Helgoland. 81 Meter lange „Verity“ liegt auf dem Grund. Suche nach Vermissten eingestellt. Staatsanwaltschaft ermittelt.
Nachdem die Suche nach Überlebenden des in der Deutschen Bucht gesunkenen britischen Frachters „Verity“ eingestellt wurde, sind die Ermittlungen zur Ursache des Unglücks erst angelaufen. Federführend ist die Staatsanwaltschaft Hamburg. Sie hat die Bundespolizeidirektion See mit den Ermittlungen beauftragt. Eingeschaltet ist auch die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung, die ihren Sitz an der Bernhard-Nocht-Straße in Hamburg hat.
Nach der Kollision mit dem Frachter „Polesie“ war die „Verity“ innerhalb kurzer Zeit auf den Grund der Nordsee gesunken. Zwei Mann der siebenköpfigen Crew konnten kurz nach dem Unglück gerettet werden. Ein Seemann wurde tot geborgen, vier Besatzungsmitglieder bleiben weiter vermisst. Die Chance, sie lebend zu finden, seien nach Einschätzung der Experten gleich null.
Schiffskollision vor Helgoland: Suche nach Vermissten in der Nacht abgebrochen
Das Zeitfenster, in dem es möglich ist, jemanden bei den Wassertemperaturen zu retten, beträgt laut Michael Ippich von der DLRG maximal 20 Stunden. So wurde die Suche, die noch einmal auf ein viertes Suchgebiet ausgeweitet wurde und an der 25 Schiffe, sechs Hubschrauber und zwei Flugzeuge beteiligt waren, in der Nacht abgebrochen. Das sei, so Ippich, in Abstimmung mit allen an der Such- und Rettungsaktion beteiligten Organisationen geschehen.
Ergebnislos blieben auch zwei Taucheinsätze, die während des Stauwassers durchgeführt wurden. Die Taucher erreichten das in 30 Meter Tiefe liegende Wrack nicht. Ohnehin hatte es lediglich die vage Hoffnung gegeben, dass die vier vermissten Seeleute sich in einer Luftblase an Bord des gesunkenen Schiffes befinden könnten.
Frachter-Unglück: 81 Meter langes Wrack liegt auf dem Grund
Am Morgen wurde dann ein Tauchroboter eingesetzt, der aber vor allem der Schadensbegutachtung diente. Dabei sei festgestellt worden, dass das 81 Meter lange Wrack in einem Stück auf dem Grund liegt. Dieser Tauchroboter soll auch in den kommenden Tagen erneut eingesetzt werden.
An Bord der gesunkenen „Verity“ befinden sich 127 Kubikmeter Schiffsdiesel. Etwa 90 Liter des Kraftstoffs sind ausgetreten. Laut Robby Renner, Leiter des Havariekommandos, seien sie in Blasen von der Größe eines Tennisballs ausgetreten. Daraus habe sich ein Ölteppich gebildet, der sich um das Wrack herum drehe. Dass er Richtung Küste oder zur 22 Kilometer entfernten Hochseeinsel Helgoland treibt, glaubt man nicht.
Öl-Teppich rund um das Wrack – Schiffsdiesel wird verdunsten
Ein Absaugen des Kraftstoffs von der Wasseroberfläche durch ein Spezialschiff, das vor Ort ist, ist nicht möglich. Der Schiffsdiesel sei zu leicht. Die gute Nachricht: Er wird verdunsten.
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Der Eigner der „Verity“, die britisch-niederländische Reederei Faversham Ships, hat mittlerweile eine Bergungsverfügung erhalten. Das bedeutet, dass sie ein Spezialunternehmen beauftragen muss, das in der Lage sein könnte, das Schiff vom Grund der Nordsee zu holen.
Schiffskollision vor Helgoland: Frachter „Polesie“ liegt im Hafen von Cuxhaven
Für die Ermittler der Bundespolizei sind jetzt Aufzeichnungen von Radarstationen, aber auch der Funkverkehr wichtig. Untersucht wird auch der Frachter „Polesie“, der seit dem frühen Mittwochmorgen in Cuxhaven liegt. Das Schiff konnte in der Nacht aus eigener Kraft dorthin fahren und wurde erst am Hafen von Schleppern in Empfang genommen. Wichtig für die Ermittler sind unter anderem die Spuren der Kollision, die sich deutlich an der Steuerbordseite zeigen.
Die Ermittler werden auch versuchen, die beiden Überlebenden der „Verity“ und die 22 Mann der „Polesie“-Besatzung, die das Unglück unverletzt überstanden haben, zu vernehmen. Die 24 Überlebenden werden aktuell, so hieß es am Mittwoch, zunächst psychologisch betreut.