Hamburg. Galeria-Beschäftigte verzichteten auf Geld, um Jobs zu sichern, nun werden trotzdem Filialen geschlossen. Warnstreik in Hamburg.

Die Beschäftigten aller fünf Galeria-Warenhäuser in Hamburg sind am Sonnabend von der Gewerkschaft Verdi zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen worden. Alle fünf Warenhäuser wurden bestreikt. In Harburg auf dem Herbert-Wehner-Platz haben sich nach Informationen des Abendblatts am Mittag rund 200 Mitarbeiter aller Karstadtfilialen zu einer Kundgebung versammelt.

Daran nahm auch Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) teil. Der von den Gläubigern gebilligte Sanierungsplan für Galeria sieht vor, dass in Hamburg zwei der fünf Warenhäuser zum 30. Juni geschlossen werden, nämlich Harburg und Wandsbek.

„Wir wollen heute hier die Solidarität des Senats mit den Beschäftigten deutlich machen“, sagte Dressel. Die seien hart getroffen. Vor knapp drei Jahren habe es schon einmal eine Schließungswelle gegeben, wo die Beschäftigten viele Opfer gebracht hätten. Dass nun noch einer draufgesetzt werde, sei schon bitter.

Warnstreiks bei Galeria Kaufhof in Hamburg

Dressel kritisierte dabei das Galeria-Management scharf. „So geht man mit lange qualifizierten Kolleginnen und Kollegen nicht um.“ Aber auch für die Bezirke seien die Schließungen hart, sagte Dressel mit Blick auf vermehrt verödete Innenstädte. Gleichzeitig rief er die Hamburgerinnen und Hamburger auf, den stationären Handel zu unterstützen und nicht alles online zu kaufen. „Da können wir alle etwas tun“, betonte der SPD-Politiker.

Mit dem Warnstreik solle der Druck bei den derzeit feststeckenden Tarifverhandlungen für die bundesweit rund 17.000 Beschäftigten des insolventen Konzerns Galeria Karstadt Kaufhof erhöht werden, teilte Verdi mit.

Warnstreik bei Galeria Kaufhof am heutigen Sonnabend

Die Gewerkschaft verlangt in den seit Februar laufenden Verhandlungen unter anderem die Anerkennung der regionalen Flächentarifverträge des Einzelhandels. Der von den Gläubigern gebilligte Sanierungsplan für Galeria sieht vor, dass in Hamburg nur drei der fünf Warenhäuser bestehen bleiben.

„Die Belegschaften stecken seit vielen Jahren Geld in die Sanierung des Unternehmens und verzichten auf bis zu 5500 Euro jedes Jahr“, sagte Hamburgs Verdi-Vize Heike Lattekamp. Die Wut und Enttäuschung der Beschäftigten seien sehr groß. Das Management habe zuletzt eine Rückkehr zum Flächentarifvertrag ausgeschlossen und eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten gefordert. „Unsere Antwort auf diese unverschämten Pläne sind erste regionale Warnstreiks.“

Galeria-Vorstand spricht von "ruinösen Schäden"

Der Galeria-Vorstand hatte Pläne für Warnstreiks kritisiert. „Die geplanten Streikmaßnahmen sind offensichtlich rechtswidrig und drohen ruinöse Schäden zu verursachen, für die Sie haftbar zu machen wären“, schrieben Konzernchef Miguel Müllenbach und der Galeria-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz an die Verdi-Spitze, wie der „Business Insider“ berichtete.

Sie erinnerten dem Bericht zufolge in dem Brief daran, dass sich Galeria Karstadt Kaufhof nach wie vor in einem Insolvenzverfahren und einer „existenziellen Krisensituation“ befinde. Der Insolvenzplan beruhe auf der Erwartung, dass das Unternehmen nach dem Verzicht die Forderungen begleichen könne.

„In einer solchen Situation dem Unternehmen zielgerichtet massiven wirtschaftlichen Schaden zuzufügen, indem man an einem der wesentlichen Einkaufstage des Jahres Filialen bestreiken lässt und zur Schließung zwingt, konterkariert eklatant das Ziel des Insolvenzplans, wenigstens einen kleinen Anteil der Forderungen befriedigen zu können“, wurden die Galeria-Chefs zitiert.