Hamburg. Der deutsche Beachvolleyball hat aktuell nur ein Männerduo von Weltklasseformat, wie sich auch am Rothenbaum zeigt.

Heimturniere am Rothenbaum, das ist bekannt, kitzeln das Beste aus dem Beachvolleyballer Clemens Wickler heraus. Und so stand der gebürtige Bayer, nachdem er am Donnerstag mit seinem Spielpartner Nils Ehlers (29) beim Elite-16-Turnier in Hamburg gegen die Brasilianer Pedro (37)/Guto (29) mit einem 2:0 (21:11, 21:16)-Erfolg einen souveränen Hauptfeldauftakt hingelegt hatte, mit einem breiten Grinsen im Gesicht in der Mixedzone und analysierte mit Genuss den vorangegangenen Schnellwaschgang.

„Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wir haben im ersten Satz extrem gut aufgeschlagen, uns viele Breakmöglichkeiten erarbeitet. Im zweiten Satz sind wir auf dem Gaspedal geblieben. Das war ein schöner Auftakt“, sagte der 28-Jährige.

ETV-Duo ist konstanter

In der Tat war der Auftritt gegen die überforderten Südamerikaner ein Zeichen für die Stärke, die sich das Duo vom Eimsbütteler TV in dieser Saison erarbeitet hat. Ehlers/Wickler sind in ihren Leistungen konstanter als im vergangenen Jahr, auch weil sie von Verletzungen weitgehend verschont geblieben sind.

Dass Wickler, der 2019 mit seinem damaligen Partner Julius Thole am Rothenbaum WM-Silber gewann, einer der besten Abwehrspieler der Welt ist, weiß man. Nun aber hat sich auch Ehlers auf Weltklasseniveau stabilisiert, ist in Block und Angriff in Vollbesitz seiner Kräfte eine echte Ballwand.

Dazu kommt die Stärke beider im Aufschlag. „Wir haben im Winter hart daran gearbeitet, Konstanz in unser Spiel zu kriegen und uns in wichtigen Elementen zu verbessern. Das ist uns gut gelungen“, sagte Wickler.

Olympiaqualifikation fast sicher

Angesichts von fünf fünften Plätzen bei Elite-16-Turnieren und der EM ist die Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris zwar noch nicht sicher, da das provisorische Ranking, in das die zwölf besten Turnierergebnisse des Qualifikationszeitraums einfließen, noch unvollständig ist.

Weil sie auf Rang acht der Weltrangliste und an Position elf des für die Zulassung zum Elite-16-Level maßgeblichen Entry Rankings jedoch regelmäßig auf höchstem Welttourniveau antreten, dürfte das Frankreich-Ticket eher Formsache sein.

„Unser Fokus geht schon auf die WM Anfang Oktober in Mexiko, wo es viele Punkte und bei Sieg sogar die direkte Paris-Qualifikation zu holen gibt“, sagte Nils Ehlers, „aber zunächst wollen wir hier Bestleistung abliefern.“

Sorgen um die zweite Reihe

Dazu bieten an diesem Freitag die Gruppenspiele gegen die schwedischen Europameister David Ahman (21)/Jonatan Hellvig (21), denen sie bei der EM in Wien vorvergangene Woche im Viertelfinale unterlegen waren, um 11 Uhr sowie um 20 Uhr gegen Samuele Cottafava (24)/Paolo Nicolai (35) aus Italien Gelegenheit.

Sorgen bereitet die zweite und dritte Reihe im deutschen Männer-Beachvolleyball. In der Qualifikation waren alle drei gestarteten Teams gescheitert. Paul Henning (25/Frankfurt am Main)/Sven Winter (25/Düsseldorf) sind per Wildcard im Hauptfeld dabei.

Henning/Winter mit guten Ansätzen

Sie lieferten dem tschechischen Topteam Ondrej Perusic (28)/David Schweiner (29) beim 1:2 (23:21, 17:21, 9:15) zwar einen harten Kampf, dürfen aber in den weiteren Gruppenspielen am Freitag (10 Uhr) gegen die Polen Piotr Kantor (31)/Jakub Zdybek (27) und um 19 Uhr gegen die Kataris Cherif Younousse (28)/Ahmed Tijan (28) ebenso wenig mit Siegen rechnen.

„Unser Ziel ist, Bestleistung zu zeigen und Spaß zu haben, drei Matches auf Topniveau zu spielen“, sagte Henning, der vorvergangenen Winter von der Halle in den Sand gewechselt war. Die Olympia-Qualifikation kann das Duo, in der Weltrangliste auf Platz 86 und im Entry Ranking an Position 110 geführt, nur über den Continental Cup schaffen. „Das ist sicherlich eine Option, aber im Vordergrund steht unsere Entwicklung, und dafür brauchen wir Turniere wie dieses.“

Ludwig/Lippmann überzeugen

Eine starke Ausgangslage für das Erreichen des Viertelfinales erspielten sich am Donnerstag Laura Ludwig (37) und Louisa Lippmann (28). Das HSV-Duo, das erstmals in diesem Jahr bei einem Elite-16-Turnier im Hauptfeld steht, bezwang zunächst die Chinesinnen Xue/Xia mit 2:1 (13:21, 21:19, 15:12) und setzte sich am Abend mit 2:0 (21:10, 21:15) gegen die Brasilianerinnen Agatha/Rebecca durch.

„Wir haben unseren Rhythmus gefunden und genießen es total, hier solche Leistungen zeigen zu können“, sagte Lippmann, die erneut in Block und Angriff überzeugte. Laura Ludwig forderte die angesichts des üblen Wetters noch etwas zurückhaltenden Fans – rund 1500 kamen am Donnerstag auf den Center-Court – auf, sie am Freitag (13 Uhr) im letzten Gruppenspiel gegen Melissa Humana-Paredes/Brandie Wilkerson (Kanada) zahlreich zu unterstützen: „Kommt alle und tragt uns ins Viertelfinale!“

Dieses erreichen nur die Gruppensieger der vier Gruppen direkt, die Zweiten und Dritten ermitteln in einer Zwischenrunde am Sonnabend die jeweils vier weiteren Teilnehmer für die Runden der letzten acht, die Frauen und Männer ebenfalls am Sonnabend ausspielen. Halbfinals und Finals finden am Sonntag statt.