Hamburg. Nach dem Amoklauf bei den Zeugen Jehovas wurde über eine Verschärfung des Waffenrechts debattiert. Nun liegen neue Zahlen vor.
Mehr als 8000 Menschen in Hamburg besitzen eine private Waffe. Wie aus dem Nationalen Waffenregister hervorgeht, waren Ende vergangenen Jahres genau 8118 Besitzer von Waffen oder Waffenteilen, die sich zu einer Schusswaffe zusammensetzen lassen, in der Hansestadt registriert.
Ende 2022 waren es 8145 gewesen. Der leichte Rückgang könne mit einer Datenbereinigung zusammenhängen, erklärte das Bundesverwaltungsamt auf seiner Internetseite.
Zahl der Kleinen Waffenscheine in Hamburg steigt
26.659 waffenrechtliche Erlaubnisse waren Ende 2023 in Hamburg gespeichert, wobei ein Mensch mehrere solcher Erlaubnisse besitzen kann. Ein Jahr zuvor waren es den Angaben zufolge 26.061 gewesen, woraus sich ein Anstieg um 2,3 Prozent ergibt.
Zu den waffenrechtlichen Erlaubnissen zählen auch die Kleinen Waffenscheine, die man für Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen braucht. Die Zahl dieser vergleichsweise leicht zu bekommenden waffenrechtlichen Erlaubnisse stieg von 9738 Ende 2022 auf 10.222 Ende 2023.
Waffenbesitzer: Schleswig-Holstein im Ländervergleich auf Platz sieben
In Schleswig-Holstein haben sich Ende des vergangenen Jahres 176.624 Waffen in Privatbesitz befunden. Das sind 323 weniger als 2022, wie aus dem Nationalen Waffenregister hervorgeht. Im Vergleich der Bundesländer liegt Schleswig-Holstein damit auf Platz sieben. Die höchste Zahl weist Bayern mit rund 1,13 Millionen Waffen auf.
Für Ende vergangenen Jahres waren im nördlichsten Bundesland rund 116.340 sogenannte waffenrechtliche Erlaubnisse registriert. Ende 2022 waren es etwa 112.250. Auch die Zahl der gespeicherten Kleinen Waffenscheine im Schleswig-Holstein ist gestiegen: von 36.411 Ende 2022 auf 39.800 Ende 2023. 34.867 Menschen waren als private Waffenbesitzer registriert. Das waren 48 weniger als Ende 2022.
Auch in Niedersachsen steigt die Zahl der Kleinen Waffenscheine
Die Zahl der in Niedersachsen registrierten Kleinen Waffenscheine ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Zum Stichtag 31. Dezember 2023 lag die Zahl bei rund 84.500 und somit rund 4700 höher als noch ein Jahr zuvor, wie das Innenministerium in Hannover auf Anfrage mitteilte. Somit setzte sich eine seit Jahren anhaltende Zunahme fort – 2018 lag die Zahl der Kleinen Waffenscheine noch bei etwas mehr als 60.000.
Auch die Zahl der Waffenbesitzkarten, die zum Erwerb und Besitz von scharfen Schusswaffen berechtigen, stieg von Ende 2022 zu 2023 um rund 500 auf 252.770. Auch diese Zahl war in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen, prozentual allerdings weniger deutlich als die Kleinen Waffenscheine. In der großen Mehrzahl würden Jägern und Sportschützen eine solche Karte erteilt.
Die Zahl der großen Waffenscheine, die zum Führen einer scharfen Schusswaffe in der Öffentlichkeit berechtigen, ging hingegen zurück. Lagen Ende 2022 noch 671 dieser Erlaubnisse vor, waren es ein Jahr später noch 637. Seit einigen Jahren ist hier eine sinkende Zahl festzustellen, Ende 2018 waren es landesweit noch rund 750 dieser Waffenscheine. Große Waffenscheine werden nur in sehr wenigen Fällen erteilt, etwa für Unternehmen, die Geldtransporte bewachen.
Hamburg konnte Verschärfung des Waffenrechts nach Amoklauf nicht durchsetzen
Bundesweit weist das Waffenregister für Ende des vergangenen Jahres 5,02 Millionen Waffen, 941.697 private Waffenbesitzer und 2,95 Millionen waffenrechtliche Erlaubnisse aus. Die Zahl der Kleinen Waffenscheine wird mit 833.870 angegeben.
Nach dem Amoklauf eines 35-Jährigen bei den Zeugen Jehovas in Hamburg-Alsterdorf war in Deutschland über eine Verschärfung des Waffenrechts diskutiert worden. Innensenator Andy Grote (SPD) konnte sich aber auf der Innenministerkonferenz nicht mit einem Vorschlag durchsetzen, der eine intensivere Bewertung der persönlichen Eignung und Zuverlässigkeit vor Erteilung waffenrechtlicher Erlaubnisse vorsah. Der Senator kündigte jedoch eine personelle Verstärkung der Hamburger Waffenbehörde an.
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Am 9. März 2023 hatte der 35 Jahre alte Philipp F. in einem Gemeindezentrum der Zeugen Jehovas sieben Menschen und sich selbst erschossen. Der Besitz der Tatwaffe war ihm von der Waffenbehörde genehmigt worden. Eine Überprüfung in seiner Wohnung nach einem anonymen Hinweis auf psychische Auffälligkeiten war wenige Wochen vor der Tat ohne weitere Maßnahmen geblieben.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte zum Jahrestag des Amoklaufs an die FDP appelliert, einer Verschärfung des Waffenrechts nicht länger im Wege zu stehen, und gleichzeitig Bereitschaft zu Zugeständnissen signalisiert. Die FDP lehnt eine Änderung des Waffenrechts bisher ab und setzt stattdessen auf eine bessere Durchsetzung des geltenden Rechts.