Hamburg. Gegenüber Ländern wie Bayern waren Hamburgs Schüler bislang im Vorteil. Das ändert sich nun. 26 Millionen Euro mehr für Brennpunkt-Schulen.
Hamburg Schulsenator Ties Rabe (SPD) feiert es als großen persönlichen Erfolg: Schulen in sozial benachteiligter Lage erhalten im Rahmen des geplanten „Startchancenprogramms“ mehr Geld: Der Bund habe zugesagt, mindestens eine Milliarde Euro im Jahr dafür zur Verfügung zu stellen, das wären für Hamburg voraussichtlich 26 Millionen Euro pro Jahr – vermutlich für zehn Jahre.
„Mit diesem Geld können wir rund 60 der 320 allgemeinen Hamburger Schulen besonders fördern“, erklärte Rabe am Freitag. Denkbar seien beispielsweise zusätzliche pädagogische Fördermaßnahmen, zusätzliche Stellen für die Schulsozialarbeit und eine bessere Ausstattung der Unterrichtsräume. Bund und Länder wollen nach seinen Worten jetzt zügig die weiteren Details klären, damit das Programm spätestens im nächsten Jahr starten kann. Das neue, bundesweite Programm „Startchancen“ soll Kindern und Jugendlichen bessere Bildungschancen unabhängig von der sozialen Lage ihrer Eltern ermöglichen.
Schule Hamburg: 26 Millionen Euro extra vom Bund pro Jahr
Rabe, der auch Koordinator der so genannten A-Länder Bremen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Berlin, Brandenburg, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern ist, zog eine positive Bilanz der am Freitag zu Ende gegangenen Kultusministerpräsidentenkonferenz (KMK).
„Wir haben die Anforderungen für das Abitur zwischen allen Ländern deutlich angeglichen“, sagte Rabe. Man komme damit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes nach, wonach die Abituranforderungen in den 16 Bundesländern zurzeit zu unterschiedlich seien und harmonisiert werden müssten. „In einem ersten Schritt haben wir sichergestellt, dass alle Länder künftig in den schriftlichen Abiturprüfungen einen Kern von 50 Prozent mit gleichen Abituraufgaben einsetzen. Das bedeutet zum Beispiel, dass die gleichen Mathematikaufgaben in allen 16 Bundesländern eingesetzt werden“, so Rabe.
Schule Hamburg: Bedingungen für Abiturienten werden verschärft
Die KMK habe zudem beschlossen, die Rahmenbedingungen für die Oberstufe anzugleichen. Denn die Zensuren aus der Oberstufe bestimmten zwei Drittel der Abiturnote. „Künftig sollen alle Schülerinnen und Schüler in Deutschland wenigstens 40 Kurse in der zweijährigen gymnasialen Oberstufe belegen und davon 36 in die Abiturwertung einbringen.“
Hamburger Abiturienten müssen bisher nur 32 Kurse in die Wertung einbringen, in Bayern sind es zum Beispiel 40. Die Folge war: Die Hamburger konnten mehr schlechte Kursleistungen streichen und kamen so auf einen besseren Schnitt.
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Schule Hamburg: Behörde will Regeln für Abitur anpassen
Weitere Bestimmungen begrenzten die Zahl der Leistungskurse beziehungsweise der Kurse auf erweitertem Niveau auf zwei bis drei, deren Noten in der Regel mit der doppelten Wertung in die Abiturnote eingehen. „So viel Einheitlichkeit bei den Abiturprüfungen gab es noch nie“, so Rabe.
Die Schulbehörde werde nun genau prüfen, wie die Hamburger Regelungen an die neuen Vorgaben angepasst würden. Beschlossen wurden auch weitere Maßnahmen gegen den Lehrermangel. Jedes Bundesland solle jedes Land exakt sicherstellen, dass die landeseigenen Ausbildungsplätze in Studium und Referendariat dem tatsächlichen Lehrerbedarf entsprächen.
Abitur: Die Pläne der Kultusminister in der Übersicht:
- Angehende Abiturienten sollen künftig überall nur noch maximal drei Leistungskurse („Fächer auf erhöhtem Anforderungsniveau“) belegen können. Bisher sind theoretisch bis zu vier möglich. Die meisten Länder haben bereits jetzt nur zwei oder drei festgelegt. Mit der Neuregelung würde das für die Zukunft bundesweit festgeschrieben. Bei zwei Leistungskursen sollen diese fünf Stunden pro Woche unterrichtet werden, bei drei Kursen können es auch vier Stunden sein.
- Überall sollen künftig in den vier Halbjahren der Qualifikationsphase vor dem Abitur 40 Kurse verpflichtend belegt werden. 36 davon sollen in der Regel in die Abschlussbewertung einfließen. Momentan kann das jedes Bundesland anders handhaben und 32 bis 40 Kurse in die Gesamtberechnung einfließen lassen.
- Erstmals gibt es eine einheitliche Vorgabe für die Anzahl und Gewichtung von Klausuren: In den Leistungskursen sollen bundesweit pro Halbjahr ein bis zwei Klausuren geschrieben werden. Im vierten Halbjahr kann eine Klausur geschrieben werden, muss aber nicht. Werden zwei Klausuren geschrieben, gehen sie zu 50 Prozent in die Halbjahresnote ein, bei einer Klausur sind es 30 Prozent.
- Auch in den Grundkursen, wenn es sich um Prüfungsfächer sowie Deutsch, Mathe und eine Fremdsprache handelt, werden ein bis zwei Klausuren pro Halbjahr geschrieben, im vierten Halbjahr gibt es auch hier eine Kann-Bestimmung. Und wie bei den Leistungskursen fließen bei zwei Klausuren diese zu 50 Prozent in die Halbjahresnote ein, bei einer Klausur sind es 30 Prozent.
- Die Naturwissenschaften Biologie, Chemie und Physik werden, wenn sie als Grundkurs belegt werden, einheitlich drei Stunden pro Woche unterrichtet, bisher waren hier auch zwei Stunden möglich.