Hamburg. Widerstand gegen Gütertransitverkehr in Wandsbek wächst. Deutsche Bahn beginnt Grundstückskauf. Nicht alle sind willig.

Der Bau der S 4 bzw. der Güterzugtrasse durch Wandsbek schlägt wieder hohe Wellen. Ein Anlieger hat sich in einem offenen Brief an Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) gewandt und einen Etikettenschwindel beklagt.

Außerdem hat die Deutsche Bahn ihre Bemühungen forciert, Anliegern der Trasse die Grundstücksteile abzukaufen, die sie für die Erweiterung der Bahnstrecke braucht. Betroffen sein sollen etwa 20 Anlieger des ersten Bauabschnitts. Im zweiten sind es etwa 60. Nicht alle Eigentümer sind verkaufswillig.

Die Bahn wollte keine Zahlen nennen. Sie forderte bereits die ersten „Besitzüberlassungserklärungen“ von Anliegern und wies darauf hin, dass sie berechtigt ist, mit dem Bau zu beginnen. In letzter Konsequenz drohen Enteignungen.

Gegen das Bahnprojekt in Hamburg laufen Klagen

Die neue S 4 soll auf den 17 Kilometern zwischen Hasselbrook und Ahrensburg eine schnelle und vor allem zuverlässige Nahverkehrsverbindung schaffen. Auch werden zwei neue Gleise neben die bereits bestehenden beiden Gleise gebaut, um den von Skandinavien kommenden transeuropäischen Güterverkehr durch die Stadt zu leiten. Gegen das Projekt laufen Klagen, aber die Eilanträge gegen den sofortigen Baubeginn wurden abgewiesen.

Die Bauvorbereitung hat begonnen, im Wandsbeker Gehölz fallen zum Ärger vieler Anwohner 200 Jahre alte Eichen, um Platz für Materiallager und die Baustraße zu schaffen. Allerdings liegt erst einer von insgesamt drei nötigen Planfeststellungsbeschlüssen für die Strecke vor, der Baubeginn erfolgt also nur auf einem Teilstück.

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„Sollte nicht – um diese wertvollen Bäume zu schützen – ein geplanter Materiallagerplatz lieber auf dem Gebiet des stillgelegten ehemaligen Güterbahnhofes in 200 Metern Entfernung angelegt werden, statt mitten im Naherholungsgebiet Wandsbeker Gehölz?“, fragt Anlieger Peter Heinzel von der Bürgerinitiative Lärmschutz Wandsbek in seinem Brief an Tschentscher. Er verstehe nicht, warum kaum erwähnt und diskutiert werde, dass der Ausbau der Strecke vor allem der Abwicklung des Güterverkehrs diene.

Nach den Prognosen der Bahn würden künftig bis zu 120 Güterzüge am Tag (rund dreimal mehr als heute) durch die Stadt rattern. Alternativstrecken seien nicht oder nur unzureichend geprüft worden, so die Kläger. Sie wollen die S-Bahn auf nur ein Gleis beschränken und große Teile des Güterverkehrs um die Stadt herumgeführt sehen.

Die Grundstücksankäufe für die Erweiterung der Bahnstrecke sind angelaufen. Dem Vernehmen nach will die Bahn aber nur den sogenannten Bodenrichtwert bezahlen, ein statistisch gemittelter Wert, der bei der momentanen Preisentwicklung nach Auskunft Betroffener deutlich niedriger liegt als Marktpreise. Bahnsprecher Peter Mantik: „Wir stehen mit den Eigentümern – sofern sie es wünschen – seit Jahren in Kontakt. Gerade in den letzten Monaten gab es nochmals mehrere Gesprächsangebote. Unser Ziel ist und bleibt es, dass es zu einer gütlichen Einigung kommt.“