Hamburg. Ermittlungen gegen Christina Block wegen Kindesentzugs. Beamte klingelten bei Durchsuchungen auch bei Lebensgefährten.

Drastische Wende im Drama um die Kinder der Hamburger Unternehmerin Christina Block: Erstmals hat die Staatsanwaltschaft am Freitagmorgen bestätigt, dass sie wegen des Verdachts der Entziehung Minderjähriger gegen die Steakhaus-Miterbin und Tochter von Block-House-Gründer Eugen Block ermittelt. Klara (13) und Theodor (10) wurden an Silvester in Dänemark gewaltsam in ein Auto gezerrt und waren danach zeitweise bei ihrer Mutter in Hamburg.

Die Polizeibeamten nahmen bei Christina Block mehrere Kartons mit Beweismitteln mit.
Die Polizeibeamten nahmen bei Christina Block mehrere Kartons mit Beweismitteln mit. © Arning | Michael Arning

Im Zusammenhang mit den Ermittlungen durchsuchten Polizisten in Zivil am Freitagmorgen nun unter anderem das Wohnhaus von Christina Block im Nordosten der Stadt. In aller Frühe fuhren die ersten Beamten vor der Villa vor. Es sollen diverse Gegenstände, wie etwa Computer, Papiere, Drucker und Speichermedien, beschlagnahmt worden sein. Insgesamt waren etwa zehn Polizisten im Einsatz. Gegen 9.30 Uhr kamen die Beamten mit mehreren Kartons aus dem Haus und luden sie in ihre Fahrzeuge.

Auch im Hotel der Familie Block, im Grand Elysée an der Rothenbaumchaussee, gab es eine Durchsuchung. Nach Abendblatt-Recherchen wurde neben Villa und Hotel am Freitag auch die Firmenzentrale der Block-Gruppe im Lademannbogen in Langenhorn durchsucht. „Wir kooperieren mit den Ermittlern in vollem Umfang und stellen die erbetenen Unterlagen zur Verfügung“, erklärte eine Sprecherin der Block-Gruppe auf Anfrage. Von Christina Block selbst gab es zunächst kein Statement.

Auch im Hotel Elysée an der Rothenbaumchaussee, das der Familie Block gehört, gab es eine Durchsuchung.
Auch im Hotel Elysée an der Rothenbaumchaussee, das der Familie Block gehört, gab es eine Durchsuchung. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Drama um Block-Kinder: Polizei nimmt Gerhard Delling das Handy ab

Wie der Lebensgefährte von Christina Block, Gerhard Delling, dem Abendblatt am Sonnabend sagte, klingelten Polizeibeamte auch an der Tür seiner Privatwohnung am Freitagmorgen gegen 6 Uhr. „Es stimmt, die Polizei war bei mir und hat mir mein Handy abgenommen“, so Delling. Der Besuch der Beamten habe nur etwa zehn Minuten gedauert, befragt wurde der bekannte Sportmoderator nach seinen Worten nicht.

Nach Abendblatt-Informationen ist Delling ein Zeuge in dem Drama um die Kinder. Er lebt zusammen mit Christina Block in deren Villa, hat aber auch noch eine eigene Wohnung, in der er auch arbeitet.

Kindesentziehung: Durchsuchungen bei Christina Block

Polizisten in Zivil haben am Freitagmorgen das Wohnhaus von Christina Block durchsucht. Zehn Beamte waren im Einsatz. Sie stellten Computer, Drucker und weitere Gegenstände sicher.
Polizisten in Zivil haben am Freitagmorgen das Wohnhaus von Christina Block durchsucht. Zehn Beamte waren im Einsatz. Sie stellten Computer, Drucker und weitere Gegenstände sicher. © Michael Arning | Michael Arning

„Ich kann bestätigen, dass aufgrund der Ereignisse in der Silvesternacht gegen mehrere Personen, unter anderen Christina Block, wegen des Verdachts der Entziehung Minderjähriger und sonstiger Straftaten ermittelt wird“, hatte Oberstaatsanwältin Mia Sperling-Karstens am Freitag gesagt. „Bestätigen kann ich des Weiteren, dass am heutigen Tag mehrere Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt wurden, die mit dem Geschehen in Verbindung stehen.“

Um wen es sich bei den anderen Personen handelt, gegen die nun wegen des Verdachts auf Kindesentzug ermittelt wird, sagte die Oberstaatsanwältin auf Nachfrage nicht. Auch zu anderen durchsuchten Objekten machte sie keine Angaben.

Kinder wurden gewaltsam aus Dänemark geholt

Die beiden Kinder von Christina Block, Klara und Theodor, waren am Silvesterabend in Dänemark von acht Männern gewaltsam in ein Auto gezerrt worden, als sie in dem Ort Grasten zusammen mit ihrem Vater Stephan Hensel das Feuerwerk anschauen wollten. Hensel soll geschlagen worden sein und er soll Verletzungen am Kopf erlitten haben. Die dänische Polizei leitete daraufhin Ermittlungen wegen Freiheitsberaubung und Körperverletzung ein.

Eine Sprecherin der dänischen Polizei sagte dem Abendblatt am Freitag, derzeit gebe es noch keine neuen Erkenntnisse zu den Tätern oder gar Festnahmen in diesem Zusammenhang. Die Truppe hatte am Hamburger Flughafen zwei Fahrzeuge gemietet und war mit ihnen nach Dänemark gefahren. Bei der Autovermietung sollen zumindest einige der Männer israelische Pässe vorgelegt haben.

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Nach dem Drama in Dänemark erklärte Christina Block, die Kinder seien nun bei ihr in Hamburg. Doch lange blieben Klara und Theodor nicht bei ihrer Mutter. Das Oberlandesgericht Hamburg gab einem Eilantrag ihres Vaters statt, wonach die beiden Kinder wieder Stephan Hensel zurückgegeben werden sollten. Unter Polizeischutz kamen sie daraufhin nach Dänemark zurück.

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Am Dienstagabend zeigte sich Christina Block dann erstmals nach dem Drama in der Öffentlichkeit. Beim Empfang im Hotel Elysée sagte sie unter anderem: „Nach reiflicher Überlegung habe ich mich entschlossen, mich nicht zu verstecken, mich nicht wegzuducken.“ Und mit Blick auf ihre Kinder: „Wo Unrecht geschieht, müssen wir dafür eintreten, dass es revidiert wird. Und wo Unrecht erkannt und bereits beurteilt wurde, muss dies strikt und schnell umgesetzt werden. Und die Opfer müssen geschützt werden.“

Um Klara und Theodor tobt zwischen Christina Block und ihrem Ex-Mann Hensel schon seit Jahren ein erbitterter Sorgerechtsstreit. Dieser wird unter anderem dadurch erschwert, dass der Vater nach Dänemark gezogen ist und dort eine teils andere Rechtsprechung als in Deutschland gilt.

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Silvesterdrama: „Kindern geht es für diese Verhältnisse relativ gut“, so der Anwalt des Vaters

Auf Abendblatt-Anfrage, wie es den Kindern nach den Vorfällen geht, erklärte Hensels Anwalt Gerd Uecker, Fachanwalt für Familienrecht aus Hamburg, am Freitag: „Für diese Verhältnisse relativ gut.“ Es sei wichtig, dass das traumatische Geschehen in der Silvesternacht nun mit einem Kinderpsychologen in Dänemark aufgearbeitet werde.

Immerhin hätten die Kinder mitansehen müssen, wie acht Männer auf ihren Vater losgegangen seien, wie er geschlagen und gefesselt wurde. Sie selbst wurden verschleppt, hätten um Hilfe gerufen, so hätte ihm Vater Stephan Hensel die Szene glaubhaft geschildert, der um sein und das Leben der Kinder gefürchtet habe.

Stephan Hensel zu den Durchsuchungen: „Vertrauen in Rechtsstaatlichkeit bestätigt“

Zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und den aktuellen Durchsuchungen teilte der Hamburger Rechtsanwalt Michael Philippi als Sprecher von Stephan Hensel auf Abendblatt-Anfrage am Freitagmittag für seinen Mandanten mit: „Unser Mandant sieht sein Vertrauen in Rechtsstaatlichkeit und die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden bestätigt. Weitergehende Stellungnahmen würde er nur nach Vorliegen verbindlicher konkreter Ermittlungsergebnisse abgeben.“