz – geöffnet hat Simsit bereits ab 10 Uhr, und zu Nicht-Corona-Zeiten ist dann bis 3 Uhr geöffnet.
In den vergangenen Tagen hätte die Gruppe mehrfach Flaschen in Richtung seines Lokals geworfen, zum Glück sei keiner verletzt worden, sagt Simsit. Auch dieser Wirt ruft häufig die Polizei. Er zeigt auf zwei junge Männer aus der hier viel zitierten Gruppe, die am Brunnen vor sich hindämmern. „Noch sind die ruhig, aber später wird es hier wieder laut werden. Das ist wirklich schlimm, denn die bepöbeln auch Passanten.“ Der Gastronom erzählt. „Die haben letztens versucht Frauen zu betatschen, die hier langgingen oder jemandem einen Koffer zu entreißen.“
Hamburger Polizei hat keine Kenntnis von Problem
Die Polizei sieht offensichtlich kein Problem. Sprecher Ritterskamp sagt: „Erkenntnisse über eine Gruppe von randalierenden Afrikanern als dauerhaftes Problem sind der Polizei nicht bekannt. Bekannt ist ein Vorfall aus Juni 2021, bei welchem Flaschen in Richtung des Hansa-Treffs geworfen worden sind. Nach polizeilichen Erkenntnissen befand sich die werfende Person in einem alkoholbedingten Ausnahmezustand, und die Würfe richteten sich nach hiesiger Einschätzung nicht gezielt gegen die Lokalität oder deren Betreiber.“