Hamburg. Eigentümer bekriegen sich, Anlage verfällt. Unterstützer fürchten Ende der Institution Hagenbeck. Wie es dazu kommen konnte.
Ein Handwerker beendet die neue Ära im Tierpark Hagenbeck, bevor sie begonnen hat. Er baut die Schlösser am Büro des Chefs aus und setzt neue ein. Mitarbeiter der Geschäftsstelle schauen verdutzt zu. Offiziell ist Ludger Patt nur krankgemeldet, aber sie ahnen, dass er nicht wiederkommt. Er war angetreten, um endlich Frieden zu bringen. Der Versuch hielt keine zwei Wochen.
„Dann wachen wir jetzt alle mal wieder auf“, sagt Thomas M.*, einer von 170 Mitarbeitern. „Der Krieg geht weiter.“
Vier Wochen später, ein sonniger Tag im Mai. Die schweren Tore des Tierparks Hagenbeck sind nach der Corona-Pause wieder offen. Bullige Männer mit Tropenhüten begrüßen die Gäste. Im Orang-Utan-Haus gibt es Nachwuchs, Walrösser gleiten durch das Becken im Eismeer, die Elefantendamen rüsseln über den halbrunden Besuchergraben. So kennt und liebt Hamburg seinen Tierpark Hagenbeck, eine echte Institution seit 113 Jahren. Und so präsentiert ihn die Betreiberfamilie gern. Als gäbe es nur Staunen, keinen Streit.
Was für ein Irrglaube.
Ein Kampf tobt im Tierpark Hagenbeck seit mehr als zehn Jahren
Es tobt ein Kampf bei Hagenbeck, seit mehr als zehn Jahren. Zwei Stämme einer berühmten Familie gegeneinander, vor allem zwei Männer, der Patriarch Claus Hagenbeck und sein eingeheirateter Neffe Joachim Weinlig-Hagenbeck. Beide residieren in großen Häusern auf dem Gelände des Tierparks, reden aber fast nur über Anwälte miteinander.
Mindestens 126-mal haben sich die Hagenbecks in den vergangenen zehn Jahren nach Abendblatt-Recherchen vor dem Landgericht verklagt, mehr als eine Million Euro in Anwaltskosten vergraben, selbst ihre Töchter und Kaufleute aus den höchsten Kreisen mit hineingezogen, einen Richter und einen ehemaligen Bürgermeister völlig entnervt.
Und auch der Tierpark, ihre gemeinsame große Liebe, ist zerrissen. Hagenbeck droht zu verfallen.
Die zerstrittene Familie kann sich auf nichts mehr einigen. Mindestens 40 Millionen Euro müssten besser heute als morgen in die Sanierung der Anlage investiert werden. Einen Elefantenbullen darf der Tierpark schon nicht mehr halten, das Haus der Riesenotter mussten sie mit Holzlatten abstützen, weil es von Kot und Wasser marode geworden ist. Auch die Paviane und ihr historischer Felsen sind gefährdet, der Tierpark sucht bereits Abnehmer für die Affen. Andere Gehege sind zu klein und veraltet.
Die Zukunft des Tierparks Hagenbeck steht auf dem Spiel
An Geld mangelt es nicht, aber am gemeinsamen Willen. Die Stiftung Hagenbeck bleibt deshalb auf einem enormen Spendenvermögen sitzen. Während sich die Zoos in Rostock oder Hannover mit neuen Attraktionen profilieren, gibt es in Hamburg keine Prioritätenliste für den Sanierungsstau, geschweige denn einen Masterplan. Die Zukunft des Tierparks, die Arbeitsplätze, der gute Ruf – alles steht auf dem Spiel.
Mitarbeiter wie Thomas M., die aus Angst vor arbeitsrechtlichen Konsequenzen ihre wahren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, versuchen, den schönen Schein nach außen zu wahren. „Aber man muss bei jedem Handgriff höllisch aufpassen, keine Seite gegen sich aufzubringen“, sagt er.
Ein halbes Dutzend Kollegen bekam jüngst die Kündigung. Die anderen, sagt Thomas M., resignierten innerlich immer mehr, einige haben zuletzt von selbst gekündigt. „Es ist einfach traurig. Wir sind ja alles Überzeugungstäter. Aber dieses vergiftete Klima, das hält niemand ewig aus.“
Wie konnte es so weit kommen? Das Abendblatt hat in einer langen Recherche mit Familienmitgliedern, Mitarbeitern, Unterstützern und Geschäftsführung gesprochen. Das mitunter bizarre Trauerspiel, das sich daraus ergibt, beginnt in besseren Tagen – und endet mit der Frage, ob eine Hamburger Institution an sich zugrunde geht oder noch zu retten ist.
Erster Akt: Zwei Löwen auf dem Sprung
Sie kommen mit Wucht ins neue Jahrtausend, und die beiden Männer sind stolz. Claus Hagenbeck und Joachim Weinlig-Hagenbeck haben einen Deal mit der Stadt geschlossen, einen Teil des Tierpark-Geländes für 37 Millionen Mark verkauft. Geld für ein Orang-Utan-Haus, ein großes Aquarium, das Hagenbeck-Hotel. Die Bagger rollen an, ein neuer Parkeingang wird gebaut. „Hamburgs Zoo wird zum Erlebnis-Park“, jubelt das Abendblatt. Dass in dem Vertragswerk der Zunder steckt, der die Familienbande öffentlich sprengen wird, ahnt noch niemand.
Stattdessen läuft alles, wie es der große Carl Hagenbeck gewollt hat: Die Macht im Tierpark ist geteilt, immer zwei Geschäftsführer leiten die Geschicke des Tierparks, verfügte der Gründer. In der Zeit der Jahrtausendwende ist da Claus Hagenbeck – Urenkel, direkter Nachkomme, Erbe. Ein stolzer, manchmal eigenwilliger Mann mit glattweißem Haar und einem Faible für Technik. Wenn mal eine Wasserpumpe im Tierpark klemmt, legt er selbst Hand an; sieht sich als Hüter der Tradition. Noch heute schwärmt er davon, wie Hagenbeck die Tiere nicht mehr in Käfige sperrte „sondern ihnen eine Bühne baute“. Dabei werden seine Augen wieder jung, und er lächelt mild; auf seiner Krawatte: gestickte Elefanten.
Sein Co-Geschäftsführer Joachim Weinlig-Hagenbeck sieht das Ganze weniger romantisch. Er ist Kaufmann, gern im karierten Sakko, der Öffentlichkeit nicht abgeneigt. Seine Augen leuchten, wenn er von großen Projekten spricht. Durch seine Heirat mit Caroline Hagenbeck, der Nichte von Claus, wurde er Teil des Hagenbecks-Clans. Die Pläne für den großen Umbau dieser Zeit gehen auch auf seine Ideen zurück.
Die beiden Männer sind temperamentvoll, sagen Wegbegleiter, echte Löwen, jeder auf seine Art. Gemeinsam auf dem Sprung für das Wohl des Tierparks. „Und Caroline Hagenbeck war das große Herz der Familie“, werden sie im Tierpark noch 20 Jahre später sagen, egal auf welcher Seite des Streits sie stehen. „Sie hatte immer ein Lächeln und ein kluges Wort für jeden, das hat den Laden zusammengehalten“. Dann werden sie kurz schweigen. Und Caroline vermissen.
Schon vor dem Deal der beiden Geschäftsführer mit der Stadt hatte Caroline Hagenbeck die goldene Idee, eine Stiftung zu gründen. Spenden und Erbschaften aus aller Welt werden dort für größere Investitionen gesammelt. Im Stiftungsrat traf sich ein illustrer Kreis von Hamburger Honoratioren – an der Spitze der damals gerade aus dem Politikbetrieb ausgeschiedene Altbürgermeister Henning Voscherau, seit Kindestagen ein glühender Hagenbeck-Fan.
Die Spendenakquise übernimmt Cord Crasselt, ein Biologe mit sanfter Stimme und treuen Augen, der Traum aller Schwiegermütter. Mit angeborener Seriosität überzeugt er bis heute erfolgreich wohlhabende Herrschaften von einer Spende. Und diese Bereitschaft überwältigt die Hagenbecks. Schon 2001 toben die ersten Leopardenbabys durch ein von der Stiftung finanziertes Gehege.
Ob auch hinter den Kulissen zu dieser Zeit noch alles rosig war, will später niemand im Tierpark mehr mit Gewissheit sagen. Wann das Getuschel und die Sticheleien genau anfingen? Aus dem Umfeld von Claus Hagenbeck heißt es, die „unhanseatische Art“ seines damaligen Partners Weinlig-Hagenbeck habe ihm schon länger missfallen. Dessen Begleiter sagen wiederum, der Patriarch kokettiere gern mit dem Bild des ehrbaren Kaufmanns, sei aber vor allem ein Sturkopf. Und rückblickend hätte alles anders laufen können, wäre dieses verdammte Golfturnier nicht gewesen.
Traditionell spielt die ganze Familie Hagenbeck ein lockeres Turnier aus. Für Claus Hagenbeck aber, so erzählt es die Weinlig-Seite später intern, ist es ein ernster Wettbewerb. Man habe um des Friedens willen penibel darauf geachtet, seinen Familienstamm gewinnen zu lassen. Aber einmal sei es schiefgegangen, weil die Handicaps geändert worden seien. Und plötzlich habe die Weinlig-Hagenbeck-Seite als Sieger dagestanden, mit gequältem Lächeln, aus Versehen.
„Claus hat getobt, die ganze Veranstaltung war schnell vorbei“, wird ein Intimus der Weinlig-Seite behaupten. „Auf der Rückfahrt hat man sich tierisch übereinander aufgeregt. Damals dachte man: Familie eben. Aber aus heutiger Sicht war es wohl einer der Momente, als es kippte“. Ob die Geschichte so stimmt, wissen nur die Hagenbecks. Dementiert wurde sie nicht.
Zweiter Akt: Das Unglück des Kronprinzen
Claus Hagenbeck sieht die Zeit gekommen, einen Statthalter zu bestimmen. Der 100. Geburtstag des Tierparks rückt näher, die Geschäfte sind auf einem guten Weg. Über die Stiftung kommt genug Geld rein und durch das neue Tor viele Besucher. Das Tropen-Aquarium ist schon geplant. Vor allem aber hat Claus Hagenbeck, so glaubt er, den perfekten Kronprinzen: Schwiegersohn Stephan Hering-Hagenbeck, Ehemann seiner Tochter Bettina. „Mein Schreibtisch ist frei, du kannst einziehen“, soll er am Telefon frohlockt haben.
Stephan Hering-Hagenbeck ist leidenschaftlicher Biologe, hat in Südafrika gelebt und geforscht. Er trägt bei öffentlichen Anlässen gern Anzug und feines Tuch, weil sich das so gehöre; und Hagenbeck-Polohemd, wenn er in den Gehegen mit anpackt – so „erfahre man, wie es sich anfühlt, acht Stunden harte körperliche Arbeit gemacht zu haben“. Fachlich gilt Hering-Hagenbeck als brillant. Nur das Durchgreifen als Chef, die Kaufmannshärte, das Aushalten von Konflikten sei seine Sache nicht.
„Er tat sich schwer, vor Leuten zu sprechen“, wird es aus dem Umfeld der Weinlig-Seite später heißen. Auch Henning Voscherau sei bei der ersten Begegnung vom unsicheren Auftreten Hering-Hagenbecks irritiert gewesen. Gleichzeitig habe sich Hering-Hagenbeck selbst unter Druck gesetzt, alles auf einmal machen wollen. „Und dann gab es ja noch den alten Dr. Hagenbeck, der durch den Park lief und weiter die Entscheidungen traf. Oft hieß es: Was interessiert mich mein Schwiegersohn, das hier ist mein Tierpark.“ Wer es mit der anderen Seite hält, bezeichnet das als Verdrehung, als Kampagne gegen Hering-Hagenbeck.
Das Klima in der Leitung des Tierparks ändert sich. Claus Hagenbeck ist von seinem Schwiegersohn überzeugt. Joachim Weinlig-Hagenbeck habe wenig Respekt für den neuen Mann gehabt, fühlte sich bedroht. Und als die Familie vielleicht am nötigsten ein ausgleichendes Element braucht, um zwischenmenschliche Risse zu kitten, stürzt das Schicksal sie ins Unglück. Weinlig-Hagenbecks Frau Caroline erkrankt an Krebs. Sie verliert den Kampf gegen die Krankheit und stirbt 2005, im Alter von nur 46 Jahren. Zur Trauerfeier in Niendorf kommen mehr als 600 Gäste.
Mit großem Pomp eröffnet Stephan Hering-Hagenbeck zwei Jahre später das Tropen-Aquarium, es ist das richtige Zeichen zum Geburtstag des stolzen Tierparks. Und das nächste Großprojekt kommt schnell, aber nicht freiwillig. Das Eismeer ist marode, teilweise einsturzgefährdet, sie müssen die Tiere ausquartieren. Die Kassen sind nach den vielen Umbauten aber nicht mehr voll. Zehn Millionen Euro von der Stadt müssen her. Joachim Weinlig-Hagenbeck macht das nicht viel aus. Hering-Hagenbeck, vor allem aber seinem Schwiegervater, ist es unangenehm. „Ein Hagenbeck bettelt nicht“, pflegt der Patriarch zu sagen.
Tierpark Hagenbeck: Ein Corona-Tag im Leben eines Pflegers
Es gibt Differenzen um die Gestaltung des neuen Eismeers, ein harter Winter verzögert die Arbeiten. Der Frieden zwischen den Führungspersönlichkeiten, er ist gekündigt. Claus Hagenbeck habe angefangen, in den feinen Kreisen der Stadt über den Weinlig-Stamm herzuziehen, behauptet die eine Seite, und zu betonen, dass sich Großmannssucht für einen Hagenbeck nicht zieme, erst recht nicht für einen Angeheirateten. Von der anderen Seite heißt es, Joachim Weinlig-Hagenbeck habe immer häufiger Grenzen überschritten, respektlos gegenüber den Traditionen und Stephan Hering-Hagenbeck agiert.
Im Mai 2011 heiratet Weinlig-Hagenbeck zum zweiten Mal, es ist ein opulentes Fest. Das Paar lässt sich in einer Kutsche vom Niendorfer Markt zum Tierpark ziehen, die Elefantendame Mogli überreicht einen Blumenstrauß, zu den Trauzeugen gehört auch der südafrikanische Honorarkonsul. Claus Hagenbeck, seine Frau Rosita und die Töchter Julia und Bettina sind nicht dabei. Vielleicht gibt es schon an diesem Tag keine Hoffnung mehr auf ein gutes Ende.
Knapp fünf Monate später bricht der Krieg aus, auf offener Bühne. Das Abendblatt berichtet von einem „heftigen Streit zwischen Stadt und Hagenbeck“ – der Senat fordert zwei Millionen Euro zurück, die einst im Grundstücksdeal der beiden Hagenbeck-Chefs verankert worden seien. Claus Hagenbeck will die Rechnung begleichen, Joachim Weinlig-Hagenbeck hält sie für völlig unbegründet. Und er denkt nicht daran, sich in seine kaufmännische Leitung reden zu lassen, soll damals gesagt haben: „Keiner weiß, was der alte Hagenbeck jetzt will.“
Dieser antwortet mit einem öffentlichen Brandbrief. Wie „ordentliche hanseatische Kaufleute“ sollte man die offene Rechnung begleichen. „Ich bin haftbar und stehe mit meinem Namen für Hagenbeck“, schreibt er. Besonders verärgert ihn, dass er über die Gespräche mit der Stadt nicht informiert worden sei. Er wittert Misswirtschaft seines Neffen. Externe Prüfer sollen die Bücher durchsuchen. Später spricht er von Untreue und Steuerbetrug durch „Herrn J. Weinlig-H.“, wie er ihn öffentlich nennt.
An einem Februartag im Jahr 2012 sieht man sich zum ersten Mal vor Gericht. Claus Hagenbeck will seinem Neffen untersagen, ohne Abstimmung mit der Stadt zu verhandeln. Man einigt sich auf einen Kompromiss, aber nur für Wochen. Stephan Hering-Hagenbeck hält den offenen Streit und die Sticheleien nicht mehr aus, will sich aus der Geschäftsführung zurückziehen, nur noch als Zoologischer Direktor fungieren. Völlig überraschend lässt Claus Hagenbeck am 26. März 2012 eine Mitteilung verschicken. Mit sofortiger Wirkung kehre der Seniorchef aus dem Ruhestand zurück und übernehme wieder die Geschäftsführung in allen Gesellschaften. „Die Entwicklung der letzten Wochen“ habe „diese Entscheidung notwendig gemacht“. Joachim Weinlig-Hagenbeck zieht vor Gericht. Claus Hagenbeck sei zu alt, habe kein Rückkehrrecht. Richter Karsten Nevermann versucht, die geladene Stimmung zu entschärfen. „Was Sie durchmachen, hat Albtraum-Charakter für alle Beteiligten“, sagt er. Und: „Eine Entscheidung des Gerichts wird Sie nicht glücklich machen.“ Sie hören ihn nicht.
An einem Sommertag vor acht Jahren ist Walrossdame Neseyka der Star, das neue Eismeer wird eröffnet. Bis heute ist es die letzte große Neuerung im Tierpark.
Dritter Akt: Der Krieg der Töchter
Sie rufen Henning Voscherau an, als Retter. Er soll vermitteln zwischen beiden Seiten, die Situation beruhigen, bevor sie weiter eskaliert. Nicht alles ist schlecht im Reich des Tierparks: Die Hagenbeck-Stiftung etwa sammelt weiter Geld für Investitionen, die Besucherzahlen sind gut. Voscherau, allseits respektiert, scheint der richtige Mann.
Die beiden Seniorchefs im Tierpark aber setzen auf eigene Berater. Bei Claus Hagenbeck ist dies Dirk Albrecht, Geschäftsmann mit bewegter Vergangenheit, sogar beim HSV war er einmal. Ein Mann „alter Schule“, freundlich, aber schroff beizeiten. Er lernte Claus Hagenbeck beim Golf kennen. Der Patriarch sieht ihn als Strategen, als einen, der das Geschäft in seinem Sinn führen kann. Andere Beteiligte vermuten heute, „dass Albrecht die treibende Kraft hinter dem absurden Streit ist. Weil er profitierte.“
Hagenbecks Tigerjunge treffen ihren Vater:
Hagenbecks Tigerjunge treffen ihren Vater
Joachim Weinlig-Hagenbeck, der Mann für die Finanzen, sucht die Nähe zur Hagenbeck-Stiftung. Dort sind sie besorgt und irritiert über den in Flammen stehenden Familienfrieden. Und vor allem über Stephan Hering-Hagenbeck, den Schwiegersohn des Patriarchen. Auf einmal sei sein Stuhl bei Sitzungen des Stiftungsrates leer geblieben, auf Nachfragen habe er nicht reagiert. Genauso wenig wie der Patriarch, heißt es. „Claus Hagenbeck ist in die Wagenburg gezogen. Er hatte wohl das Gefühl, von Elstern umzingelt zu sein“, sagt eine langjährige Mitarbeiterin des Parks.
Auch Henning Voscherau kann die Linien nicht brechen. Der Vermittlungsversuch scheitert. „Dieser Streit wird sich wohl nur über den Friedhof lösen lassen“, soll der Altbürgermeister in jenen Tagen gesagt haben.
In den Gerichtsprozessen geht es kaum voran. Erst verhindert Weinlig-Hagenbeck die Rückkehr des verfeindeten Patriarchen, dann setzt das Oberlandesgericht Claus Hagenbeck doch wieder offiziell ein. Seinen Freund und Berater Dirk Albrecht baut er gezielt zu einem einflussreichen Mann im Tierpark auf, bis Joachim Weinlig-Hagenbeck wieder juristisch einschreitet. Bei den Gerichtsterminen lassen sich beide wegen der komplexen Streitsachen zeitweise von fünf unterschiedlichen Fachanwälten pro Verhandlung vertreten. Allein durch Unterlassungsklagen verdienen die Juristen stattliche Summen.
Jahrelang sprechen die Alphatiere kein Wort miteinander. „Das ist wie in einer zerrütteten Ehe: Sobald die Juristen dran sind, kann nur noch der liebe Gott helfen“, wird Weinlig-Hagenbeck später zu Vertrauten sagen. Richter Karsten Nevermann reicht es, er entscheidet: Beide Streithähne haben dem Tierpark geschadet und müssen ihre Posten räumen. Erstmals kommt wieder Verhandlungsbereitschaft auf, beide Seiten einigen sich, dass die jüngere Generation übernehmen soll. Mit frischem Blut soll es besser werden im Tierpark.
Doch es wird schlimmer.
Friederike Hagenbeck, Tochter von Joachim Weinlig-Hagenbeck, ist erst 26 Jahre alt, als sie Tierparkchefin wird. Eine selbstbewusste junge Frau mit Kurzhaarschnitt, vor ihrer Ernennung hatte sie schon bei der Berenberg Bank gearbeitet. Es gibt bis heute Menschen in Stellingen, die sie für zugänglich, meistens nett, und – für Hagenbeck-Verhältnisse – vernünftig halten. Für Stephan Hering-Hagenbeck ist sie laut Mitarbeitern und Gerichtsakten eine Art Erzdämon. Sie habe ihn mit „überflüssigen Aufgaben“ vollgeladen, wie einen „Laufburschen“ behandelt. Für zwei Monate wird Hering-Hagenbeck erneut Geschäftsführer. Dann geht er wieder.
Stattdessen rückt seine Frau Bettina, Tochter von Claus Hagenbeck, an die Spitze. Für einige Wochen scheint es Hoffnung zu geben, immerhin reden die Frauen miteinander, versuchen die Baustellen anzugehen. Das sogenannte „Säugetiergutachten“ des Bundes gibt den Zoos gerade neue Vorgaben zur Größe von Gehegen, zur Haltung von Vorzeigespezies wie Elefanten. Als denkmalgeschützter Tierpark hat es Hagenbeck besonders schwer, Anlagen umzugestalten. Werden die Vorgaben aber nicht erfüllt, drohen im schlimmsten Fall Verbote für die Haltung bestimmter Tiere.
Es kommt nicht zu großen Plänen. Die Oberhäupter beider Familienstränge denken nicht daran, ihren Töchtern bei der Leitung des Tierparks nur zuzusehen. Mitarbeiter erzählen von E-Mails beider Frauen mit markigen Ansagen, wie die Dinge zu laufen hätten – „und zwar in einer Handschrift, dass einem der Vater vor dem inneren Auge erscheint und anschreit“, so eine Angestellte. Auch Dirk Albrecht ist weiter ständig im Tierpark, wird nach Abendblatt-Informationen fürstlich für Beratertätigkeiten entlohnt, direkt aus dem Vermögen von Claus Hagenbeck.
Tiger geht in Hagenbecks Tierpark schwimmen:
Seine Tochter Bettina genießt bei einem Teil der Belegschaft ordentliches Ansehen; aber wenn sie ein Manöver der Gegenseite wittern, sind beide Töchter unerbittlich, vielleicht noch unerbittlicher als ihre Väter. Beide fangen an, Anweisungen der anderen für ungültig zu erklären. „Und dann stehen Sie da, müssen etwa ein bestimmtes Problem in einem Gehege lösen – und wissen, egal wie ich mich entscheide, es wird Hass und Stunk geben“, so eine Mitarbeiterin.
Unter den Angestellten des Tierparks sind viele herausragende Experten und Persönlichkeiten. Die Arbeitstage in ständiger Habachtstellung durchqueren zu müssen wie ein Tigergehege überfordert und zermürbt sie. „Viele haben den Kopf eingezogen, ihre Träume fallen lassen. Diesen großen Hagenbeck-Spirit, den gibt es kaum noch“, sagt eine, die lange dabei ist. „Man wartet, dass der Himmel aufreißt, aber es passiert nicht.“
Auch Friederike und Bettina Hagenbeck werden Stammgäste im Saal der 12. Handelskammer am Landgericht. Es geht um Befugnisse, Äußerungen und einen Dienstwagen. Den hatte die eine angeschafft – aber die andere wollte das Gefährt angeblich lieber verrosten lassen, als es für die Rivalin freizugeben. Im Jahr 2018 wird Stephan Hering-Hagenbeck als Zoologischer Leiter gekündigt, auch diese Angelegenheit landet vor Gericht. Für Bettina soll der offene Angriff auf ihren Ehemann eine endgültige Kriegserklärung gewesen sein.
Erste Schwimmstunde für Albino-Seebärenbaby bei Hagenbeck:
Erste Schwimmstunde für Albino-Seebärenbaby bei Hagenbeck
Sie und Friederike Hagenbeck sprechen laut Mitarbeitern bald selbst dann nicht mehr miteinander, wenn sie notgedrungen im selben Raum sitzen. Das höchste der Gefühle sei ein schneidender Blick und eine Bitte an andere Anwesende, der anderen „Frau Hagenbeck“ doch bitte etwas auszurichten.
Die Patriarchen im Hintergrund unternehmen wenig, um zu schlichten. Nach Abendblatt-Recherchen streiten sie lieber vor Gericht um das Erbe von wohlhabenden Hamburgern. Claus Hagenbeck misstraut der meist begünstigten Stiftung, weil sie seinem Feind angeblich näher steht und als verlängerter Arm von Weinlig-Hagenbeck Einfluss nehmen könnte. Das Stiftungsgeld will er trotzdem, obwohl es vor allem Stiftungsvize Cord Crasselt ist, der über Jahre Kontakte zu Spendern pflegt – informiert, überzeugt. In nach dem Tod verlesenen Testamenten ist der Begünstigte des Vermächtnisses jedoch oft ungenau. Nicht selten wollen die Verstorbenen einzelnen Tieren ihren Besitz vermachen, oder schreiben bloß „Hagenbeck“. Gehört das Geld somit der Tierpark GmbH, der Stiftung oder Claus? Mehrere Fälle werden durchprozessiert, bis man sich auf eine Regelung einigen kann.
Vierter Akt: Der Hagenbeck-Neustart, der keiner ist
Als die Silvesterraketen das Jahr 2020 eröffnen, ist der vielleicht absurdeste Zustand in 113 Jahren Tierparkgeschichte perfekt. Der Sanierungsstau hat sich konservativen Schätzungen zufolge auf 40 Millionen Euro addiert, in Tierparkkreisen wird nicht ausgeschlossen, dass bald Gehege geschlossen werden müssen, weil sie instabil geworden sind. Die ersten Leidtragenden könnten die Riesenotter, Paviane und Giraffen sein.
Gleichzeitig hat die Hagenbeck-Stiftung nicht geringe Rücklagen. „Da persönliche Emotionen so lange im Weg gestanden haben, ist der Bedarf aber höher einzuschätzen als die vorhandenen Mittel“, so Cord Crasselt. Der Vorsitzende des Stiftungsvorstandes, der Notar Dr. Rolf-Hermann Henniges, sieht große Gefahren in dem Stillstand. „Wenn es nicht in absehbarer Zeit gelingt, zu einer Zusammenarbeit zurückzufinden, steht der Tierpark Hagenbeck vor kaum noch zu bewältigenden Problemen.“
Erstes Date bei Hagenbeck: Eisbär Kap trifft auf Victoria
Erstes Date bei Hagenbeck: Eisbär Kap trifft auf Victoria
Ende März ergreift die große Leere den Tierpark. Corona, Lockdown, Stillstand. Aber die Tiere wollen versorgt werden wie immer. Die Betriebskosten belaufen sich bei Hagenbeck auf rund eine Million Euro pro Monat. Die Wege und Wiesen sind jedoch beinahe verwaist, die Tore geschlossen. Ab und an gehen die Hagenbeck-Familien im Park spazieren. Wenn sie sich zufällig sehen, gucken sie weg, grüßen nicht. Hochnotpeinliche Momente.
Was eine strahlende Attraktion für Hagenbeck nach der Wiedereröffnung werden könnte, wurde zurück in luftdichte Kisten gesteckt und in ein Gebäude der Universität Hamburg gebracht. Im Februar hatte die Hagenbeck-Stiftung vier große Dinosaurierskelette gekauft, ein kleiner Coup, sogar Kultursenator Carsten Brosda (SPD) ließ sich entzückt unter den zusammengesetzten Knochen fotografieren. Schon Carl Hagenbeck sei ein „Dino-Fan“ gewesen. Eine Ausstellung in der leer stehenden Dressurreithalle ist geplant, vielleicht mit Tischen und Kellnern im Schatten der Skelette als Erlebnisgastronomie.
Claus Hagenbeck legte in letzter Minute sein Veto ein. Der Kauf der Knochen widerspreche dem Stiftungszweck – „und mir liegen die lebenden Tiere am Herzen, nicht Museen“, sagte er. Die Stiftung dürfe nicht strategisch in den Familienstreit eingreifen. Und auch die Besucher hätten kein Interesse, ist sich Claus Hagenbeck sicher. Ebenso wenig nutzt der Tierpark die Corona-Pause, um die baufälligsten Gehege auszubessern.
Orang-Utan-Baby im Tierpark Hagenbeck:
Orang-Utan-Baby im Tierpark Hagenbeck
Stattdessen bekommen die Angestellten Anfang April eine kurze Mail. Sie sollen ihre Signaturen ändern. Friederike und Bettina Hagenbeck sind nicht länger im Amt. Nach Abendblatt-Recherchen zogen die Familienzweige selbst die Notbremse, bevor Richter Karsten Nevermann erneut eine Absetzung entscheiden musste. An ihren letzten Tagen sprachen beide Frauen laut Mitarbeitern noch eine Reihe von Kündigungen aus, vor allem gegen seit längerer Zeit gesundheitlich angeschlagene Beschäftigte. „Rückzug mit verbrannter Erde“, sagt ein Insider. Stephan Hering-Hagenbeck, der Schwiegersohn des Patriarchen, ist inzwischen Zoodirektor in Wien.
Die Oberhäupter der verfeindeten Hagenbeck-Stämme probieren es erstmals in der Geschichte des Tierparks mit einer externen Lösung. Claus Hagenbeck bestimmt seinen Intimus Dirk Albrecht zum Geschäftsführer. Joachim Weinlig-Hagenbeck setzt Ludger Patt ein, einen versierten Kaufmann. Im Park sind sie vor allem neugierig darauf, Patt kennenzulernen. Die meisten haben dazu jedoch keine Chance. Patt wird krankgeschrieben, das Türschloss ausgewechselt, sein Name aus dem Impressum gestrichen.
Mit Dirk Albrecht bestimmt damit nach langer Zeit wieder ein Alleinherrscher die Geschicke des ruhmreichen Tierparks. Mehrere Mitarbeiter sagen, seine ersten Amtstage waren erfreulich, er habe der Belegschaft vermittelt, auf ihre Expertise zu setzen. Aber wie so oft war die Hoffnung nicht von Dauer. „In einem Moment ist er zuckersüß, im nächsten brüllt er einen an, man solle nicht selbst denken. Das sei seine Aufgabe“, sagt eine Mitarbeiterin. Ein weiterer meint, Albrecht sei „einer der dominantesten Menschen, die ich bisher kennengelernt habe“.
Sibirische Tiger aus dem Tierpark Hagenbeck ziehen um:
Sibirische Tiger aus dem Tierpark Hagenbeck ziehen um
Nach Abendblatt-Informationen wurde der Betriebsrat eingeschaltet, weil der neue Geschäftsführer weibliche Angestellte mit sexistischen Sprüchen überzogen haben soll. Auf Anfrage geht Albrecht darauf nicht direkt ein. Er sei ein „Teamplayer“, der gleichzeitig mit „klaren, strukturierten Vorgaben“ die Zukunft des Tierparks im Blick habe, teilt Albrecht schriftlich mit. „Ich kann verstehen, dass sich einzelne Mitarbeiter noch nicht vollständig eingebunden fühlen.“
Claus Hagenbeck redet in einem Interview davon, dass es mit seinem „guten Freund“ gelingen werde, die Corona-Krise durchzustehen. Er selbst sei ja nicht weg, auch nicht im Alter von 78 Jahren. Er stehe Albrecht zur Seite. „Wenn er mich fragt, antworte ich. Und wenn ich etwas sehe, was nicht läuft, weise ich darauf hin.“ Die andere Familienseite darf das als Drohung auffassen.
Joachim Weinlig-Hagenbeck hält sich dennoch mit Widerstand zurück. Vorerst verzichtet er darauf, einen neuen Co-Chef zu bestimmen, wie es dem Familienzweig zustünde. Es soll wohl ein Zeichen sein, vielleicht ein letzter Versuch.
Epilog: (K)ein bisschen Frieden im Tierpark
Im Juli sind die Kassen wieder offen und der Vorplatz des Tierparks so voll, dass man sich Sorgen um die Einhaltung der Corona-Regeln machen muss. 28 neue Ordnungsdienstmitarbeiter weisen Besucher auf das Abstandsgebot hin. Die Show muss weitergehen, und die Hamburger wollen sie noch immer sehen. „Es ist ja eine Wucht, welche Liebe uns in der Stadt entgegengebracht wird, trotz allem“, sagt ein Mitglied der Familie.
Hinter den Kulissen wachse eine zarte Pflanze der Hoffnung aus den Trümmern der Tierpark-Dynastie, heißt es. Sie besteht aus wöchentlichen Gesprächsrunden zwischen Dirk Albrecht und Joachim Weinlig-Hagenbeck, die gemeinsam anpacken wollen, so haben es beide jedenfalls Vertrauten versichert. Claus Hagenbeck habe seinen Segen gegeben. Gegossen wird der Hoffnungstrieb auch von der Stiftung, die sich bereit erklärt hat, in der Krise für die Futterkosten aufzukommen. Dass wieder miteinander geredet wird, sei ein Erfolg. Eine Lösung ohne Anwälte, fast ein Wunder.
Ausgebüxt und eingefangen: Ein Pelikan auf Abwegen
Ausgebüxt und eingefangen: Ein Pelikan auf Abwegen
Die Töchter der Clans haben sich zurückgezogen. Stephan Hering-Hagenbeck hat den Start als Chef im renommierten Wiener Tiergarten Schönbrunn gemeistert. Die Gesellschafter dort seien zufrieden mit seiner Arbeit, und vielleicht ist Hering-Hagenbeck inzwischen der Einzige der Familie, der glücklich ist.
In Hamburg wurde ein Büro mit der Machbarkeitsstudie für ein neues Giraffenhaus beauftragt. Die Kosten dürften in die Millionen gehen. Hamburger Bundespolitiker haben signalisiert, auch Geld für ein neues Elefantenhaus beschaffen zu können, „eines der modernsten in Europa“, so der Traum. Ein Bulle könnte einziehen, die Elefantenzucht – stets der Stolz des Tierparks – fortgeführt werden. Die nötigen Rücklagen bei Tierpark und Stiftung wären da.
Wissenswertes zum Tierpark Hagenbeck:
- Hagenbecks Tierpark wurde im Mai 1907 eröffnet
- Er liegt im Hamburger Stadtteil Stellingen und umfasst eine Fläche von 19 Hektar
- Im Tierpark gibt es mehr als 1850 Tiere aller Kontinente, darunter eine der größten Elefantenherden Europas
- Alle Bereiche im Tropen-Aquarium und der Rundweg im Tierpark Hagenbeck sind behindertengerecht
- Die Mitnahme von Hunden ist nicht erlaubt
Höchste Zeit, das Geld zu nutzen. Kein Elefantenbulle, kaum noch Giraffen, bald wohl keine Paviane mehr und ein seit bald zwei Jahren eingerüstetes historisches Tor, dessen Zukunft ungewiss ist: Nicht nur für Eingeweihte ist der Streit inzwischen im Park sichtbar. Auch Besucher merken es. Fünf tierschutzrechtliche Anzeigen sind bisher beim zuständigen Veterinäramt in Eimsbüttel eingegangen, darunter auch eine zur Haltung eines Luchses – den es im Tierpark gar nicht gibt. Dennoch scheint die Leidensfähigkeit auf allen Seiten erschöpft, der Veränderungswille groß.
Mitarbeiter berichten von zaghaften Fortschritten. Stiftung und Geschäftsführung nähern sich an. Und obwohl Geschäftsführer Dirk Albrecht sich nicht „zu familieninternen Vorgängen der Eigentümer“ äußern will, seien jetzt „alle fest entschlossen, der Geschäftsführung den Freiraum zu geben, sich den Zukunftsprojekten zu widmen“. Ein Masterplan mit Projekten und Prioritäten werde derzeit erarbeitet – zusammen. Den Lähmungszustand wegen des Streits der beiden Gesellschafterstämme erklärt Albrecht gegenüber dem Abendblatt bereits für „beendet“.
Tatsächlich ist die Sache aber wohl komplizierter. Zwar wurden die meisten Gerichtsverfahren inzwischen per Vergleich beigelegt. 14 Verfahren sind jedoch noch offen, so ein Gerichtssprecher, jedes davon mit einer „Vielzahl von Einzelpositionen“ – Stoff für neue Eskalationen. Bevor die echten Baustellen bei Hagenbeck angepackt werden können, sieht sich die Familie in der übernächsten Woche vor Gericht.
Die geschundene Belegschaft weiß, dass der Strohhalm der Hoffnung dünn ist. Zu wenig berechenbar sind beide Familienseiten. Und das alles wegen einer strittigen Rechnung, unterschiedlicher Meinungen, persönlicher Animositäten oder gar wegen eines Golfturniers?
Im Zoo der Eitelkeiten geht es auch um Geld und Macht, um öffentliches Ansehen, und um Begriffe wie Ehre und Tradition. Die Kränkungen sitzen tief, haben sich bisweilen verselbstständig. Das macht den Frieden weiter brüchig.
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Als sein Freund Dirk Albrecht schon am Neuanfang arbeitete, hat Claus Hagenbeck dem Moderator Knut Terjung noch ein Interview in St. Nikolai gegeben. Eine Frage zum Streit wurde auch gestellt. „Manch einer fühlt sich erinnert an den Denver-Clan. Verstehen Sie das?“
In der Aufzeichnung bei YouTube ist noch das Gesicht von Claus Hagenbeck zu sehen. Dann wird das Bild weiß, darauf ein rechtlicher Hinweis. Die Passage darf nicht mehr gezeigt werden. Der Patriarch habe sich selbst zitiert, alte Vorwürfe gegen Joachim Weinlig-Hagenbeck erneut vorgebracht, wird es dazu von der Gegenseite im Tierpark heißen. Wieder ein Fall für die Anwälte.
Im Tierpark Hagenbeck stehen zwei Totempfähle aus Nordamerika. Ein besonderer Ort zwischen Bisons und Wapitis, spirituell angehaucht von indigener Geschichte. Eigentlich der perfekte Platz, um ein Kriegsbeil zu begraben. Eigentlich.