Hamburg. Jürgen Hunke ist einer der erfolgreichsten Unternehmer der Stadt – und fordert von vermögenden Hamburgern, ihre Rolle zu überdenken.

Er sagt über sich selbst, dass ihm das Image des „bösen Buben anhaftet, der hart war und kompromisslos, der aber etwas konnte und erreichte“. Jürgen Hunke ist auf jeden Fall einer der Unternehmer, die viele Hamburgerinnen und Hamburger kennen – ob nun als ehemaligen Präsidenten des HSV, als Eigentümer der Kammerspiele, als Inhaber einer der größten Buddha-Sammlungen Norddeutschlands, und so weiter. In unserer Reihe „Entscheider treffen Haider“ spricht der 80-Jährige über seinen wahren Reichtum, tägliche Massagen und Vermögende, die er mehr in die Pflicht nehmen würde. Zu hören ist das komplette Gespräch unter www.abendblatt.de/entscheider

Das sagt Jürgen Hunke über …

… sein Alter, das man ihm nicht ansieht: „Ich fühle mich nicht wie 80, ich fühle mich eher wie 60, aber das liegt an den Möglichkeiten, die man heute hat, um lange gesund zu bleiben – wenn man sie denn anwendet. Ich lasse mich seit 40 Jahren fast jeden Tag zwei Stunden lang massieren, das ist mein größtes Hobby. Der Masseur kommt normalerweise morgens um sechs Uhr, bringt mir das Hamburger Abendblatt und andere Zeitungen mit, die ich in den zwei Stunden, die ich massiert werde, durchlese. Anschließend geht dann mein Programm los, mit Dampfbad, Sauna und dem Training mit Gewichten. Danach gibt es ein leichtes und gesundes Frühstück, und ab 9.30 Uhr bin ich im Büro. Das hilft alles, um fit zu werden. Und in mein Wochenendhaus in Timmendorf habe mir eine Eis-Sauna einbauen lassen: in die gehe ich mit Mütze und Fellschuhen vier Minuten hinein, bei 120 Grad minus.“

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… sein Jahr in Koh Samui: „Ich habe vier Kinder und sechs Enkelkinder, die mein wahrer Reichtum sind, und mit denen ich noch einmal eine Zeit sehr eng verbringen wollte. Das haben wir in Koh Samui getan, dass ich seit fast drei Jahrzehnten immer wieder besuche. Es war eine wunderbare Zeit, die uns allen sehr gutgetan hat. Leider bin ich nicht so vermögend, dass ich mir das oft leisten kann, aber einmal im Leben wollte ich es tun. Und meinen 80. Geburtstag habe ich dort auch gefeiert.“

…den ungewöhnlichen Start seiner Karriere: „Ich musste als Jugendlicher von der Schule abgehen, weil ich nicht gut genug war, um das Abitur zu machen. Mich hat die Schule einfach nicht interessiert. Ich habe dann früh geheiratet, eine Künstlerin, mit der ich mir eine kleine, günstige Wohnung in Hannover gemietet habe. Das war eine tolle Zeit, in der ich für eine Handelsvertretung im Außendienst gearbeitet und dabei festgestellt habe, was ich wirklich kann: Ich bin ein guter Verkäufer. Ich habe damals mit kosmetischen Produkten gehandelt und relativ schnell 12.000 D-Mark im Monat verdient. So fing das an, und so ging das erfolgreich weiter, weil ich immer nur Produkte verkauft habe, von denen ich zutiefst überzeugt bin.“

… die Mitgliedschaft in einer Partei, zu der er allen jungen Leuten rät: „Das meiste, was ich für mein Leben gelernt habe, habe ich in der Politik gelernt. Ich war mit 23 Jahren der jüngste Fraktionsvorsitzende der CDU in Niedersachsen und war im Landesvorstand der Jungen Union. Ich kann jedem jungen Menschen nur empfehlen, in die politischen Parteien zu gehen, da lernt man alles: wie man miteinander redet, wie man Mehrheiten findet, wie man die Sprache und den Körper bei Auftritten und Reden einsetzt. Und natürlich auch, wie man Menschen gewinnt. Die Politik ist eine perfekte Schule für das Leben. Ich hatte damals auch das Angebot, Bundestagsabgeordneter zu werden, und ich bin bis heute ein hochpolitischer Mensch, der es nicht lassen kann, sich einzumischen. Und ich bin bis heute in der CDU.“

… seine Unabhängigkeit und Unbequemlichkeit: „Das Schöne ist, und dafür bin ich dem lieben Gott so dankbar, dass ich unbestechlich bin. Ich sage das, was ich denke, und nicht das, was andere Leute hören wollen. Ich könnte ihnen genau sagen, wo wir in unserer Stadt und in unserem Land ansetzen müssten. Etwas, was viele nicht können, weil sie gar nicht die geistige und finanzielle Unabhängigkeit haben, nur über andere Menschen nachzudenken, ohne das eigene Wohl im Blick zu haben. Ich würde mich noch viel mehr für Hamburg engagieren, das ich sehr liebe. Aber wenn ich sehe, wie heute in den sozialen Medien Menschen vernichtet werden, dann muss man sich das sehr genau überlegen.“

… seine Zeit beim HSV: „Als ich als Präsident zum HSV gekommen bin, war der Verein quasi zahlungsunfähig. Ich musste ihn sanieren und ich habe ihn saniert, und ich war einer der wenigen, der sich damals nicht aus dem Staub gemacht hat. Den Verein haben Leute an die Wand gefahren, die nur an ihre eigene Kohle gedacht haben. Der Club hat sich selbst umgebracht. Ich werde bis heute fast jeden Tag von unterschiedlichen Leuten gefragt, ob ich dem HSV noch einmal helfen könnte. Und ja, ich liebe Fußball, der Sport war und ist ein großer Bestandteil meines Lebens. Aber wenn ich sehe, was da gerade beim HSV passiert …“

Entscheider trefen Haider

… sein Rat an die nächsten Generationen: „Was ich allen Kindern nur sagen kann, ist: Verlasst euch nicht auf euren Papa oder auf euren Opa. Die einzige Sicherheit ist das, was ihr könnt und gelernt habt. Deshalb ist Schule so wichtig, auch wenn es manchmal anstrengend ist – oder wenn man, wie ich damals, eigentlich nur Lust hatte, Fußball zu spielen.“

… die Bedeutung der Vermögenden in einer Stadt wie Hamburg: „Die Vermögenden müssen ihre Rolle überdenken, sie müssen mehr Aufgaben übernehmen. Es darf in einer Stadt wie Hamburg keine Menschen geben, die Flaschen sammeln oder auf der Straße leben müssen. Dabei darf die Gesellschaft nicht tatenlos zusehen, die Vermögenden dürfen nicht darauf warten, bis die Revolution losbricht. Zur Not müssen wir dann halt an die Erbschaftssteuer ran, damit es ein anderes Umverteilungssystem gibt. Ich empfehle, dass Geben und Nehmen im richtigen Verhältnis stehen.“