Hamburg. Der 43-Jährige war bereits am 9. Juni festgenommen worden – kam aber zunächst wieder auf freien Fuß. Das waren die Gründe.

Der 43-Jährige, der dringend verdächtig ist, für eine Raubserie auf Hamburger Bio-Supermärkte verantwortlich zu sein, ist nun doch in U-Haft. Das teilte die Polizei Hamburg am Montagabend mit. Die Ermittler hatten den Mann am 9. Juni vor einer Filiale der Kette Tjaden's festgenommen. Insgesamt sieben Überfälle auf Tjaden's-Filialen gab es zwischen August 2021 und Mai 2022, die Polizei ist sicher, dass es sich bei dem Festgenommen um den Serientäter handelt.

Als die Kräfte des Mobilen Einsatzkommandos den 43-Jährigen stoppten, trug dieser nicht nur eine Schreckschusswaffe bei sich – sondern auch eine auffällige Karnevalsmaske, die mit der übereinstimmte, die der Räuber bei seinen Überfällen benutzt haben soll – das zeigten Aufnahmen aus Überwachungskameras. In die Waffe passte ein bei einem vorangegangenen Überfall verlorenes Magazin wie ein Schlüssel ins Schloss. Zudem war der Mann volltrunken, eine Atemalkoholprobe ergab einen Wert von 2,3 Promille.

Polizei Hamburg: Streit um U-Haft nach Biomarkt-Raubserie

In Untersuchungshaft musste der Mann dennoch bisher nicht. Das hatte besonders in Polizeikreisen für Empörung gesorgt. Gewerkschafter sprachen von einem "Skandal", der "monatelange Arbeit zunichte gemacht" habe. Die Staatsanwaltschaft, später auch Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne), verwehrten sich gegen den Vorwurf, der Mann sei wegen eines personellen Engpasses nicht in Haft genommen worden.

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Tatsächlich ist die Unterbringung eines Verdächtigen in Untersuchungshaft an strikte Voraussetzungen geknüpft: Nur wenn die in der Strafprozessordnung festgelegten Haftgründe vorliegen, darf ein Haftbefehl ausgestellt werden. Ob das passiert, darüber entscheidet ein Richter auf Antrag der Staatsanwaltschaft. Das Ausbleiben von Untersuchungshaft hat keinen Einfluss auf die Strafverfolgung: Die U-Haft dient dazu, diese zu erleichtern, indem Flucht oder die Vernichtung von Beweismitteln unmöglich gemacht werden. Auch bei Wiederholungsgefahr kann ein Tatverdächtiger in Untersuchungshaft genommen werden.

Biomarkt-Raubserie: Verdächtiger sitzt nun in U-Haft

Genau dies ist nun passiert: Anders als zum Zeitpunkt der Festnahme, als laut gemeinsamer Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft Hamburg "die Voraussetzungen für einen Haftbefehl noch nicht zweifelsfrei" hätten festgestellt werden können, läge nun ein Haftgrund vor. Ausschlaggebend für das Ausbleiben eines Haftbefehls sei zuvor gewesen, dass zum "Zeitpunkt des Zugriffs keine weitere Straftat begangen war und für die zurückliegende Raubserie erst noch restliche Ermittlungsergebnisse abgewartet" werden mussten.

Nach Ansicht der Polizei ist der 43-Jährige nahezu zweifelsfrei verantwortlich für die insgesamt sechs Überfälle auf Tjaden's-Filialen sowie einen versuchten Raub auf einen Pizzadienst in den vergangenen Monaten. Nach Einschätzung eines Kriminologen handelt es sich bei dem Mann um einen kriminellen "Anfänger", der vermutete, in einem Bio-Supermarkt auf weniger Widerstand zu treffen. Dafür spricht auch, dass die Angestellten des Pizzaservices den Mann vertreiben konnten, ohne dass er Beute machte.

Kritik kommt von Jan Reinecke, Hamburger Landesvorsitzender des Bunds Deutescher Kriminalbeamter (BDK): "Nach meiner Erfahrung hätten die vorliegenden Beweismittel bereits am Tag der Festnahme für einen Haftbefehl mehr als ausgereicht", sagte er. Welche neuen Erkenntnisse zu dem Haftbefehl führten, will die Staatsanwaltschaft nicht preisgeben. Dazu werde man sich außerhalb des Verfahrens nicht äußern, sagte eine Sprecherin. Die Akte sei aber noch einmal ausgewertet worden, zudem seien weitere Ermittlungen der Polizei durchgeführt worden.