Hamburg. Hamburg bietet nun auch Impftermine für niedergelassene Ärzte, ihr Personal, Sanitäter und Polizisten an. Was man jetzt wissen muss.
Es ist zwar nur ein minimaler Anstieg, aber er macht deutlich, dass die Richtung nicht stimmt: In Hamburg ist die Inzidenz, also die Zahl der Corona-Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen, erstmals seit dem 6. Februar wieder auf über 70 gestiegen. 219 Neu-Infektionen, 32 mehr als vor einer Woche, ließen den Wert von 69,2 auf 70,9 steigen. Nachdem er zuvor zwei Wochen lang zwischen 64 und 70 mehr oder weniger stagnierte, deutet sich jetzt ein erneuter Anstieg an – der auch bundesweit beobachtet wird.
Ob das bereits der Beginn einer dritten Welle der Pandemie ist und welche Rolle dabei die Ausbreitung der britischen Virus-Mutation spielt, darauf will man sich in Senatskreisen noch nicht festlegen. Klar sei aber, dass die ansteckendere Variante auf dem Vormarsch sei. Zu den zehn bestätigten Fällen in Hamburg kämen derzeit 190 Verdachtsfälle, die noch analysiert würden, heißt es aus der Sozialbehörde.
Zahl der Covid-19-Patienten in Krankenhäusern sinkt
Hilfreich sei aber, dass – auch aufgrund der Impfungen – die Zahl der schweren Verläufe und der Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern insgesamt rückläufig sei. Da die Daten übers Wochenende nicht aktualisiert werden, gilt noch: In den Kliniken werden 306 Corona-Patienten behandelt, darunter 75 auf Intensivstationen.
Unterdessen hat die Stadt gestern nun auch offiziell weitere Gruppen zum Impfen aufgerufen: Niedergelassene Ärzte und Zahnärzte, deren jeweiliges Praxispersonal, Beschäftigte im Krankentransportbereich sowie Polizei- und Ordnungskräfte „mit einem wegen ihrer Tätigkeit besonders hohem Infektionsrisiko“ könnten ab sofort einen Termin im Impfzentrum in den Messehallen vereinbaren, so die Sozialbehörde. Insgesamt gehe es um schätzungsweise 21.500 Personen. Sie sollten sich telefonisch unter der 116 117 melden. Wer einen Termin habe, müsse im Impfzentrum einen Arbeitgebernachweis vorlegen.
Prioritätsgruppe II erhält Impfstoff AstraZeneca
Dass bereits Menschen aus der Prioritätsgruppe II geimpft werden, obwohl die Gruppe I (vor allem Über-80-Jährige) noch nicht abgeschlossen ist, hängt mit dem Impfstoff von AstraZeneca zusammen: Da dieser in Deutschland nur für Personen von 18 bis 64 Jahren empfohlen ist, kommt er für die Hochbetagten nicht in Frage – sie werden mit dem Impfstoff des Herstellers Biontech geimpft. Von diesem sollen im März gut 110.000 Dosen eintreffen, mit denen gut 55.000 Personen je zweimal versorgt werden können. Von AstraZeneca erwarte man 52.800 Dosen.
„Um möglichst viele Menschen zu erreichen, werden wir die Impforganisation in den kommenden Wochen und Monaten auf immer mehr Beine stellen“, sagte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD). „Wir werden die Kapazität im Impfzentrum besser ausschöpfen können, weiterhin mobile Impfteams im Einsatz haben, und in Krankenhäusern und speziellen Praxen Schutzimpfungen anbieten – bis es dann möglich ist, flächendeckend in allen Arztpraxen zu impfen.“
Vorhandener Impfstoff ist für Risikogruppen reserviert
Bis dahin würden allerdings noch einige Wochen vergehen, so Leonhard: „Wir haben zwar langsam mehr Impfstoff – aber noch längst nicht ausreichend. Den vorhandenen Impfstoff müssen wir bis dahin vorrangig für die Gruppen verwenden, bei denen eine Erkrankung besonders schwer verlaufen könnte oder die einer Ansteckung mehr als andere ausgesetzt sind.“
Für Verwirrung hatte gesorgt, dass Teile der jetzt erst angesprochenen Gruppen bereits vergangene Woche geimpft wurden. Am Sonntag konnten Ärzte und ihre Angestellten sogar spontan und ohne Termin ins Impfzentrum kommen, es bildeten sich lange Schlangen vor den Messehallen. Die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KVH), die das Impfzentrum im Auftrag der Stadt betreibt, wies die Darstellung zurück, sie habe ihre Mitglieder dazu aufgerufen.
120.000 Schutzimpfungen in Hamburg
„Die Sozialbehörde hat uns am 18. Februar mitgeteilt, dass die Ärzte, Zahnärzte und ihr Praxispersonal ab sofort eingeladen werden könnten“, teilte KVH-Sprecher Jochen Kriens mit. Daraufhin habe man die rund 5700 Ärzte und Zahnärzte (inklusive Personal etwa 20.000 Personen) per Rundschreiben darüber informiert, dass sie für sich und ihre Teams Termine über die 116 117 vereinbaren können.
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Insgesamt sind in Hamburg nach Mitteilung der Sozialbehörde bis zum 20. Februar rund 120.000 Schutzimpfungen verabreicht worden. Gut 43.000 Hamburger erhielten bereits die zweite Dosis. In Pflegeheimen seien bislang 14.702 Erst- und 10.743 Zweitimpfungen durchgeführt worden – Ende dieser Woche sollten auch die Zweitimpfungen abgeschlossen sein.
Impfangebote für Menschen mit schweren Vorerkrankungen
Im nächsten Schritt sollen nun in den Krankenhäusern auch Beschäftigte geimpft werden, die zwar Patientenkontakt haben, aber nicht in der Prioritätsgruppe I waren. Dafür stünden 5000 Impfdosen pro Woche zur Verfügung, teilte die Sozialbehörde mit. Parallel würden in Servicewohneinrichtungen Impfungen für Über-80-Jährige angeboten. Die Einladung dazu erfolge über die Einrichtungen. Dabei gehe es um rund 7000 Personen.
Auch Personen mit schweren Vorerkrankungen sollen bald berücksichtigt werden: „Derzeit wird an einem System gearbeitet, wie die betroffenen Personen identifiziert werden und ihnen eine Schutzimpfung angeboten werden kann“, teilte die Behörde mit. „Dabei ist vorgesehen, zielgruppenspezifisch weitere dezentrale Möglichkeiten für Schutzimpfungen zu schaffen.“ Die 150.000 Hamburger im Alter von 70 bis 79, die ebenfalls in der Prioritätsgruppe II sind, sollen per Post, geordnet nach Geburtsjahrgängen, eingeladen werden. Wann das sein wird, ist aber noch offen.