Hamburg. Wenn die von SPD und Grünen geforderte Verordnung in Kraft tritt, soll sie auch für freilaufende Katzen gelten, die Besitzer haben.
Die Bürgerschaftsfraktionen von SPD und Grünen in Hamburg wollen das unkontrollierte Anwachsen der Katzenpopulation in der Stadt stoppen und das "Leid der freilebenden Tiere mindern". Zu diesem Zweck soll der Senat den Erlass einer Katzenschutzverordnung prüfen, die eine Kastration/Sterilisierung, Kennzeichnung und Registrierung ermöglicht.
SPD und Grüne folgen damit Empfehlungen der Hamburger Tierärztekammer, des Tierheims Süderstraße und des Deutschen Tierschutzbundes, sagte die Tierschutzexpertin der SPD, Britta Schlage.
Ein entsprechender Antrag soll in der Bürgerschaftssitzung am 18. August behandelt werden. Die Verordnung soll auch freilaufende Halterkatzen erfassen und sich also ausdrücklich nicht nur auf streunende Tiere erstrecken.
Streuner sollen kastriert, registriert und gekennzeichnet werden
"Freilebende halterlose Katzen sind oft unterernährt und besonders krankheitsanfällig", sagte Schlage. "Ihre Population wächst in Hamburg schnell an. Deshalb wollen wir die Spielräume nutzen, die uns das Bundestierschutzgesetz eröffnet, um die Vermehrungsdynamik und damit auch das Leid dieser Katzen zu mildern."
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Die Verordnung solle die Rechtsgrundlage für eine Kastration, Kennzeichnung und Registrierung sowohl freilebender Katzen als auch freilaufender Halterkatzen bilden. Bereits im Prüfprozess vor Erlass der Katzenschutzverordnung soll geklärt werden, wie eine Registrierung erfolgen und die Einhaltung der Verordnung kontrolliert werden kann.
Rund 10.000 halbwilde Katzen in Hamburg
Geschätzt 10.000 Streuner leben und vermehren sich in der Stadt, ohne ausreichend Futter zu haben oder tierärztlich versorgt zu sein. Laut Tierschutzverein leben sie, von Menschen zumeist unbemerkt, in Kleingärten, auf Industriegeländen, Friedhöfen, am Alsterlauf und in Hinterhöfen.
Grüne loben Tierschutzvereine für Einsatz
Lisa Maria Otte, Grünen-Sprecherin für Tierschutz: "Mit dieser besorgniserregenden Situation dürfen wir die Tierschutzvereine und Tierheime nicht allein lassen. Immer wieder muss das Team des Tierheims in Gebüschen aufgefundene Katzenbabys mühevoll aufziehen, deren Muttertiere den Alltag auf der Straße nicht überlebt haben."
Das Einfangen und Kastrieren sei aber eine "für Tierschutzvereine eine nicht zu bewältigende Aufgabe, solange sich unkastrierte freilaufende Hauskatzen auf ihren Ausflügen immer wieder mit Streunerkatzen paaren."
Experten empfehlen den Zwang zur Kastration
Deshalb empfehlen empfehlen Experten, und Tierschutzorganisationen, alle Katzen, die unbeaufsichtigt freien Auslauf haben, zu kennzeichnen, zu registrieren und vor allem eben auch zu kastrieren. Inzwischen haben in Deutschland etwa 1.000 Städte und Gemeinden eine solche Verordnung erlassen, die durch §13b Tierschutzgesetz ermöglicht wird.
Darunter sind Großstädte wie Köln, Bremen, Düsseldorf und Hannover. In Berlin soll eine solche Verordnung im Juni 2022 eingeführt werden. Mit der Verordnung könnte die Einpflanzung eines Chips für Halterkatzen obligatorisch und ihre Kastration zur Pflicht werden. Für Züchter soll geprüft werden, ob bzw. welche Ausnahmen in die Verordnung aufzunehmen sind.