Neustadt. Täter hatten leichtes Spiel: Emotionale Aussage eines Unternehmers nach Einbruch in Alstervilla. Auch Tim Mälzer und Haspa betroffen.

Eigentlich habe er sich in seinen vier Wänden immer sicher gefühlt, sagt Detlef Fischer. Die Luxusvilla des Multimillionärs an bester Adresse in Winterhude, die Polizei, die wegen der exklusiven Nachbarschaft regelmäßig in der Gegend Streife fährt, und ein Haus, das mit diversen Kameras ausgerüstet ist. Auch der Sicherheitscode, mit dem die Haustür zu seinem noblen Anwesen verschlossen wird, erschien dem Unternehmer zuverlässig. Allein: Die vierstellige Nummer geriet in die Hände von Kriminellen, die das intime Wissen für einen sehr lohnenden Coup ausnutzten.

Jetzt, 16 Monate nach dem Einbruch in seine Villa, sitzt Detlef Fischer auf dem Zeugenstuhl in einem Gerichtssaal nur wenige Meter von dem Mann entfernt, der gestanden hat, an dem Einbruch beteiligt gewesen zu sein. Der erfolgreiche Geschäftsmann Fischer hätte sicher gern Antworten auf drängende Fragen. Wie genau die Täter an die Insider-Informationen gekommen sind zum Beispiel und wo die Beute ist, deren Gesamtwert der 67-Jährige auf eine Million Euro beziffert.

Spektakulärer Einbruch mit Sicherheitscodes in Winterhuder Villa

Der Unternehmer spricht von „teuren Stücken, die man auch nicht wiederbekommt“. Seine exklusive Sammlung von Luxus-Uhren überwiegend der Marke Rolex beispielsweise, und Orden, für die er mal ein Faible gehabt habe. Darüber hinaus ein 5-Karat-Brillantring und ein kostbares Collier, die seiner damaligen Lebensgefährtin Melanie M. gehörten. Als die 38-Jährige erfuhr, was die Einbrecher mitgehen ließen, habe sie „furchtbar geweint“. „Die Geburtsbänder der Kinder, die Milchzähne der Kinder, alles weg.“

Prozess im Hamburger Strafjustizgebäude. Das ist der Angeklagte, der in die Winterhduer Villa eingebrochen sein soll.
Prozess im Hamburger Strafjustizgebäude. Das ist der Angeklagte, der in die Winterhduer Villa eingebrochen sein soll. © Michael Arning

Zwei seiner drei Safes im Haus sind leergeräumt worden. Doch sein Tresor im Schlafzimmer sei verschont geblieben, erzählt Fischer.

Wenn die Einbrecher auch diesen dritten Safe ausgeräumt hätten, wendet sich der Multimillionär direkt an den Hauptangeklagten Lars M., 41, „dann hätten Sie auch ein ganz markantes Stück gefunden“, ereifert sich der Zeuge, ohne den Gegenstand konkret zu benennen. „Und Sie hätten die hier gesehen“, sagt Fischer und streckt seinen linken Arm aus, an dem eine Luxusuhr glänzt, deren Wert er mit 74.000 Euro angibt.

"Das ganze Desaster" eines Einbruchs

Fischer, seine damalige Verlobte Melanie M. sowie deren Kinder waren am 13. August 2019 auf der Rückreise von einem Urlaub, als der Geschäftsmann erfuhr, dass in seine Villa eingebrochen wurde. Zu Hause habe er das „ganze Desaster gesehen, erzählt der 67-Jährige. „Die haben da ziemlich gehaust. Es stank.“ Das kam vom Aufflexen eines der Safes, für das die Täter allein etwa zwei Stunden brauchten. Anhand der Auswertung von Kameras in seinem Haus habe er ein relativ klares Bild von einem der Täter gehabt. „Das war fast wie ein Passfoto.“

Der Einbruch bei Fischer war Auftakt zu einer spektakulären Serie, bei der auch drei Monate später aus der „Bullerei“ von Starkoch Tim Mälzer ein Safe gestohlen wurde. Und schließlich versuchten die Täter auch noch, einen Geldautomaten einer Haspa-Filiale aufzubrechen — mit der Aussicht auf 206.000 Euro Beute. Doch der Coup ging schief.

Einbruch bei Tim Mälzer und in die Haspa

Wie es denn sein könne, dass die Täter den Sicherheitscode für die Haustür hatten, möchte der Vorsitzende vom Zeugen wissen. „Ich denke, die haben den ausspioniert“, entgegnet dieser. „Da gibt es verschiedene Möglichkeiten.“ So habe etwa ein guter Freund einmal beobachtet, wie der Code eingeben wurde, ferner ein Paketbote sowie möglicherweise auch andere. „Jeder Begleiter hätte die Chance, da ranzukommen?“, hakt der Richter nach. „Wenn er will, ja“, so Fischer. „Ich kann mir vorstellen, wenn ich zwei Tage das Haus ausspioniere, weiß ich den Eingangscode.“

Ob es sein könne, möchte der Vorsitzende Richter wissen, dass Fischers damalige Verlobte Melanie M. ihre Finger mit im Spiel hat? Die 38-Jährige hat vor einiger Zeit eine viereinhalbjährige Haftstrafe wegen versuchten Totschlags verbüßt. Ob sie vielleicht während der Zeit in Haft den verurteilten Verbrecher Amir S. kennengelernt und die Tat mit ihm „ausbaldowert hat? Das geistert in der Akte herum.“ Diese Theorie kenne er natürlich, bekennt Fischer. Er habe seine damalige Partnerin „zur Rede gestellt. Sie sagte, auf keinen Fall. Ich kann mir das auch nicht vorstellen.“

Einbruchopfer verneint mögliche Beteiligung der Ex-Partnerin

Kurz nach dem Einbruch haben sich Fischer und Melanie M. getrennt. Bis dahin lebten sie gemeinsam in der Luxusvilla, bei deren Sicherheitsmaßnahmen offenbar insgesamt deutlich Luft nach oben war. Die Alarmanlage sei ausgeschaltet gewesen, weil sie wegen ihres Hundes viele Fehlalarme gehabt hätten, so Fischer. „Und die Videoanlage war schon alt.“ Zudem ergaben Ermittlungen, dass wohl — ohne Kenntnis des Hausbesitzers — noch aus Anfangszeiten des Türcodes die ursprüngliche Werkseinstellung funktioniert hätte. Fremde hätten also mit der „0000“ oder der „1234“ in das Haus gelangen können.

Psychisch sei die Belastung enorm, sagt Fischer. Insbesondere sein jüngstes Kind habe bis heute Angst. Er selbst, so Fischer, habe 30.000 Euro Belohnung ausloben wollen, weil ihm die Ermittlungen nicht schnell genug waren. „Aber die Polizei sagte: Das geht so nicht. Ich hätte auch 50.000 Euro gezahlt. Ich wollte die Sachen unbedingt wieder haben.“