Timmendorferstrand. Titelverteidiger Müller/Tillmann und Ehlers/Wickler wiederholen am Timmendorfer Strand ihre Vorjahreserfolge. An welchem Paar es Kritik gab.

Der Rhythmus, bei dem jeder mit muss, laut und unablässig, „Monsterblock! Monsterblock!“, ließ am Timmendorfer Strand niemanden kalt. Beachvolleyball war für vier Tage nach Hause gekommen. Das letzte Ticket für die Endspiele um die 32. deutschen Meisterschaften, die 31. an diesem Ort, fand am Sonnabend um 18.30 Uhr seinen Abnehmer, die Ahmann-Hager-Arena am Ufer der Ostsee war damit am Sonnabend und bei den Finals am Sonntag mit 3920 Zuschauern auf den drei Stahlrohrtribünen komplett besetzt.

Beachvolleyball kostet jetzt Eintritt – 12.000 zahlten ihn in Timmendorf

Der Paradigmenwechsel scheint gelungen. Konnten die Strandspiele jahrzehntelang bei freiem Eintritt verfolgt werden, was Beachvolleyball zusätzliche Attraktivität verlieh, wird für die Auftritte der besten Blocker und Baggerer nun fast überall ein Obolus verlangt – jüngst bei den Europameisterschaften in Wien, beim Elite-16-Turnier am Hamburger Rothenbaum – und jetzt zum zweiten Mal am Timmendorfer Strand. Insgesamt 12.000 zahlten ihn, 6000 weitere Besucher wurden an den Nebenplätzen (kostenlos) und im Sponsorendorf im Kurpark registriert.

Die Kapazität der mobilen Arena in Timmendorf hatten die Organisatoren von einst 6000 Plätzen auf knapp 4000 reduziert, der Stimmung tat das keinen Abbruch. Im Gegenteil: „Die deutschen Meisterschaften sind mit diesen Fans traditionell der emotionale Höhepunkt der Saison. So laut war es hier aber noch nie, das war ein richtiger Hexenkessel“, sagte die Stuttgarter Nationalspielerin Karla Borger (34), die mit ihrer Münchner Partnerin Sandra Ittlinger (29) mit Platz drei wohl auch hinter den eigenen Erwartungen blieb.

Nach zuvor Verletzungs- und Gesundheitsproblemen, drei Niederlagen in Hamburg, wähnt sich das Nationalteam jedoch in aufsteigender Form. Im kleinen Finale besiegten sie Leonie Körtzinger (26)/Lea Sophie Kunst (21) vom Eimsbütteler TV mit 21:18, 21:14.

Müller/Tillmann und Ehlers/Wickler verteidigen ihre Titel erfolgreich

Ausgelassen feiern lassen konnten sich vor allem die neuen deutschen Meister, die bei Frauen und Männern die alten waren. Svenja Müller (22/Eimsbütteler TV) und Cinja Tillmann (32/TuSA Düsseldorf) verteidigten ihren Titel aus dem Vorjahr ebenso erfolgreich wie bei den Männern das ETV-Duo Nils Ehlers (29) und Clemens Wickler (28), das im Endspiel die Zwillinge Bennet und David Poniewaz (30) vom niedersächsischen FC Schüttorf in 53 Minuten 21:19, 21:18 bezwang. Das war mehr oder weniger erwartet worden.

Unerwartet hatten sich Anna Behlen (30) vom selbst gegründeten 1. Beachclub Kiel und Sarah Schulz (24/TuSa Düsseldorf) ins Finale geschmettert, dabei in der Vorschlussrunde Borger/Ittlinger mit 21:16, 21:17 ausgeschaltet. Müller/Tillmann erwiesen sich dann doch als zu stark, Deutschlands bestes Beachteam setzte sich in 43 Minuten in zwei Sätzen mit 21:14, 21:15 souverän durch.

Erste Meisterschaftsmedaille für Kielerin Anna Behlen mit Sarah Schulz

Im Viertelfinale war am Freitag in diesem Duell die Entscheidung erst im dritten Satz zugunsten der Favoritinnen gefallen. Behlen/Schulz erkämpften sich anschließend in der Verliererrunde die Chance auf die Revanche. Traurig, sie verpasst zu haben, waren beide nicht, Anna Behlen freute sich vielmehr über ihre erste Medaille bei deutschen Meisterschaften.

Dass die WM-Dritten Müller/Tillmann zum zweiten Mal in Folge ganz oben auf dem Podium standen, fühlte sich für Abwehr-Ass Tillmann „einfach nur cool an“. Sie lobte dabei überschwänglich ihre zehn Jahre jüngere Partnerin: „Ich bin stolz über Svenjas Entwicklung in den vergangenen zwei Jahren. Es ist unglaublich, was die junge Dame inzwischen leistet.“ Die beiden baggern und blocken seit 2021 zusammen, haben ihr Olympiaticket für Paris 2024 fast schon sicher gebucht. In Hamburg waren sie Dritte geworden.

Gleiches gilt für die Weltranglistenachten Ehlers/Wickler, die in diesem Jahr bei den Topturnieren im Hauptfeld immer mindestens Platz neun – wie in Hamburg – belegten. Beim Elite-16-Event in Paris (27. September bis 1. Oktober) und bei der WM in Mexiko (6. bis 15. Oktober) sollten sie die letzten nötigen Punkte für die Sommerspiele sammeln können.

Ludwig/Lippmann fehlten in Timmendorf wegen Belastungssteuerung

Das HSV-Nationalteam Laura Ludwig (37)/Louisa Lippmann (28) ist in Paris und Mexiko noch stärker gefordert, weil es gegenüber der Konkurrenz mit einigen für die Olympiaqualifikation anrechenbaren Turnieren in Rückstand ist. Zwölf sind nötig, Ludwig/Lippmann haben sechs. Dass die Olympiasiegerin von 2016 in Rio de Janeiro und ihre neue Partnerin aus Gründen der Belastungssteuerung auf Timmendorf verzichteten, war in den sozialen Medien vergangene Woche kontrovers diskutiert worden. Der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) hatte es beiden erlaubt. Als Nationalteam wären sie zur Teilnahme vertraglich verpflichtet gewesen.

Volleyball-Verband hält an Vertrag mit Beach-Organisator Walkenhorst fest

Ein anderer Kontrakt soll wiederum eingehalten werden, bestätigte der neue DVV-Präsident Markus Dieckmann (47) am Sonntag den „Lübecker Nachrichten“. Alexander Walkenhorst (35), deutscher Beachvolleyballmeister 2021, Bruder der Rio-Olympiasiegerin Kira Walkenhorst (32), war von Dieckmanns Vorgänger René Hecht (61) 2022 ein Sechsjahresvertrag für die Ausrichtung der German Beach Tour und den deutschen Meisterschaften kredenzt worden. Die Rechte erhielt Walkenhorst kostenlos.

Mit der Münchner Versicherungsgruppe Allianz fand er einen Hauptsponsor, der für das Beachpaket eine hohe sechsstellige Summe zahlt. In Timmendorf wurden bei Frauen und Männern jeweils 20.000 Euro Preisgeld ausgeschüttet. Über Spenden konnte es erhöht werden.

„Der Vertrag bleibt unangetastet“, sagte Dieckmann der „LN“, „wir müssen aber sicherlich über Inhalte reden. Wir haben ein hervorragendes Produkt. Ich bin in gutem Austausch mit Alexander Walkenhorst. Und wir dürfen nicht vergessen, von wo wir herkommen. Die Serie hätte es um ein Haar fast nicht mehr gegeben.“ Die Gefahr scheint jetzt gebannt zu sein.