Hamburg. Anders als deutschlandweit steigt die Hospitalisierungsquote. Die aktuelle Corona-Variante ist noch ansteckender. Was Experten sagen.

Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit hat es in Hamburg erneut eine Corona-Welle gegeben. Da jedoch kaum noch getestet wird, geben die offiziellen Zahlen des Robert-Koch-Institutes (RKI) nur bedingt Aufschluss darüber. Kurz vor Ostern laufen die letzten Corona-Maßnahmen aus, doch die Pandemie ist auch in Hamburg alles andere als vorbei. Nach wie vor gibt es Fälle, die zum Teil gehäuft auftreten. Die hohe Impfquote trägt dazu bei, dass die Infizierten zumeist nach wenigen Tagen wieder negativ sind.

UKE-Intensivchef Prof. Stefan Kluge sagte dem Abendblatt: „Wir haben gerade eine kleinere Corona-Welle gesehen, die bereits wieder abebbt. Das betrifft Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitende gleichermaßen. Die aktuellen Virusvarianten sind offenbar noch einen Tick ansteckender als die letzten. Glücklicherweise sehen wir kaum noch schwer erkrankte Patientinnen und Patienten.“

Corona Hamburg: Jetzt mehr Patienten als bei Grippewelle 2023

Auf der Intensivstation seien derzeit 12 Corona-Fälle, die positiv getestet wurden, im UKE seien es insgesamt rund 100 Fälle, wobei es im Vergleich nur rund eine Handvoll Patienten mit Influenza gebe. Kluge sagte: „Was für uns großen Aufwand bedeutet, sind die Isolationsmaßnahmen für die positiv auf Corona Getesteten.“ Das sei aber notwendig, weil man auch die besonders vulnerablen Gruppen im Blick behalten müsse wie transplantierte und onkologische Patientinnen und Patienten.

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Der ehemalige Sprecher der medizinischen Leiter im Impfzentrum, Dr. Dirk Heinrich, sagte dem Abendblatt: Er sehe in seiner HNO-Praxis viele Patienten, die mit Erkältungssymptomen kommen. „Geschätzt 30 Prozent von ihnen sind mit Corona infiziert.“ Schwere Fälle habe er in der letzten Zeit nicht gesehen.

Schön Klinik: Besuchsverbot und Isolation nach Ausbruch

Vor drei Wochen war ein Corona-Ausbruch in der Schön Klinik bekannt geworden. Die Geriatrische Station war betroffen. Nach Angaben einer Patienten-Angehörigen war der Verlauf beim Erkrankten bedenklich, weil er ohnehin an Lungenproblemen litt. Das Krankenhaus erklärte, keiner der Patienten des „Ausbruchsgeschehens“ sei schwer erkrankt. Jedoch hätten alle die Corona-typischen Symptome gezeigt. Alle seien isoliert worden. Über die Station wurde ein Besuchsverbot verhängt. Es war der erste öffentlich gewordene Fall nach dem Aufheben der allgemeinen Hygienemaßnahmen wie der Maskenpflicht.

Aus weiteren Hamburger Einrichtungen wurden dem Abendblatt gehäufte Fälle von Corona-Infektionen berichtet. Das Auslaufen der Maskenpflicht und der laxere Umgang mit den in der Corona-Pandemie eingeübten AHA-Regeln waren die Ursachen. Von größeren Ausbrüchen mit schwerwiegenden Verläufen ist auch den Behörden nichts bekannt. Die hohen Impfquoten und die Auffrischungen sowie Infektionen (vor allem um den Jahreswechsel) haben zu einem „milderen“ Verlauf der inzwischen abgeebbten Welle beigetragen.

Corona-Maßnahmen fallen am 7. April

Zum 1. März ist bundesweit die Testpflicht in Krankenhäusern und Pflegeheimen gefallen. Besucher waren weiterhin angehalten, eine Maske aufzusetzen. Auch diese Regel fällt nun zum 7. April. In Arztpraxen und Dialyse-Einrichtungen muss von Freitag an ebenfalls keine Maske mehr getragen werden. Hamburg hat keine über diese bundesweiten Regelungen hinausgehenden Verordnungen mehr. In einzelnen medizinischen Einrichtungen können die Betreiber allerdings mit Bezug auf das Hausrecht eigene Hygieneregeln verhängen.

Die Sieben-Tage-Inzidenz, die aufgrund fehlender Massen-Tests nur bedingt aussagekräftig ist, liegt nach Zahlen des Robert-Koch-Institutes bundesweit bei 21,9 Fällen pro einhunderttausend Einwohner. In Hamburg steht dieser Wert aktuell bei 24,3. Noch vor drei Wochen ergab sich ein anderes Bild, als der Wert bundesweit bei 43,8 lag und in Hamburg bei 28,9. Offenbar sinkt die Infektionsdynamik allgemein schneller als in Hamburg. Anders als bundesweit steigt in Hamburg als einzigem Bundesland die Hospitalisierungsquote wieder, die nachzeichnet, wie viele Menschen mit einer Covid-Erkrankung ins Krankenhaus müssen – oder dort positiv getestet werden. Das kann jedoch nach Auskunft von Experten „Zufall“ sein.