Hamburg. Was die Bund-Länder-Beschlüsse für Hamburg bedeuten. Künftig können sich Schüler zweimal pro Woche testen.
Es gab viel Gesprächsbedarf: Zwei Stunden lang erläuterte Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Dienstag im Rathaus, was aus den Bund-Länder-Beschlüssen für Hamburg folgt. Das Abendblatt beantwortet wichtige Fragen:
Wie geht es an Hamburgs Kitas und Schulen weiter?
Der eingeschränkte Regelbetrieb in den Kitas und der Wechselunterricht für Grundschüler und einige Jahrgangsstufen der weiterführenden Schulen läuft weiter. Weil der Gründonnerstag nun allerdings als „Ruhetag“ gelten soll, werden Kitas aller Voraussicht nach nicht geöffnet haben, und für Schülerinnen und Schüler wird weder Präsenz- noch Distanzunterricht stattfinden, wie die Sozial- und die Schulbehörde mitteilten.
In dem jüngsten Bund-Länder-Beschluss heißt es, dass für Lehrer, Schüler und Kitabetreuende „baldmöglichst zwei Testungen pro Woche angestrebt“ werden sollen. Für Hamburger Schüler, die am Präsenzunterricht teilnehmen, war bisher allerdings nur eine einmalige Testung pro Woche vorgesehen.
Kompletter Stillstand ab Gründonnerstag in Hamburg:
Das soll sich von der kommenden Woche an ändern: Ein „großer Teil“ der Schulen könne dann allen Schülern im Präsenzunterricht zwei Selbst-Schnelltests pro Woche anbieten, so die Schulbehörde. Zusätzlich zu den schon ausgelieferten 480.000 Tests erhielten die Schulen von morgen an 1,4 Millionen weitere Schnelltests. Spätestens nach Ostern könnten dann alle Schulen zwei Testungen pro Schüler pro Woche durchführen.
Noch sind die Tests freiwillig. Auch Schüler, die sie ablehnen, dürfen am Präsenzunterricht teilnehmen. Es sollten aber möglichst alle Schüler im Präsenzunterricht an den Tests teilnehmen, sagte der Bürgermeister. Er schloss nicht aus, dass die Tests verbindlich werden könnten, „sollten wir feststellen, dass es nicht ausreichend umgesetzt wird“. Die Schulbehörde erklärte, eine Sanktionierung bei Nicht-Teilnahme sei nicht geeignet, Vertrauen zu schaffen.
Warum rät der Senat von allen nicht notwendigen Reisen ab?
Auf Mallorca und an einigen anderen Orten im Ausland sei die Inzidenz derzeit zwar vergleichsweise niedrig, sagte Tschentscher. Aber wenn dort viele Touristen zusammenkommen, könne das Infektionsrisiko vor Ort rasch zunehmen; Reiserückkehrer könnten vermehrt ansteckendere und gefährlichere Virusvarianten mitbringen, sagte Tschentscher.
Niemand könne sicher sein, dass ein Reiseziel nicht schon in den kommenden Tagen vom Robert-Koch-Institut als Risikogebiet und/oder sogenanntes Virusvarianten-Gebiet eingestuft werde. Wer aus einem so eingestuften Gebiet nach Hamburg zurückkehre, müsse sich 14 Tage in Quarantäne begeben.
Nur nach der Rückkehr aus einem Risikogebiet lasse sich die Quarantäne vorzeitig durch einen negativen Test beenden, nicht aber bei der Rückkehr aus einem Virusvarianten-Gebiet, so die Gesundheitsbehörde.
Von den Fluglinien erwarteten Bund und Länder „konsequente Tests von Crews und Passagieren vor dem Rückflug“, sagte Tschentscher. „Und wir erwarten, dass keine Ausweitung der Flüge während der Osterferien erfolgt.“
Was sagen die Kirchen zu den Beschränkungen über die Ostertage?
Katholische und evangelische Kirchen reagierten überrascht auf die Bitte von Bund und Ländern, über die Osterfeiertage keine Präsenzgottesdienste stattfinden zu lassen. Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Norddeutschland kritisierte, dass sie in diese Überlegungen nicht einbezogen wurde.
Corona: Diese Testverfahren gibt es
- PCR-Test: Weist das Virus direkt nach, muss im Labor bearbeitet werden – hat die höchste Genauigkeit aller Testmethoden, ist aber auch die aufwendigste
- PCR-Schnelltest: Vereinfachtes Verfahren, das ohne Labor auskommt – gilt als weniger zuverlässig als das Laborverfahren
- Antigen-Test: weniger genau als PCR-(Schnell)Tests, dafür zumeist schneller und günstiger. Laut RKI muss ein positives Testergebnis durch einen PCR-Test überprüft werden, ein negatives Ergebnis schließt eine Infektion nicht aus, insbesondere, wenn die Viruskonzentration noch gering ist.
- Antigen-Selbsttest: Die einfachste Test-Variante zum Nachweis einer Infektion mit dem Coronavirus. Wird nicht von geschultem Personal, sondern vom Getesteten selbst angewandt. Gilt als vergleichsweise ungenau.
- Antikörper-Test: Weist keine akute, sondern eine überstandene Infektion nach – kann erst mehrere Wochen nach einer Erkrankung sinnvoll angewandt werden
- Insgesamt stellt ein negatives Testergebnis immer eine Momentaufnahme dar und trifft keine Aussagen über die Zukunft
Daher könne man noch nicht sagen, wie sich das konkret für die Gemeinden vor Ort zu Ostern auswirke. Dazu werde es jetzt Gespräche mit den Ländern geben. Ein Sprecher des katholischen Erzbistums betonte, dass das weitere Vorgehen intern berate werde.
Bereits Weihnachten waren in den evangelischen Landeskirchen die meisten Präsenz-Gottesdienste ausgefallen. Stattdessen gab es virtuelle Angebote. Die katholische Kirche hatte Weihnachten Präsenz-Messen unter strengen Hygieneregeln angeboten.
Was kann in dieser Situation Hoffnung machen?
In Hamburg seien bisher mehr als 80 Zentren eingerichtet worden, in denen Bürger sich einmal pro Woche ohne Symptome kostenlos auf Corona testen lassen können, sagte Tschentscher. Ihm zufolge werden in diesen Zentren täglich 40.000 bis 60.000 Schnelltests durchgeführt.
Hinzu kommen Untersuchungen für Kitabetreuende und Lehrer, die sich dreimal pro Woche testen können. Hamburg erwarte für April deutlich mehr Impfstoff, sagte Tschentscher am Dienstag. Die Gesundheitsbehörde präzisierte auf Abendblatt-Nachfrage, das Bundesgesundheitsministerium habe der Hansestadt für die 14. und 15. Kalenderwoche nach Ostern Lieferungen von jeweils 50.000 Impfdosen angekündigt.
Sollte es wirklich so kommen, dann könnten im zentralen Impfzentrum und von den mobilen Impfteams täglich bis zu 7500 Impfungen durchgeführt werden, sagte Tschentscher. Aktuell finden täglich etwa 4000 Impfungen in den Messehallen statt.
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Was sagt die Opposition zu den Beschlüssen?
CDU-Fraktionschef Dennis Thering hält die Verlängerung des Lockdowns für unumgänglich, sieht die Schließung des Lebensmittelhandels am Gründonnerstag aber kritisch: „Das Gedränge wird an den anderen Tagen umso größer werden.“ Seine Fraktion beantragt für die heutige Bürgerschaftssitzung einen Ausbau der Test-Strategie: An Schulen und Kitas müssten tägliche Corona-Schnelltests für Schüler, Lehrkräfte und Erzieherinnen ermöglicht werden.