Hamburg. Vor dem Großbrand wurden die Hamburger auf dem Handy gewarnt. Wer die Gefahrenmeldung auslöst – und ob man eine Warn-App braucht.

Die Osterüberraschung für viele Hamburger kam am frühen Sonntagmorgen um 7.25 Uhr unüberhörbar. Auch für passionierte Lang- und Ausschläfer gab es kein Erbarmen, als zunächst das Handy bei allen Bewohnern von Rothenburgsort und den angrenzenden Stadtteilen schrillte und dann die Erklärung per Push-Meldung folgte: „Gefahrendurchsage, Hoch“, stand auf dem Display, dazu ein schwarzes Ausrufezeichen auf einem gelben Dreieck und der höfliche Vorschlag: „Informieren Sie sich in bekannten Warnmedien.“

Hintergrund der behördlichen Warnung war das Großfeuer in dem Gewerbegebiet rund um die Billstraße, das die Feuerwehr bis zum Ostermontag stark in Anspruch nahm und das immer bekämpft werden muss. Eine 17.000 Quadratmeter Fläche in Rothenburgsort stand in Flammen.

Noch schlimmer: Niemand wusste zunächst so genau, was in den Hallen gelagert und wie giftig der Rauch war, der durch den Wind bis in die Innenstadt getragen wurde. Was dagegen alle wussten: Die Feuerwehr schätzte die Lage als ernst ein – und hatte dementsprechend Alarm geschlagen.

Notfallalarm: Für viele Hamburger war es das zweite Mal

Für manch einen Hamburger war es bereits die zweite digitale Warnmeldung innerhalb kürzester Zeit. Auch beim Amoklauf von Alsterdorf am 9. März wurden Anwohner in einem größeren Radius über eine erhöhte Gefahrensituation über das Handy gewarnt.

Was dabei nur die Wenigsten wissen: Für beide Benachrichtigungen brauchte man keine der bekannten Warn-Apps wie Nina oder Katwarn. Die Behörden informierten über Cell Broadcast.

Dieses wird zentral durch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Bonn geleitet, nachdem es durch einen Einsatzleiter der Hamburger Feuerwehr, der Polizei oder direkt durch die Innenbehörde aktiviert wird. Technisch wird hierfür das modulare Warnsystem, besser bekannt als MoWas, genutzt.

Cell Broadcast bundesweit seit dem 23. Februar im Einsatz

So nennt sich die Möglichkeit, Warnungen auf alle empfangsbereiten und technisch geeigneten Mobilfunkgeräte zu senden, die sich in den angesteuerten Funkzellen befinden. Das System ist seit dem 23. Februar bundesweit im Einsatz, in Hamburg kam es seitdem zweimal (Alsterdorf und Rothenburgsort) zum Einsatz.

Es gibt drei unterschiedliche Gefahrenstufen

Auf dem Papier der Warnstufen heißt es, dass die digitale Warnung aus einem eine Minute langen auf- und abschwellenden Heulton besteht. Die Entwarnung ist ein eine Minute langer Dauerton.

Insgesamt gibt es drei verschiedene Gefahrenstufen: Die Gefahreninformation (Stufe drei), die amtliche Gefahrenmeldung (Stufe zwei) und im schlimmsten Fall die Gefahrendurchsage (Stufe eins). Letztere wurde sowohl nach dem Amoklauf durch die Polizei als auch am Sonnabend durch den Einsatzleiter der Feuerwehr ausgerufen.

Die Warn-Apps wie Nina oder Katwarn waren übrigens eine gute Idee, sind durch den Einsatz von Cell Broadcast mittlerweile aber überflüssig. Zumindest fast. Denn wer trotzdem eine der bekannten Apps runtergeladen hatte, wurde am frühen Sonnabend in den betroffenen Stadtteilen in Hamburg sogar noch früher geweckt. Um 5.51 Uhr wurde man aus dem Schlaf gerissen. Ob das aber am Osterwochenende eine gute Nachricht war, muss jeder für sich selbst entscheiden.