Hamburg.

Spätestens wenn die letzten Abiturprüfungen geschafft sind, stellt sich für Schulabgänger die Frage: Wie geht es nun weiter? Eine Möglichkeit: studieren. Hamburg zieht als zweitgrößte Stadt Deutschlands viele junge Frauen und Männer an, die hier an Universitäten und Fachhochschulen lernen: Mehr als 114.000 Studierende waren im Sommersemester 2022 in Hamburg eingeschrieben, unter ihnen gut 15.000 ausländische Studierende. Nun ist die Bewerbungsfrist das kommende Wintersemester gestartet: Sie läuft bis zum 15. Juli.

Ein Studium in der Hansestadt ist nicht nur attraktiv wegen des Lebens an Alster und Elbe, wegen des Nachtlebens auf dem Kiez und im Schanzenviertel und der vielen Kultur- und Sportangebote. Vielmehr bietet Hamburg auch akademisches Renommee: Mit einer Exzellenzuniversität und herausragenden außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie dem Desy in Bahrenfeld gilt die Hansestadt mittlerweile als eine Metropole der Wissenschaft.

Studieren in Hamburg – Was die sechs staatlichen Hochschulen bieten

Die meisten Studierenden lernen an den sechs staatlichen Hochschulen in Hamburg. Anders als private Hochschulen, die zum Teil mehrere Euro pro Semester verlangen, erheben die staatlichen Einrichtungen „nur“ einen Semesterbeitrag zwischen rund 340 und rund 380 Euro. Der größte Teil davon entfällt auf das Semesterticket, mit dem die Studierenden rund um die Uhr alle Busse und Bahnen in Hamburg nutzten können.

Wie unterscheiden sich Uni Hamburg, HAW & Co durch ihre Ausrichtung und Studiengänge, wie viele Lehrende kümmern sich um die Studierenden, wo stehen die Hochschulen in Rankings? Das Abendblatt hat die Hochschulen um ihre jüngsten verfügbaren Daten gebeten und trägt hier wichtige Informationen zusammen, die Studieninteressierte bei ihrer Entscheidung helfen können.

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Universität Hamburg

Die Universität Hamburg ist die älteste und größte staatliche Hochschule der Hansestadt: Gegründet im Jahr 1919, ist die Volluniversität mit Promotionsrecht mit großen Standorten in Eimsbüttel (Von-Melle-Park und Campus Bundesstraße), Bahrenfeld und Klein Flottbek vertreten. Wer hier studiert, soll auch auf eine mögliche wissenschaftliche Laufbahn vorbereitet werden.

Im Wintersemester 2022/23 waren 37.703 Studierende an der Uni immatrikuliert; 682 Professorinnen und Professoren (inklusive Medizin am Uniklinikum Eppendorf) kümmerten sich um die Lehre und Forschung an der Hochschule – damit liegt das Betreuungsverhältnis bei 55 Studierenden je Hochschullehrerin oder Hochschullehrer. Zur Einordnung: Bundesweit betreuen Professoren im Schnitt 65 Studierende, wie das Magazin „Forschung & Lehre“ mit Bezug auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes berichtete.

Die Uni bietet 74 grundständige Studiengänge (Bachelor, Staatsprüfung und Diplom), darunter fünf Lehramtsstudiengänge, sowie 86 Masterstudiengänge, darunter sechs Lehramtsstudiengänge. Von den Masterstudiengängen werden 25 in englischer Sprache durchgeführt, etwa Ocean and Climate Physics, Marine Ecosystem and Fisheries Science, Manuscript Cultures, Law and Economics of the Arab Region.

Welche Studiengänge kann man in der Hansestadt nur an der Uni Hamburg studieren? Nach Angaben der Hochschule sind dies die Lehramtsstudiengänge und der Großteil der Studiengänge der Geisteswissenschaften, etwa Afrikanische Sprachen und Kulturen, Gebärdensprachen, Iranistik, Klassische Archäologie, Sinologie, Japanologie und Philosophie.

Wer als Studierender an der Uni Hamburg ein Auslandssemester absolvieren möchte, profitiert nach Angaben der Hochschule von Austauschprogrammen mit mehr als 350 Partnerhochschulen in aller Welt. Besonders beliebte Destinationen in dem Programm Erasmus+ Programm seien Frankreich, Spanien und Italien. Außerhalb Europas seien Studienaufenthalte an Universitäten in Südkorea, Japan, Kanada und in den USA beliebt.

In aktuellen Rankings ist die Universität Hamburg von Spitzenplätzen ein gutes Stück entfernt, liegt aber meist im oberen Teil der Ranglisten. So belegt sie etwa im Times Higher Education World University Ranking 2023 unter rund 1800 Universitäten aus 104 Ländern den 128 Platz und auf nationaler Ebene Platz 12. Im US News & World Report Ranking belegt die Uni Hamburg unter 2000 Universitäten international Rang 149 bzw. Rang 7 innerhalb Deutschlands.

Auf Abendblatt-Anfrage erklärte das Uni-Präsidium, die Hochschule sei auf einem guten Weg: In fünf von neun internationalen Rankings habe die Uni Hamburg im Jahr 2022 eine Platzierung unter den zehn besten deutschen Universitäten erreicht, auf internationaler Ebene bei fast allen Rankings eine Platzierung unter den ersten 200 bei einer Auswahlgröße von bis zu 28.000 Hochschulen. „Auf lange Sicht zeigt sich hier ein positiver Trend: Vor zehn Jahren konnte die Universität Hamburg in nur zwei internationalen Rankings einen Top 200-Rang erreichen und belegte in keinem Ranking eine Top 10-Position auf nationaler Ebene.“

Im Jahr 2019 gelang der Universität Hamburg ein Sensationserfolg: Sie darf sich seitdem Exzellenzhochschule nennen, bekommt zusätzliche Millionen aus der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder. Hinzu kommt Fördergeld für vier Exzellenzcluster, große Forschungsverbünde zu Physik, Klimawissenschaft und Manuskriptkulturen.

Uni-Präsident Hauke Heekeren sagt: „Beim Studium geht es auch darum, Menschen zu treffen, gemeinsam Spaß zu haben, sich weiterzuentwickeln. Der urbane Campus der Uni Hamburg ist dafür wie gemacht, bunt und lebendig, voller Menschen mit unterschiedlichen Ansichten, kulturellen Hintergründen, Aktivitäten und Interessen: Es lohnt sich, ein Teil davon zu sein.“

Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW)

Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) wurde 1970 gegründet. Inzwischen sie die Fachhochschule in der Hansestadt an vier Standorten vertreten: Die Fakultät für Lebenswissenschaften sitzt in Bergedorf; die Fakultäten für Technik und Informatik, Wirtschaft und Soziales befinden sich am Berliner Tor in St. Georg, die Fakultät Design, Medien und Information betreibt Gebäude an der Finkenau auf der Uhlenhorst und in der Armgartstraße in Hohenfelde.

Angewandte Forschung spielt hier eine wichtige Rolle, vor allem aber setzt die HAW auf eine praxisnahe Lehre. Im Wintersemester 2022/23 waren an der HAW Hamburg 16.941 Studierende eingeschrieben; 412 Professorinnen und Professoren kümmerten sich um die Lehre und Forschung an der Hochschule zum Stichtag 1. Dezember 2021 (eine jüngere Zahl konnte die HAW nicht nennen). Damit lag das Betreuungsverhältnis bei 41 Studierenden je Hochschullehrerin oder Hochschullehrer.

Die Fachhochschule bietet 37 Bachelor-Studiengänge, drei Studiengänge an der University of Shanghai for Science and Technology, drei duale Studiengänge und 35 Master-Studiengänge. Neun Studiengänge werden auf Englisch durchgeführt, etwa Public Health, Renewable Energy Systems, Environmental and Process Engineering und Biomedical Engineering. Die HAW geht davon aus, etwa zwölf in Hamburg einzigartige Studiengänge anzubieten, darunter E-Government/Verwaltungsinformatik, Hebammenwissenschaft (zusammen mit der Medizinischen Fakultät der Uni Hamburg), Rettungsingenieurwesen und Angewandte Familienwissenschaft.

Einen Studierendenaustausch unterhält die HAW unter anderem mit der California State University in den USA, mit der Turku University of Applied Sciences in Finnland und im Rahmen des Shanghai-Hamburg-College mit der University of Shanghai for Science and Technology in China.

In Universitätsrankings taucht die HAW als Fachhochschule naturgemäß nicht auf, dafür punkte sie im jüngsten Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE). Mit mehreren Fächern erreicht die HAW die Spitzengruppe, etwa mit Elektrotechnik und Verfahrenstechnik in den Kategorien „Unterstützung am Studienanfang“ und „Allgemeine Studiensituation“.

Die neue HAW-Präsidentin Ute Lohrentz hebt hervor, ihre Hochschule decke gesellschaftlich relevante Schwerpunkte ab, von Klimawandel und Energie, Gesundheit, Migration und Armut über Mobilität und Logistik, Künstlicher Intelligenz bis hin zu Kommunikation und Design. Dabei begegneten die aus langjähriger Berufspraxis kommenden Lehrenden den Studierenden auf Augenhöhe.

Technische Universität Hamburg in Harburg

Die Technische Universität Hamburg in Harburg (TUHH) betreibt Grundlagenforschung wie die Uni Hamburg, wendet sich in Forschung und Lehre allerdings vor allem an den ingenieurwissenschaftlichen Nachwuchs. Neben ihrem Hauptsitz auf dem Schwarzenberg-Campus ist sie etwa in Finkenwerder am Zentrum für angewandte Luftfahrtforschung vertreten.

Ende 2022 betreuten 108 Professorinnen und Professoren gut 7300 Studierende – damit lag das Betreuungsverhältnis bei 67 Studierenden je Hochschullehrerin oder Hochschullehrer. Die TUHH bietet 14 Bachelor- und 28 Masterstudiengänge, darunter zwölf internationale Studiengänge, etwa Chemical and Bioprocess Engineering und Data Science.

In Hamburg nur an der TUHH studierbar sind der Hochschule zufolge ingenieurwissenschaftliche Studiengänge auf Universitätsniveau, etwa Maschinenbau und Informatikingenieurwesen. Sogar deutschlandweit fast einzigartig sei etwa der Studiengang Schiffbau.

Über das Erasmus-Programm ist die TUHH mit 75 Partnerhochschulen in Europa verbunden. Dazu kommen 60 Kooperationen mit Universitäten außerhalb von Europa, etwa mit der University of Waterloo (Kanada) und der UC Berkeley (USA).

Im jüngsten CHE-Ranking liegt die TUHH mit dem Fach Wirtschaftsingenieurwesen in der Spitzengruppe in den Kategorien Allgemeine Studiensituation und Situation am Studienanfang. Im Uni-Ranking 2022 der Wirtschaftswoche platzierte die TUHH sich mit dem Fach Wirtschaftsingenieurwesen auf Platz und mit Informatik auf Rang 10. Im internationalen Times Higher Education World University Ranking 2023 rangiert die TUHH unter rund 1800 Universitäten aus 104 Ländern in der Ranking-Gruppe auf den Plätzen 601-800.

„Unter dem Leitmotiv „Von Hamburg aus die Welt verändern“ bilden wir Ingenieurinnen und Ingenieure aus, die unsere Welt von morgen verantwortungsvoll mitgestalten“, sagt TUHH-Präsident Andreas Timm-Giel. Wer an Hamburgs drittgrößter Hochschule studiere, könne „die Horizonte von Technik, Wissenschaft und Gesellschaft erweitern“.