Hamburg. Im Prozess um die spektakulären Einbrüche bei Unternehmer Detlef Fischer und Starkoch Tim Mälzer wurden heute die Urteile gesprochen.
Er wusste, was zu tun war. Wenn Lars M. auch sonst nichts in seinem Leben vernünftig gelernt hatte: Das Aufflexen von Tresoren beherrschte der 41-Jährige aus dem Effeff. Und so hatte der Mann, der bereits viele Jahre seines Lebens im Gefängnis verbracht hatte, leichtes Spiel bei Objekten, die sich richtig lohnten: Er war an dem Einbruch in die Luxusvilla des Multimillionärs Detlef Fischer in Winterhude beteiligt sowie an einem Coup, bei dem ein Tresor aus der „Bullerei“ von Starkoch Tim Mälzer entwendet wurde.
Von der Beute von insgesamt rund 745.000 Euro blieb dem Berufsdieb allerdings nur wenig. Statt dessen erhielt er jetzt eine satte Freiheitsstrafe. Fünf Jahre und zehn Monate Haft wegen Diebstahls in einem besonders schweren Fall verhängt das Landgericht für den vielfach vorbestraften Hamburger. Bei den Taten handele es sich um „schwere Kriminalität“, sagt der Vorsitzende Richter. Nicht nur wegen des hohen Schadens, weil allein bei Unternehmer Fischer kostbare Uhren, Goldbarren und Schmuck im Wert von insgesamt deutlich mehr als 700.000 Euro entwendet wurden, sondern auch wegen der Folgen für die Opfer.
Identität der Komplizen bis heute unbekannt
Der Geschäftsmann hatte als Zeuge im Prozess berichtet, dass auch die psychische Belastung durch die Tat enorm sei. Sie könnten „schlecht“ damit umgehen, dass Fremde in ihrem Haus gewütet haben, erzählte der 67-Jährige. Insbesondere seien seine Kinder durch die Tat erheblich beeinträchtigt, und vor allem das jüngste habe sehr geweint und bis heute Angst.
Lars M. und Komplizen, deren Identität bis heute nicht geklärt ist, waren in der Nacht zum 13. August 2019 in die herrschaftliche Villa von Fischer eingedrungen, während der Hausbesitzer mit seiner Familie im Urlaub war. Die Täter kannten den Sicherheitscode für die Eingangstür – wahrscheinlich von einem Mann, der mit der früheren Lebensgefährtin von Fischer ein Verhältnis hatte und den sie während eines Aufenthalts in Glasmoor kennengelernt hatte.
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Ob dieser Mann die Informationen ausgespäht hat oder ob sie ihm verraten wurden, habe im Prozess nicht geklärt werden können, so der Vorsitzende. Die Täter hatten zunächst angenommen, auch ohne Einbruchswerkzeug die drei Tresore im Haus öffnen zu können. Doch als dies wider Erwarten nicht gelang, fuhren Verbrecher Lars M. und seine Komplizen nochmal weg und holten entsprechendes Werkzeug. „Und nun“, formuliert der Vorsitzende Richter über die Tat des 41-Jährigen, „machte der Angeklagte das, was er kann: Er flexte den Tresor auf.“
Lars M. hatte die Tat im Wesentlichen gestanden. „Ich bin der Idiot, der sich darauf eingelassen hat, eine sichere Sache ohne Risiko zu machen“, hatte der Einbruchs-Spezialist zum Prozessauftakt bilanziert. „Und jetzt bin ich der einzige, der hier sitzt.“ Fischer hatte als Zeuge geschildert, dass zu der Beute „teure Stücke, die man auch nicht wiederbekommt“, gezählt haben wie beispielsweise seine exklusive Sammlung von Luxusuhren überwiegend der Marke Rolex sowie ein 5-Karat-Brillantring und ein kostbares Collier, die seiner damaligen Lebensgefährtin gehörten. Als die 38-Jährige erfuhr, was die Einbrecher alles mitgehen ließen, habe sie „furchtbar geweint“, so Fischer. „Die Geburtsbänder der Kinder, die Milchzähne der Kinder, alles weg.“
Unternehmer bleibt wohl auf finanziellem Schaden sitzen
Auf dem finanziellen Schaden wird der Unternehmer wohl sitzen bleiben. Weil sein Besitz unterversichert war, wird die Assekuranz vermutlich auch weiterhin nicht zahlen. Außerdem war bei den Sicherheitsmaßnahmen in der Luxusvilla deutlich Luft nach oben. Unter anderem hatten Ermittlungen ergeben, dass — ohne Kenntnis des Hausbesitzers — noch aus Anfangszeiten des Türcodes die ursprüngliche Werkseinstellung funktioniert hätte. Fremde hätten also mit der „0000“ oder der „1234“ in das Haus gelangen können.
In der „Bullerei“ von Tim Mälzer hatte Lars M. am 18. November 2019 zusammen mit Komplizen einen schweren Tresor die Treppe herunter gehievt und schließlich zu einem Lagerplatz transportiert, wo der 41-Jährige den Safe auflexte. Dabei erbeuteten die Männer rund 28.000 Euro. Auch an einer dritten Tat war M. beteiligt: an dem versuchten Diebstahl aus einem Geldautomaten einer Bankfiliale in Harburg, bei dem sich die Täter 206.000 Euro Beute erhofft hatten. Doch noch während ein Komplize des 41-Jährigen versucht hatte, an das ersehnte Geld zu gelangen, war die Polizei angerückt. Ein weiterer Mann, der für diese Tat unter anderem Funkgeräte bereit gestellt hatte, erhielt dafür jetzt 15 Monate Freiheitsstrafe — ohne Bewährung. Dennis B. sei, so der Richter, „in erschreckender Weise vorbestraft".