Hamburg. Der 8. Mai 1945 steht für das Ende der Gewaltherrschaft der Nazis, aber auch für den demokratischen Aufbruch. Das ist geplant.
Über Jahrzehnte spielte der 8. Mai im politischen Kalender der Stadt keine besondere Rolle. In diesem Jahr, 78 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der NS-Zeit mit der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945, ist das Datum zum ersten Mal ein offizieller Gedenktag in Hamburg.
Am 1. Juni des vergangenen Jahres hatte die Bürgerschaft mit den Stimmen von SPD, Grünen, CDU und Linken gegen die der AfD diesen Schritt beschlossen. Der Senat änderte das Hamburgische Feiertagsgesetz entsprechend am 8. November.
8. Mai steht für das Ende der Gewaltherrschaft der Nazis
Der 8. Mai 1945 steht für das Ende der Gewaltherrschaft der Nazis und die Schrecken des Krieges, aber auch für den Aufbruch Deutschlands und somit auch Hamburgs in demokratische Verhältnisse. Diese beiden Aspekte finden ihren Ausdruck in den Veranstaltungen, die für den heutigen Montag geplant sind, wenn der 8. Mai zum ersten Mal als Gedenktag begangen wird.
Senat und Bürgerschaft wollen mit einer Feierstunde um 15.30 Uhr am Mahnmal St. Nikolai an der Willy-Brandt-Straße (Altstadt) an „die Befreienden und Befreiten des 8. Mai 1945“ erinnern. Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit und Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (beide SPD) werden zum Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus sprechen.
Holocaust-Überlebende Marione Ingram spricht am Mahnmal St. Nikolai
Höhepunkt der Feierstunde, die das Philharmonische Staatsorchester unter Leitung von Kent Nagano musikalisch begleitet, ist die Rede von Marione Ingram. Die 87-Jährige, heute in den USA zu Hause, erlebte als Jüdin die schweren Bombenangriffe auf Hamburg 1943, die auch die Nikolaikirche zerstörten, und sie überlebte den Holocaust.
Ihre Erlebnisse hat Marione Ingram in dem Buch „Kriegskind. Eine jüdische Kindheit in Hamburg“ (Verlag Dölling und Galitz) veröffentlicht. „Mein schwieriger Weg in die Freiheit und mein anhaltender Kampf gegen Hass und Krieg“ hat Marione Ingram, die sich seit vielen Jahren gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus engagiert, ihre Rede am Mahnmal St. Nikolai überschrieben.
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Der Hamburger Ratschlag lädt am Montag zu einer Festkundgebung unter dem Motto „Tag der Befreiung“ auf dem Jungfernstieg ein. Das Programm sieht zwischen 12 und 22 Uhr Vorträge von Friedensaktivisten, Musik und um 14 Uhr eine Podiumsdiskussion mit Vertretern von SPD, Grünen und Linken zum Thema „8. Mai als Feiertag: die Würde und Gleichheit des Menschen“.
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Das gleiche Ziel – die Einstufung des 8. Mai als bundesweiten Feiertag, nicht nur als Gedenktag – verfolgt auch das „Bündnis zum 8. Mai in Hamburg“, das am Montag von 16 Uhr an zu einem „Befreiungsfest“ auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz einlädt. Das Bündnis ist ein Zusammenschluss von 15 zivilgesellschaftlichen Organisationen, zu denen auch die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) gehört.