Hamburg. Unternehmer haben unter hohen Kosten rund 150 Zentren in Hamburg aufgebaut, bisher aber noch kein Geld dafür bekommen. Woran das liegt.
Bis vor etwas über einem Jahr haben sie Sportevents und Kulturveranstaltungen organisiert. Doch weil beides im Moment nicht geht, haben Axel Strehlitz und Moritz Fürste zumindest übergangsweise die Branche gewechselt. Die beiden Hamburger Unternehmer betreiben seit Angang März jeweils mehrere Corona-Schnelltest-Stationen, an denen Hamburgerinnen und Hamburger sich umsonst testen lassen können. Hunderte Tests pro Station, jeden Tag in der Woche, von morgens bis abends. Verdient aber haben beide bisher daran noch nichts. Im Gegenteil. Bisher hat sie die Teststationen vor allen Dingen jede Menge Geld gekostet.
Kostenlose Corona-Tests in Hamburg: Unternehmer warten auf ihr Geld
Woran das liegt, ist einfach zu erklären: Die Stationen sind so organisiert, dass die Betreiber zunächst in Vorleistung treten – Konzepte entwickeln, Personal einstellen und bezahlen, Tests einkaufen und so weiter –, und erst später ihre Kosten mit der Kassenärztlichen Vereinigung abrechnen.
Welche Posten in welcher Höhe abgerechnet werden können, ist dabei keine Auslegungssache, sondern in einer entsprechenden Verordnung des Bundesgesundheitsministeriums geregelt. Doch wann genau Testzentrenbetreiber tatsächlich ihr Geld bekommen, ist derzeit unklar.
„Es geht hier um sehr hohe Summen"
„Es geht nicht darum, dass wir kein Vertrauen in das Prozedere, die Politik oder die Kassenärztliche Vereinigung haben. Wir sind überzeugt, dass das Geld kommt. Aber wir sind eben auch Unternehmer, und so langsam wäre es gut zu wissen, wann wir mit den ersten Rückzahlungen rechnen können“, so Moritz Fürste. Er macht deutlich: „Es geht hier um sehr hohe Summen, die man erst einmal stemmen muss. Und da ist es natürlich wichtig zu wissen, ob das Geld für den März-Betrieb eher Ende April oder Ende Mai kommt.“
Dabei loben sowohl Fürste als auch Strehlitz grundsätzlich die Zusammenarbeit und die Art der Kommunikation mit der Stadt und der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVHH). „Das Vergabeverfahren für die Testzentren lief reibungslos, zügig und kooperativ. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass wir das alle zum ersten Mal gemacht haben“, so Strehlitz.
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Seit März 150 Schnelltestzentren in Hamburg eröffnet
Ein ähnlich zügiges und unkompliziertes Verfahren wünscht er sich nun aber auch für die Abrechnungen. „Ich bin mir wie gesagt sicher, dass wir das Geld zurückbekommen, aber die Frage ist, ob es rechtzeitig kommt, um den Betrieb aufrecht zu erhalten oder bei Bedarf sogar noch weiter hochzufahren“, sagt er. Und: „Klar ist: Sollte das Geld erst Mitte Mai kommen, wird es mehr als eng.“
Diese Befürchtungen dürften derzeit auch andere Betreiber haben. Allein in Hamburg sind seit Anfang März rund 150 Schnelltestzentren an den Start gegangen. Tendenz: steigend. Derzeit sind die Teststationen insbesondere als Frühwarninstrument wichtig, um Infizierte ohne Symptome schnell erkennen und isolieren zu können. Klar ist aber auch, dass erste Öffnungsschritte mutmaßlich eng mit einer Teststrategie verknüpft sein werden. Die Bedeutung wird also steigen.
Keine Lockerungen trotz Ausbau der Testkapazitäten
Und so stellt sich die Frage: Funktioniert das Abrechnungsverfahren, so dass der Betrieb der Testzentren ohne Problem fortgeführt werden kann? „Ja“, sagt Walter Plassmann, Vorsitzender der KVHH. „Es funktioniert. Aber das Prozedere ist relativ aufwendig und geht nicht von heute auf morgen.“ Lange zu gedulden bräuchten sich die Betreiber allerdings nach aktuellem Stand nicht mehr. „Wir gehen davon aus, dass wir Ende April das Geld für März und Mitte Mai das Geld für April freigeben können - unter der Voraussetzung, dass die Behörden in Bonn schnell arbeitet“, so Plassmann.
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Der Ausbau der Testkapazitäten ermöglicht nach Ansicht von Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) derzeit keine weiteren Lockerungen bei den Corona-Maßnahmen. Das hätten Erfahrungen andernorts deutlich gemacht, sagte er gestern bei einem Besuch in einer Corona-Teststelle in Ottensen.
Zertifikat von Hamburgs Corona-Teststellen
„Das ist ein verfehltes Konzept, das in Tübingen, das im Saarland bereits gescheitert ist.“ Tschentscher stellte in Ottensen ein neues einheitliches Zertifikat vor, dass künftig von allen derzeit knapp 150 Teststellen in der Stadt ausgegeben werden soll, in denen kostenlose sogenannte „Bürgertests“ angeboten werden.
Ein Zertifikat mit negativem Ergebnis kann den Getesteten die Inanspruchnahme von Leistungen ermöglichen – beispielsweise bei Friseurbesuchen der Fall.
Corona: Diese Testverfahren gibt es
- PCR-Test: Weist das Virus direkt nach, muss im Labor bearbeitet werden – hat die höchste Genauigkeit aller Testmethoden, ist aber auch die aufwendigste
- PCR-Schnelltest: Vereinfachtes Verfahren, das ohne Labor auskommt – gilt als weniger zuverlässig als das Laborverfahren
- Antigen-Test: weniger genau als PCR-(Schnell)Tests, dafür zumeist schneller und günstiger. Laut RKI muss ein positives Testergebnis durch einen PCR-Test überprüft werden, ein negatives Ergebnis schließt eine Infektion nicht aus, insbesondere, wenn die Viruskonzentration noch gering ist.
- Antigen-Selbsttest: Die einfachste Test-Variante zum Nachweis einer Infektion mit dem Coronavirus. Wird nicht von geschultem Personal, sondern vom Getesteten selbst angewandt. Gilt als vergleichsweise ungenau.
- Antikörper-Test: Weist keine akute, sondern eine überstandene Infektion nach – kann erst mehrere Wochen nach einer Erkrankung sinnvoll angewandt werden
- Insgesamt stellt ein negatives Testergebnis immer eine Momentaufnahme dar und trifft keine Aussagen über die Zukunft