Hamburg. In den kommenden Tagen soll es bis zu minus 10 Grad kalt werden. Was Hamburg unternimmt, um Menschen ohne Wohnung zu helfen.

Aufgrund der eisigen Temperaturen hat die Stadt Hamburg die Öffnungszeiten des Winternotprogramms für obdachlose Menschen erweitert. Die Standorte bleiben bis einschließlich Donnerstag mehrere Stunden länger geöffnet – und zwar morgens bis 11.30 Uhr und nachmittags ab 15.30 Uhr.

„Für die kommenden Tage werden hohe Minustemperaturen erwartet und aktuell erschweren der Protest der Landwirte und unzureichend geräumte Fußwege stellenweise die Mobilität der obdachlosen Menschen“, sagte Susanne Schwendtke, Sprecherin von Fördern & Wohnen. Sollten die Temperaturen unter minus 5 Grad fallen, werde das Winternotprogramm ganztags geöffnet.

Obdachlose in Hamburg: Winternotprogramm länger geöffnet

„Unsere Tagesstätte in der Spaldingstraße hat jeden Tag geöffnet und bietet Mahlzeiten an“, sagte Schwendtke. „Unsere Straßensozialarbeiterinnen und Straßensozialarbeiter sprechen obdachlose Menschen aktiv an und weisen sie auf die vielen Hilfsangebote und Aufenthaltsmöglichkeiten hin, die das Hamburger Hilfesystem bereithält.“ Die beiden Standorte Halskestraße und Friesenstraße des Winternotprogramms bieten insgesamt 700 Schlafplätze für obdachlose Menschen an.

Sozialverbände wie die Diakonie Hamburg fordern seit langem eine ganztätige Öffnung des Winternotprogramms. „Es sollte keine starren Grenzen zur Höhe des Schnees, Kälte oder Sturmstärke als Entscheidungsgrundlage für eine Ganztagsöffnung geben. Denn obdachlose Menschen, die sich bei Nässe, Kälte und Sturm zu lange draußen aufhalten, riskieren letztendlich ihr Leben“, sagte Nele Hildebrandt, Straßensozialarbeiterin bei der Diakonie in Hamburg.

Obdachlose mit „multiplen Problemlagen" meiden Großunterkünfte

Weil diese Menschen sich meistens in einem schlechten gesundheitlichen Allgemeinzustand befinden, seien sie anfällig für Infekte und in deren Folge für schwere Komplikationen wie Lungenentzündungen und plötzlichen Herzstillstand.

Die Angebote der Stadt seien grundsätzlich gut und wer krank ist, könne meist auch tagsüber im Winternotprogramm bleiben - aber diese Möglichkeiten seien eben nicht für alle nutzbar. „Menschen mit multiplen Problemlagen meiden Großunterkünfte! Das hören wir in Gesprächen mit unseren Klientinnen und Klienten immer wieder“, sagte Hildebrandt. „Deswegen müssen wir neue Wege finden und ihnen andere Schutzräume bieten. Obdachlose Menschen könnten aufgefangen werden, wenn sie einen Rückzugsort hätten, der zu ihnen passt.“

Ein vielversprechender Ansatz sei „Housing First“. „Das Konzept in Skandinavien zeigt: Menschen, die eine Wohnung haben, können ihr Leben wieder gestalten. Auch erste Ergebnisse des Pilotprojekts hier in Hamburg sind sehr positiv. Ich hoffe, dass so noch viel mehr Menschen von der Straße geholt werden können“, sagte Hildebrandt. (dpa)