Hamburg. Die britische Corona-Mutante trifft jüngere Menschen stärker. Asklepios-Sprecher: “Wir sehen vermehrt deutlich kränkere Kinder“.
Der tragische Fall eines vier Jahre alten Kindes aus Stormarn, das in einem Hamburger Krankenhaus an den Folgen von Covid-19 starb, rückt den Fokus nun auf schwere Verläufe der Lungenkrankheit bei jüngeren Menschen. Die Zahl der infizierten Kinder und Jugendlichen steigt in der dritten Corona-Welle überdurchschnittlich an.
Wie Asklepios-Sprecher Mathias Eberenz dem Abendblatt sagte, werden auch in der Klinik in Langenhorn an Corona infizierte Babys und Kleinkinder behandelt. "Wir haben in dieser Woche sowohl ambulant wie auch stationär Kinder im Alter von wenigen Wochen bis 4 Jahren in unserem KinderHeidberg behandelt, die an einer Covid-19-Infektion erkrankt sind", so Eberenz. Keines musste beatmet werden und "alle Kinder wurden in gebessertem Gesundheitszustand wieder entlassen."
Asklepios erwartet mehr infizierte Kinder in Hamburg
Doch Eberenz warnt: "Wir sehen, wie auch schon in England mit dem Auftreten der Virusmutation vermehrt deutlich kränkere Kinder", so der Asklepios-Sprecher in Hamburg. "Wir beobachten besorgt die steile Entwicklung der Infektionszahlen insbesondere bei Kindern und sind auf steigende Zahlen minderjähriger Patienten vorbereitet."
In England und Frankreich war die Fallzahl der englischen Variante des Virus bereits vor gut zwei Monaten stark angestiegen – betroffen waren davon nun aber mehr junge Menschen. Im Gegensatz zu anderen Mutationen gilt die britische Mutante B.1.1.7 als gefährlicher und kann andere Symptome verursachen, als die herkömmliche Virus-Variante. Sorgen bereitet nun aber auch eine neue französische Mutante, die im Falle einer Ansteckung offenbar nicht einmal mit einem PCR-Test nachweisbar ist.
Hamburger Klinikdirektor fürchtet schwere Fälle bei Kindern
Ähnlich wie der Asklepios-Sprecher äußerte sich bereits der Ärztliche Direktor am Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, Prof. Peter Höger, im Abendblatt. Er fürchtet, dass es schon bald wegen des zuletzt verschärften Infektionsgeschehens und der partiellen Schulöffnungen in Hamburg vor zwei Wochen auch zu einem "erheblichen Anstieg" von Ansteckungen bei Kindern und Jugendlichen kommen wird.
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Mit der britischen Mutation werde eine deutlich ansteckendere Variante des Coronavirus in den nächsten ein bis zwei Wochen 90 Prozent aller Infektionen verursachen. „Damit wird auch die Zahl schwererer Erkrankungen zunehmen", so Höger.
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Von einem leichten Verlauf wird bei Covid-19 nur gesprochen, wenn der infizierte Mensch nicht stationär behandelt werden muss. In der Vergangenheit verliefen Corona-Infektionen bei Kindern oft symptomfrei und deshalb vielfach unbemerkt. Doch auch in diesem Fall kann noch großer Leidensdruck entstehen.
Zunehmend werden Spätfolgen auch bei Minderjährigen bekannt. Bestehen die Beschwerden noch Wochen später, oder verschlechtern sich sogar, ist in der Fachsprache von Long Covid die Rede. Da für Kinder und Jugendliche noch keine entsprechenden Impfstoffe zugelassen sind, zählen sie zu jenen, die noch länger empfänglich für das Virus sein werden.