Hamburg. Totschlag in Hamburger Flüchtlingsunterkunft: Schöffe steht wegen Bauernprotesten im Stau – damit platzt der Zeitplan des Gerichts.
Im Prozess um den gewaltsamen Tod eines Mannes in einer Flüchtlingsunterkunft in Hamburg-Ohlsdorf ist es am Montag nicht zum Urteil gekommen. Der Grund: Ein Schöffe steckte wegen der Trecker-Demo mit seinem Wagen in einem Stau in der Innenstadt fest und kam erst mit einer Stunde Verspätung zum Prozess. Wegen des verzögerten Beginns hatte die Kammer nicht mehr ausreichend Zeit, um das Urteil zu beraten. Jetzt gibt es einen neuen Termin zur Urteilsverkündung – in einer Woche.
In dem Prozess vor dem Schwurgericht müssen sich zwei aserbaidschanische Staatsangehörige unter anderem wegen Totschlags und versuchten Totschlags verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, am Abend des 16. Februar vergangenen Jahres in einer Unterkunft für Geflüchtete in Hamburg einen anderen Bewohner mit einer Metallstange und mit Fußtritten an Kopf und Oberkörper schwer verletzt zu haben. Dabei hätten sie seinen Tod billigend in Kauf genommen, so die Anklage. Der 61-jährige Ukrainer verstarb später in der Notaufnahme eines Krankenhauses.
Bauerndemo in Hamburg verhindert Urteil in Totschlag-Prozess
Einen 66-jährigen Landsmann, der dem Geschädigten zu Hilfe geeilt war, sollen die Angeklagten ebenfalls mit der Metallstange auf den Kopf und den Rücken geschlagen und dabei tödliche Verletzungen in Kauf genommen haben. Der 66-Jährige erlitt Kopfplatzwunden, einen Bruch des Jochbeins und diverse Prellmarken und wurde in einem Krankenhaus chirurgisch versorgt.
Beide Angeklagten und beide Geschädigten waren erheblich alkoholisiert. Nachbarn in der Unterkunft hatten seinerzeit die Polizei alarmiert. Die beiden Aserbaidschaner wurden festgenommen und sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Sowohl die späteren Angeklagten als auch die beiden geschädigten Männer waren offenbar im Jahr 2022 nach Deutschland gekommen.
Prozess in Hamburg: Angeklagter beteuert: „Ich bin unschuldig“
Die Staatsanwaltschaft hatte in dem Prozess für beide Angeklagten eine Gesamtfreiheitsstrafe von jeweils zehn Jahren gefordert. Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert. In ihrem letzten Wort wiesen die beiden Angeklagten jede Schuld von sich. „Ich bin unschuldig“, beteuerte ein 51-Jähriger. Und der 43 Jahre alte Mitangeklagte sagte: „Ich habe diesen Menschen nicht getötet.“
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Nach dem letzten Wort der Angeklagten hatte das Gericht am Montag eigentlich über das Urteil beraten und die Entscheidung dann verkünden wollen. Allerdings war wegen zeitlicher Verpflichtungen zweier Verteidiger an diesem Montag der Prozesstag überhaupt nur bis 12 Uhr anberaumt.
Bauernproteste in Hamburg: Wegen des Staus fehlte Zeit für das Urteil
Nachdem der Schöffe wegen der Bauernproteste und der daraus resultierenden Verkehrsbehinderung mit einer Stunde Verspätung zum Prozess kam, fehlte nun entsprechend Zeit für eine Beratung des Urteils. Die Kammer sehe sich wegen der nur noch kurzen zur Verfügung stehenden Zeit „nicht in der Lage“, so die Vorsitzende, eine Beratung des Urteils abzuschließen. Die Entscheidung des Gerichts soll nun am kommenden Montag, dem 14. Verhandlungstag, verkündet werden.