Hamburg. Die Berechnung ergibt, wann der Mangel vorüber und jeder erwachsene Hamburger zweimal geimpft sein soll.

Der Zeitplan für die gesamte Impfkampagne in der Hansestadt nimmt konkretere Züge an: Schon Anfang August könnten alle erwachsenen Hamburger zweimal geimpft sein – wenn gewisse Voraussetzungen erfüllt sind. Das geht aus einer Modellberechnung des Zentralinstituts (ZI) der Kassenärztlichen Bundesvereinigung hervor. Die Simulation wurde am Mittwoch bei einer Pressekonferenz vorgestellt. Sie beruht auf der Annahme, dass alle bislang zugesagten Impfstofflieferungen auch tatsächlich zum vereinbarten Zeitpunkt zur Verfügung stehen.

Gelingen kann das bis Anfang August allerdings nur, wenn auch in Arztpraxen geimpft wird – und wenn die Impfstoffe, die derzeit getestet werden, eine Zulassung bekommen. Klappt es mit der Zulassung nicht, verschiebt sich der Zeitpunkt der Durchimpfung auf den 12. September. Wird nicht in den Praxen, sondern weiterhin nur in den Impfzentren geimpft, wird die Durchimpfung erst deutlich später erreicht.

Ab Ostern genug Corona-Impfstoff in Hamburg?

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung empfiehlt deshalb, möglichst rasch die Voraussetzungen für Impfungen bei den niedergelassenen Ärzten zu schaffen. „Wir haben die Möglichkeit, Impfungen in großer Zahl vorzunehmen, wie jedes Jahr wieder bei den Grippeimpfungen zu sehen ist“, sagte Andreas Gassen, der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).

Bei der KBV geht man davon aus, dass der große Impfstoffmangel bereits Ostern vorüber sein wird. Laut Zentralinstitut haben Biontech und Pfizer für das zweite Quartal (April bis Juni) 40,2 Millionen Dosen zugesagt. Zugleich rechnet das BMG mit großen Lieferungen von Moderna (6,4 Millionen) und AstraZeneca (16,9 Millionen). Hinzu kämen die Impfstoffe von Johnson & Johnson sowie Curevac, falls sie bis dahin zugelassen sind.

Corona: Hamburg droht ein Impf-Stau

Aus dem derzeitigen Impfstoffmangel wird also sehr schnell ein Impfstoffüberschuss. Laut KBV droht dann wegen der begrenzten Kapazitäten der Impfzentren ein Stau. Und der wäre, da sind dich Epidemiologen einig, schädlich. Jede gegebene Impfung hilft dem Geimpften und ist zugleich ein Schritt in Richtung Herdenimmunität.

Jede eingelagerte Impfdosis bewirkt das Gegenteil: Das Erreichen des vollen Impfschutzes wird verzögert. Arztpraxen könnten die Sache wesentlich beschleunigen. Nach Angaben des ZI könnten 50.000 der bundesweit rund 75.000 Arztpraxen täglich jeweils 20 Impfstoffdosen verabreichen und dadurch bis zu 5 Millionen Impfungen pro Woche vornehmen.

Für Hamburg bedeutet das laut Modellrechnung: Die Stadt wäre schneller durch mit dem Impfen. Auch ohne weitere Impfstoffzulassungen könnte unter Hinzuziehung der Ärzte am 18. April die Prioritätsgruppe 1 durchgeimpft sein. Die Gruppe 2 wäre am 6. Juni (ohne Praxen: 13. Juni) fertig, die Gruppe 3 am 18. Juli (ohne Praxen: 12. September). Bis 12. September wären alle Erwachsenen geimpft. Ohne Hilfe der Praxen wäre das erst Monate später der Fall.

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Das optimistischste Szenario sieht so aus: Erste Gruppe bis 18. April fertig, zweite Gruppe bis 23. Mai, dritte Gruppe bis 20. Juni, alle erwachsenen Hamburger bis 1. August zweimal geimpft. Laut KBV dürfte das Impfen nach Priorisierungstabelle dabei bald der Vergangenheit angehören. KBV-Chef Sassen sagt: „Sobald der Impfstoff in großer Menge in die Arztpraxis kommt, wird die Priorisierung schnell nachrangig werden.“