Das Versprechen zu den neuen Bahnlinien muss über Jahrzehnte gelten

Nein, an dieser Stelle ist nicht Vertrauen angebracht, sondern Skepsis. Zu oft hat die Hamburger Politik schon Pläne für U- oder Stadtbahn-Strecken großspurig verkündet und dann kleinmütig wieder eingemottet. Mal lag das an Regierungs- oder an Personalwechseln, mal an Finanznöten. Den schönsten Beleg liefert ein SPD-Plakat von 1974, auf dem eine „U-Bahn für Lurup“ mit „Start schon in zwei Jahren“ versprochen wird (Seite 10). Kurz nach der Wahl kassierte der neue Bürgermeister das Projekt. Warum also sollte man Versprechen des SPD-Bürgermeisters zum Bau von U 5 oder S 32 heute glauben – die natürlich rein zufällig kurz vor den nächsten Wahlen gemacht werden?

Abendblatt-Redakteur Jens Meyer-Wellmann
Abendblatt-Redakteur Jens Meyer-Wellmann © Bertold Fabricius

Die Antwort lautet: Weil einem gar nichts anderes übrig bleibt. Der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs und der Umstieg von Pkw und Bussen auf Schnellbahnen ist gegen Staus und für den Klimaschutz so dringend nötig, dass man einfach hoffen muss, dass die Politik nun endlich einmal Wort hält.

Dagegen allerdings sprechen die sehr hohen Kosten. Zwar haben die Anbindung Osdorfs über eine acht Kilometer lange S-Bahn und der Bau einer U 5 auf 25 Kilometern viel für sich. Das Ganze dürfte aber mehr als zehn Milliarden Euro kosten, da schon die ersten 5,8 Kilometer mit rund 1,8 Milliarden Euro zu Buche schlagen. Die immensen Kosten erhöhen dabei die Gefahr, dass die Vorhaben bei der nächsten Konjunkturdelle wieder aufgegeben werden.

Das allerdings darf nicht passieren. Das Versprechen, das Bürgermeister Tschentscher jetzt gegeben hat, muss gelten. Auch für mögliche Nachfolger. Andernfalls wäre das nicht nur ein Drama für die Menschen in Lurup, Osdorf oder Steilshoop. Es würde auch die Glaubwürdigkeit demokratischer Politik einmal mehr beschädigen. Gerade in diesen Zeiten könnte das fatal sein.