Hamburg. Der Hamburger Oliver Wurm hat die weltbekannte Geschichte in unsere Zeit geholt – mit der Hilfe von künstlicher Intelligenz.

Ungefähr zwei Jahre ist es her, dass Oliver Wurm das Buch „Der kleine Prinz“ mal wieder aus dem Regal geholt hat. Warum? Genau weiß der Hamburger Unternehmer das nicht mehr. „Ich fand das Buch schon als Schüler beeindruckend, weil darin auf so wunderschöne Weise universell wichtige Themen wie Freundschaft, Liebe und Verantwortung behandelt werden. Und so habe ich alle paar Jahre wieder darin gelesen.“

Bei diesem Mal aber landete die Ausgabe nach dem Lesen nicht wieder im Regal. Denn plötzlich hatte Wurm eine Idee: Die Geschichte des kleinen Prinzen zum 80. Geburtstag des Welt-Bestsellers von Antoine de Saint-Exupéry weiterzuerzählen. Von der Idee war er überzeugt. Aber wie genau er das angehen sollte, wusste er noch nicht.

Buch aus Hamburg: „Der kleine Prinz“ neu mit ChatGPT erzählt

„Ich habe versucht, die Geschichte in unsere Zeit zu holen und weiterzuspinnen, aber die Wahrheit ist leider: Es war einfach nicht gut.“ Aber wer Oliver Wurm kennt, der weiß auch, dass er nicht so schnell aufgibt. Auch andere seiner Projekte waren ambitioniert. Etwa, als er vor einigen Jahren das Deutsche Grundgesetz als Magazin herausbrachte. Zweifel gab es viele. Wer sollte das lesen? Am Ende waren es sehr viele, und Wurm wurde für das Projekt mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

Auch beim Kleinen Prinzen blieb er dran. Was Wurm bei dem Projekt umtrieb: „Wir haben uns gefragt, ob die Kernbotschaften des Bestsellers aus 1943 auch 2023 noch zeitgemäß sind? Wie würde der kleine Prinz sich auf der Welt bewegen, wenn er heute noch einmal zurückkäme?“

Eines Tages dann begann Wurm – der lange Zeit als Journalist tätig war – aus Interesse mit dem neuen Chatbot ChatGPT zu experimentieren. Wer es nicht kennt: ChatGPT ist ein Chatbot, also eine Anwendung, die auf künstlicher Intelligenz basiert. Sie kann in normaler Sprache mit Menschen kommunizieren und lernt stetig dazu. Wurm stellte fest, dass das System insbesondere zu Themen mit sehr guter Datenbasis, erstaunlich gut Bescheid wusste. Auch von der Qualität der Texte war er überrascht.

Oliver Wurm stellt 23 Fragen an den kleinen Prinzen

Und so kam Wurm schließlich auf die Idee, die große Intelligenz zum kleinen Prinzen zu befragen und daraus ein Buch zu machen. Passend zum Jahr 2023 haben sich Wurm und sein Team 23 Fragen überlegt. Für die Idee wird „Der kleine Prinz“ zu „der klAIne Prinz“. Das „AI“ steht für Artificial Intelligence. Der Planet, auf dem die neu illustrierte Figur steht, erinnert an das Logo von ChatGPT.

Der Hamburger Unternehmer Oliver Wurm hatte eine neue Idee: Mit ChatGPT holt er „den kleinen Prinzen“ in die heutige Zeit.
Der Hamburger Unternehmer Oliver Wurm hatte eine neue Idee: Mit ChatGPT holt er „den kleinen Prinzen“ in die heutige Zeit. © Roland Magunia/Hamburger Abendblatt | Roland Magunia/Hamburger Abendblatt

Um einen Eindruck zu bekommen, wie ein Chatbot antwortet, hier ein paar Beispiele. Auf die Frage etwa, ob der kleine Prinz beim nächsten Besuch auf der Erde gemeinsam mit Greta Thunberg bei der Klimastreikbewegung „Fridays for Future“ auftreten würde, lautet die Antwort (ein Auszug): „Obwohl es reine Spekulation ist, könnte man argumentieren, dass der kleine Prinz, wenn er heute noch einmal zurück auf die Erde käme, durchaus gemeinsam mit Greta Thunberg bei der Klimastreikbewegung ,Fridays for Future’ auftreten würde. Die Wertschätzung der Natur und der Schutz des Planeten sind wichtige Aspekte in der Geschichte von ,Der kleine Prinz’, und diese Themen stehen auch im Zentrum der ,Fridays for Future’-Bewegung.“

ChatGPT verrät: Der Kleine Prinz wäre auf Instagram

Und wie sieht es mit Social Media aus? Wäre der kleine Prinz auf Instagram, Facebook und Twitter aktiv? Die künstliche Intelligenz glaubt: „Der kleine Prinz könnte Instagram nutzen, um Fotos und kurze Videos von Natur, Pflanzen, Tieren und seinen Abenteuern zu teilen. Er könnte inspirierende Zitate und Botschaften aus seiner Geschichte verbreiten und dabei seine künstlerische Seite betonen.“

Es sind Antworten, die zum Teil wenig überraschend sind. Das weiß auch Oliver Wurm. Aber: „Ich sehe das Ganze als ein Experiment an, bei dem jeder sehr viel über künstliche Intelligenz lernen kann.“

ChatGPT: Der kleine Prinz würde bei Markus Lanz sitzen

Und so erwartbar einige Antworten waren, so unterhaltsam seien dafür andere gewesen. „Wenn die künstliche Intelligenz etwa erklärt, warum der kleine Prinz heute bei Markus Lanz in der Talkshow sitzen würde, dann ist das schon auch lustig“, so der 52-Jährige.

Die Antwort: „Die Sendung ist eine der bekanntesten und angesehensten Talkshows im deutschen Fernsehen. (…) Der kleine Prinz könnte hier seine Botschaften über Liebe, Freundschaft, Verantwortung und das Wesentliche im Leben einem breiten Publikum präsentieren. Durch seine Teilnahme an einer solchen Talkshow hätte er die Möglichkeit, seine einzigartige Perspektive und Weisheiten mit einem großen, interessierten Publikum zu teilen und zum Nachdenken über grundlegende menschliche Werte anzuregen.“

„Der klAIne Prinz“ ist Hommage an Original von Antoine de Saint-Exupéry

Für Wurm ist das 64-Seiten-Büchlein eine Spielerei mit den Möglichkeiten künstlicher Intelligenz. Aber vor allem soll es das sein: „Eine Hommage an das Original. Auch nach 80 Jahren ist Saint-Exupérys Appell an die Menschlichkeit noch immer zeitgemäß und schön“, so Wurm. „Und so war es uns wichtig, in einem weiteren Abschnitt im Buch die wichtigsten Zitate des Originals zusammenzustellen und zu würdigen. Auch haben wir zahlreiche Informationen über den Autor zusammengetragen.“

Wie? Ebenfalls über KI. „Für viele wird es überraschend sein, was das zum Teil für gute Texte sind.“ Wurm und sein Team haben sich bewusst dazu entschieden, diese nicht mehr zu bearbeiten. „So soll der Leser einen unverfälschten Eindruck davon bekommen, was KI heute kann.“

Der Hamburger Unternehmer Oliver Wurm bringt den Klassiker „Der kleine Prinz“ neu heraus – mithilfe von künstlicher Intelligenz.
Der Hamburger Unternehmer Oliver Wurm bringt den Klassiker „Der kleine Prinz“ neu heraus – mithilfe von künstlicher Intelligenz. © Oliver Wurm | Oliver Wurm

Das Büchlein (64 Seiten) erscheint als E-Book in fünf Sprachen – auf Deutsch, Französisch, Englisch, Spanisch und Italienisch. Die gedruckte Ausgabe ist für 8,99 Euro über die Website www.derklaineprinz.de erhältlich. Das E-Book gibt es für 4,99 Euro.