Hamburg. Prozess-Auftakt zu Einbruchserie in Alster-Villa, “Bullerei“ und Haspa-Filiale. Tritt auch Unternehmer Detlef Fischer noch auf?

Es klang nach einem besonders lohnenswerten Coup. Und es schien alles so einfach. Die Bewohner der herrschaftlichen Villa im Urlaub, das Luxusanwesen voller Kostbarkeiten – und sogar die Sicherheitscodes für die Eingangstür und die Tresore waren bekannt. Und so hatten die Täter leichtes Spiel, in das Haus eines stadtbekannten, sehr vermögenden Hamburgers einzubrechen – das des Unternehmers Detlef Fischer. Der 66-Jährige ist bekannt als Sammler von Luxusautos und edlen Uhren. Und auf letztere hatten es die Einbrecher vor allem abgesehen.

Sie machten reiche Beute: Schmuck, Goldbarren, Bargeld und eben kostbare Uhren im Gesamtwert von rund 717.000 Euro transportierten die Täter ab. Es war der Auftakt zu einer Serie spektakulärer Einbrüche, die im August vergangenen Jahres in der Villa von Fischer begann, bei der die Täter drei Monate später auch in einem der bekanntesten Restaurants der Stadt zuschlugen, der „Bullerei“ von Starkoch Tim Mälzer. Und schließlich versuchten sie im März diesen Jahres, auch noch einen Geldautomaten einer Haspa-Filiale aufzubrechen – mit der Aussicht auf 206.000 Euro Beute. Doch bei dieser letzten Tat wurde einer der Männer auf frischer Tat gefasst. Ermittlungen führten zu weiteren Beteiligten, vor allem zu einem Mann, der bei allen drei Taten mitgemischt haben soll.

Fischer will als Nebenkläger auftreten

Fette Beute bei sehr prominenten Opfern: Solche Taten sorgen für große Aufmerksamkeit. Und so gab es am Donnerstag zum Prozessauftakt gegen zwei Angeklagte reichlich Auflauf im Strafjustizgebäude. Doch weder Mälzer, der vor wenigen Tagen noch in der Talkshow „Markus Lanz“ zu Gast war, noch Fischer waren an diesem Tag bei der Verhandlung dabei. Zumindest bei Fischer könnte sich das demnächst ändern. Denn der Multimillionär stellte den Antrag, zu dem Verfahren als Nebenkläger zugelassen zu werden. Darüber muss die zuständige Kammer nun entscheiden.

Es dürfte dem Hausherrn der Luxusvilla an der Alster nicht nur darauf ankommen, jenem Mann gegenüber zu sitzen, der mitgeholfen haben soll, edle Sammlerobjekte zu stehlen. Vermutlich wird ihn auch interessieren, wie die Einbrecher an Insider-Informationen gekommen sind, vor allem an die Sicherheitscodes für Haustür und Tresore. Die haben sich offenbar herumgesprochen, wohl auch zu Leuten, die wenig Hemmungen haben, eine solche Gelegenheit auszunutzen. Und so gerieten sie schließlich ebenfalls in den Dunstkreis des Angeklagten Lars M. (41), dem jetzt wegen der Einbruchsserie der Prozess gemacht wird.

Lars M. spricht von fingiertem Einbruch

Mit ihm angeklagt ist der zwei Jahre jüngere Dennis B., der bei der Tat an der Haspa beteiligt gewesen sein soll. Beiden Männern wird unter anderem Diebstahl in besonders schwerem Fall vorgeworfen. Darüber hinaus sind sie wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz angeklagt. Lars M. legte am Donnerstag ein umfassendes Geständnis ab. „Ich stelle mich meiner persönlichen Verantwortung“, so der kräftig gebaute Mann. Er sei von jemandem, dessen Namen er nicht preisgeben wolle, für den Coup in der Villa rekrutiert worden, hieß es in einer von Lars M.’s Verteidiger verlesenen Erklärung.

In gewissen Kreisen sei er als Einbrecher bekannt, ebenso, dass er stets klamm sei und Geld unter anderem für Rauschgift gebraucht habe, so der Angeklagte weiter. Es habe geheißen, sie sollten „die Villa von reichen Leuten“ ausräumen. Seine Auftraggeber hätten behauptet, es handele es sich um einen fingierten Einbruch, um so einen Versicherungsbetrug zu begehen. Das habe für ihn plausibel geklungen, weil die Hintermänner von dem Urlaub der Hausbesitzer gewusst und den Sicherheitscode gekannt hätten.

"Der Idiot, der sich darauf eingelassen hat"

Ausdrücklich hätten er und seine Komplizen nur Wertgegenstände aus den Tresoren mitnehmen sollen, habe ihr Auftrag gelautet, erzählte der 41-Jährige weiter. „Wenn es ein echter Einbruch gewesen wäre, hätte ich sicher noch weitere Sachen wie wertvolle Handtaschen mitgenommen.“ Davon habe es in den Räumen reichlich gegeben. Sie hätten zudem wie vorgegeben „im Büro rumgewühlt. So sollte ein klassischer Einbruch vorgespiegelt werden“.

Sein Job sei es gewesen, die Tresore im Haus aufzuflexen, obwohl sein Begleiter dafür ebenfalls die Codes gehabt habe. „Ich bin der Idiot, der sich darauf eingelassen hat, eine sichere Sache ohne Risiko zu machen“, bilanziert Lars M. „Und jetzt bin ich der einzige, der hier sitzt.“

Beihilfe zu Einbruch in Mälzers "Bullerei"

TV-Koch Tim Mälzer (r., mit Geschäftspartner Patrick Rüther) hatte die
TV-Koch Tim Mälzer (r., mit Geschäftspartner Patrick Rüther) hatte die "Bullerei" Anfang Oktober gerade erste nach halbjähriger Zwangspause wiedereröffnet. © dpa

Von dem ihm versprochenen Anteil von 20.000 bis 30.000 Euro habe er lediglich etwa 2500 Euro bekommen. Weil er „finanziell immer eng“ sei, habe er sich später auch darauf eingelassen, sich an dem Einbruch in Tim Mälzers Restaurant „Bullerei“ zu beteiligen. Dort habe er mitgeholfen, eine Nebentür aufzubrechen und einen Tresor aus dem ersten Stock auf die Straße zu wuchten. Von den rund 28.700 Euro, die laut Anklage in dem Safe lagen, sei sein Anteil rund 6000 Euro gewesen. Bei dem weiteren geplanten Diebstahl aus einem Geldautomaten einer Harburger Haspa-Filiale habe er lediglich bei den Vorbereitungen mitgemacht, betonte Lars M.

Als bei diesem Einbruch einer der Mittäter, der 60-jährige Rolf S., versuchte, den Geldautomaten aufzubrechen, löste er versehentlich stillen Alarm aus und wurde festgenommen. Rolf S. wurde wegen dieser Tat bereits rechtskräftig zu 18 Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt. Es ist zu erwarten, dass der 60-Jährige in dem Prozess als Zeuge gehört werden wird. Am kommenden Verhandlungstag will auch der zweite Angeklagte Dennis B. eine Einlassung abgeben.