Mountain View. Peter Tschentscher soll Journalisten nichts über Präsentation erzählen. Welche Bedeutung Hamburg für Google hat.

Gegenüber den einen gab sich Google recht offen, gegenüber den anderen zugeknöpft und restriktiv: Bei Peter Tschentschers Besuch auf dem jüngsten Campus des IT-Konzerns im Silicon Valley durfte die Gruppe um Hamburgs Bürgermeister für ein Auftaktfoto vor dem bunten Firmenschriftzug im Foyer zwar noch zusammenbleiben – doch nach einem kurzen Fußweg ging es für die begleitenden Hamburger Medien in einen dunkelgrauen, fensterlosen Raum, während Tschentscher und die 19-köpfige Wirtschafts- und Wissenschaftsdelegation sich anderswo „Impulsvorträge“ des Gastgebers anhörten und an einer Diskussionsrunde etwa über einen verantwortungsvollen Umgang mit künstlicher Intelligenz (KI) teilnahmen.

Dabei hielten sich die Gäste nicht einmal in Gebäuden auf, in denen es um so prestigeträchtige Entwicklungen wie die KI „Bard“ geht, Googles Antwort auf ChatGPT, oder um Googles Vorzeigeprodukt Maps. Vielmehr kümmern sich Programmierer auf dem sogenannten Bay View Campus um die digitalen Werbeprodukte der US-Firma.

Peter Tschentscher in den USA: Neuer Google-Campus besonders klimaschonend

Näher umschauen durften sich die Medienvertreter dort nicht, geschweige denn Fotos machen. Es galt, auf „besucherfreundlichen“ Wegen zu bleiben, gekennzeichnet durch weiße Streifen auf dem Boden; es gab Kaffee, aber nur vor der Cafeteria; man durfte zur Toilette gehen und sich dort über beheizte Klodeckel freuen – viel mehr aber nicht.

Dabei ist Google offenbar so stolz auf den neuen Campus. Die drei Gebäude seien „nach den höchsten Design- und Nachhaltigkeitsstandards gebaut“ worden, heißt es auf einem Handzettel für Journalisten mit Verweis etwa auf Solardächer und „das größte geothermische Energiepfahlsystem Nordamerikas“ zum Heizen und Kühlen. Details blieben auf Nachfrage unklar.

Googles Deutschland-Chefin begleitet Tschentscher

Klar wurde immerhin, dass Hamburg für den Konzern eine wichtige Rolle spielt. Die Beschreibung von Googles Aktivitäten in der Hansestadt nahmen auf dem Handzettel genauso viel Raum ein wie die firmeneigene Lobpreisung des neuen Campus im Silicon Valley.

Google Deutschland war erstmals zur Teilnahme an einer Auslandsreise des Bürgermeisters eingeladen worden. Und so war Marianne Ströhmann, Leiterin der Google Deutschland-Zentrale in Hamburg, mit nach Kalifornien geflogen. Sie führte Peter Tschentscher in seiner Rolle als Bundesratspräsident ein paar Hundert Meter über den Bay View Campus.

Tschentscher, so lautete offenbar Googles Bitte, sollte sich anschließend allerdings zu den Inhalten der Präsentation für ihn und die begleitende Delegation bedeckt halten. Deshalb blieb der Bürgermeister auf Nachfrage, wie der Austausch verlaufen sei, vage: Die Delegation und er hätten „einen Einblick bekommen, welche Perspektiven hier für die Zukunft entwickelt werden“, sagte er. Was man von Googles Kartendienst Maps und Googles Suchmaschine kenne, sei „nur ein erster Schritt, das Leben einfacher und komfortabler, die Wirtschaft effizienter, insofern auch klimaschonend zu machen“, erklärte Tschentscher, als er den Campus nach gut zwei Stunden verließ.

Tschentscher: Datenschutz darf nicht zu großem Hemmnis werden

Aus Sicht des Bürgermeisters verlief der Besuch erfreulich. „Ganz besonders bemerkenswert ist, dass Google seine gute Kooperationen mit der Stadt Hamburg betont hat“, sagte er. „Es gibt viele Entwicklungsprojekte, die in Hamburg erstmalig zur Anwendung kommen und dann weltweit eingesetzt werden.“

Auch über Datenschutz und Datentransparenz sei gesprochen worden. Das sei ein „wichtiges Thema“, sagte Tschentscher, ohne konkret zu werden. Es komme allerdings auch darauf an, die Entwicklung neuer IT-Anwendungen sicherzustellen. „Datenschutz darf nicht zu einem kompletten Hemmnis werden“, sagte er.

Peter Tschentscher in den USA: Bei Meta waren Journalisten nicht vorgesehen

Anschließend fuhren Tschentscher und die Wirtschafts- und Wissenschaftsdelegation zum Sitz von Meta. Zu dem Konzern gehören unter anderem das soziale Netzwerk Facebook, der Fotodienst Instagram und der Messengerdienst WhatsApp. Anders als bei Google war auf dem Meta-Campus für Journalisten am Donnerstag allerdings nicht mal ein grauer, fensterloser Raum vorgesehen, sondern: gar nichts.