Hamburg. Mit der Gründung von Mytaxi wurde er bekannt. Jetzt hat Johannes Mewes eine neue Idee – diesmal geht es um Mieter und Vermieter.

Er hat zusammen mit seinem Bruder und seinem Cousin ein Unternehmen gegründet, das inzwischen Milliardenumsätze macht: Als Gründer von Mytaxi, das heute Freenow heißt und die Taxibranche revolutioniert hat, hat der Hamburger Johannes Mewes Start-up-Geschichte geschrieben.

Nachdem er sich ein paar Jahre ins Privatleben zurückgezogen hatte, taucht er jetzt wieder als Investor und Geschäftsführer einer neuen Firma auf – diesmal geht es nicht um Verkehr, sondern um Energie.

Strom und Energie Hamburg: Gründer von Mytaxi will Millionen Mietern helfen

In unserer Reihe „Entscheider treffen Haider“ erzählt Mewes, was er seit seinem Ausscheiden bei Freenow gemacht hat, wieso er inzwischen einen anderen Blick auf das Unternehmersein hat – und warum er als Schüler für die Lehrerinnen und Lehrer in Blankenese schwer zu ertragen war. Zu hören unter www.abendblatt.de/entscheider

Das sagt Johannes Mewes (38) über…

… die Schulzeit, die weder für ihn noch für seine Lehrer leicht war: „Ich war schwer erträglich für die Lehrer in Blankenese. Ich habe Böller im Klassenzimmer gezündet, Reißzwecken auf Stühle gelegt, also ziemlich viel Blödsinn gemacht. In der siebten Klasse bin ich sitzen geblieben, weil ich in drei Fächern eine Fünf hatte: in Geschichte, Mathe und in Deutsch. Ich war froh, als die Schulzeit zu Ende war, und ehrlich gesagt war ich auch froh, als ich mein Studium hinter mir hatte. Denn dann begann endlich eine Zeit in meinem Leben, in der ich nicht etwas machen musste, um einen Abschluss zu bekommen, sondern etwas machen konnte, wozu ich richtig Lust hatte.“

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… die Anfänge von Mytaxi, der ersten App, die eine direkte Verbindung zwischen Taxifahrer und Fahrgast herstellte: „2009 hatten mein Bruder Niklas und mein Cousin Sven die Idee, Mytaxi zu gründen, und haben mich gefragt, ob ich mitmachen wolle. Später bin ich dann CPO, also Chief Product Officer geworden, aber in der ersten Zeit war meine Aufgabe, in großen Städten wie Hamburg, München oder Wien von Taxi zu Taxi zu laufen, an die Fensterscheiben zu klopfen und den Fahrern unser Konzept zu erläutern. So ging das Ganze los, in einer Zeit, in der viele Menschen noch nicht wussten, was eine App ist, und ich musste Taxifahrer in verschiedenen Städten davon überzeugen, dass sie genau eine dieser Apps, unsere App, brauchen.“

… Familie und Freunde und Mercedes-Benz: „In der ersten Finanzierungsrunde haben wir ausschließlich Geld von Freunden und Familienmitgliedern eingesammelt, in den Runden danach kamen richtige Investoren und Firmen dazu. So haben wir uns von Fastpleite zu Fastpleite gehangelt, bis 2012 Mercedes-Benz eingestiegen ist. 2014 kam das Angebot des Konzerns, uns das Unternehmen abzukaufen. Normalerweise verabschieden sich die Gründer innerhalb von zwei Jahren, in der sogenannten Earn-out-Phase, dann aus der Firma, mein Bruder und mein Cousin haben das auch getan. Ich hatte aber in der neuen Konstellation so viel Spaß und habe bei Daimler derart viel gelernt, dass ich bis 2020 geblieben bin. Es war eine tolle Zeit.“

… sein ständig überzogenes Konto: „Das erste Jahr habe ich mir aus der Firma gar nichts auszahlen lassen, dann 500 Euro, dann 1500 Euro. Das ging so, bis wir Mytaxi verkauft haben, solange habe ich regelmäßig den Dispo bei meiner Bank maximal ausgenutzt. Lustig war, als Mercedes-Benz nach dem Kauf meinen Anteil auf mein Konto überwiesen hat. Ich hatte dem Bankberater nichts davon erzählt, weswegen er mich anrief und fragte, ob das denn alles seine Ordnung habe. Ich konnte ihn beruhigen.“

… die Frage, ob er eigentlich noch arbeiten müsste: „Der Verkauf meiner Anteile an Mytaxi hat mein Leben schon verändert, was das Finanzielle angeht, aber es war nicht so, dass ich damit durch war. Ich war damals vor allem froh, dass ich keine Schulden mehr hatte.“

… den beruflichen Ausstieg 2020 und ein Plan, der an Corona scheiterte: „Ich war derjenige in der Firma, über den die anderen gesagt haben: Hannes würde sich Mytaxi wahrscheinlich auch auf die Stirn tätowieren. Ich habe morgens, mittags, abends und nachts an das Unternehmen gedacht, sehr viel und sehr gern gearbeitet. Als ich 2020 ausgestiegen bin, stand deshalb fest: Jetzt mache ich mal eine Pause. Ich wollte Europa kennenlernen, mit dem Bulli und mit meiner Freundin durch verschiedene Länder fahren. Und dann kam Corona. Zum Glück hatten wir kurz vorher einen alten Bauernhof in Gelting bei Kappeln entdeckt und die Zeit der Pandemie dann dazu gesucht, alles zu sanieren und zu renovieren. Ich habe von morgens bis abends gearbeitet, Möbel abgeschliffen, Holzböden verlegt und Wände gestrichen. Es war eine der schönsten Zeiten in meinem Leben, auch wenn das angesichts Corona wahrscheinlich blöd klingt. Wir hatten das wahnsinnige Glück, während der Pandemie die ganze Zeit mitten in der Natur arbeiten zu können.“

Entscheider treffen Haider

… das Ziel, noch einmal eine Firma aufzubauen: „Als wir mit dem Umbau des Bauernhofes fertig waren, habe ich angefangen, mir darüber Gedanken zu machen, was ich beruflich als Nächstes machen könnte. Doch dann ist meine Frau schwanger geworden, unsere Zwillinge kamen auf die Welt, und ich habe mich erst einmal ein Jahr um meine Kinder kümmert. Erst danach ging das Brainstorming in Sachen Job weiter. Für mich war klar, dass ich noch einmal gründen möchte, auch wenn die Messlatte nach dem Erfolg mit Mytaxi natürlich hoch lag. Aber ich habe mir gedacht, dass ich bei einer zweiten Gründung von den Fehlern lernen werde, die ich bei der ersten gemacht habe, und dass ich entsprechend das neue Unternehmen noch besser aufgebaut bekomme.“

… die Suche nach einem neuen Unternehmen: „Ich habe die klassischen Medien durchgewälzt und mir angeguckt, über welche jungen Unternehmen dort berichtet wurde. Die Start-ups, die ich interessant fand, habe ich angeschrieben und gefragt, ob wir uns mal kennenlernen können. Wobei ich gerne etwas machen wollte, was der Gesellschaft wirklich nutzt, das hätte jetzt nicht unbedingt etwas mit erneuerbaren Energien sein müssen. Ich habe mehrere Gespräche geführt und bin dann auf Metergrid gestoßen. Ich fand die Geschäftsidee wahnsinnig gut und habe einem der Gründer, der aussteigen wollte, seine Anteile abgekauft. Offiziell bin ich seit dem 1. August dabei.“

… Metergrid: „Metergrid ist ein Start-up, das Eigentümern von Mehrparteienhäusern ermöglicht, Solarstrom vom eigenen Dach an die Mieter zu verkaufen. Dadurch erzielen die Eigentümer eine Rendite zwischen 6 und 15 Prozent, während Mieter Zugang zu kostengünstigem und nachhaltigem Strom erhalten. Wir übernehmen alles, was damit zu tun hat, das geht bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung los, weiter über behördliche Abstimmungen bis hin zur Abrechnungssoftware. Der Markt ist groß: Durch Mieterstrom könnten bis zu 44 Millionen Menschen in Deutschland mit nachhaltigem und günstigem Strom versorgt werden.“