Hamburg. Posse um Posaunentreffen: 15.000 Musiker dürfen im Frühjahr wohl auf der Moorweide spielen. Dafür soll es einen Ausgleich geben.
Wahrscheinlich können sich 15.000 Posaunisten und Posaunistinnen im Mai kommenden Jahres doch auf der Großen Moorweide in Rotherbaum aufhalten. Aber es gilt: Der Deutsche Evangelische Posaunentag darf dort nur drei Tage lang auftreten, wenn anschließend Bäume gepflanzt und sogenannte Blühstreifen angelegt werden. Posaunen gegen Blümchen.
Auf diesen Kompromiss könnten sich laut Grünen-Bezirkschef Ali Mir Agha seine Partei und die Christdemokraten im Bezirk Eimsbüttel einlassen, nachdem sie zuvor der Veranstaltung eine klare Absage erteilt hatten.
Posaunentag in Hamburg darf stattfinden – unter Bedingung
Sie hatten sich mit einem Antrag im Kerngebietsausschuss dagegen ausgesprochen, den Eröffnungsgottesdienst am 3. Mai auf der Grünfläche zu erlauben. Die Sorge der Politiker: Die Grünfläche könnte während der Konzerte vom 3. bis 5. Mai 2024 zu sehr unter den Menschenmassen leiden.
Nun das mögliche Einlenken. Sicher ist das noch nicht ganz. Denn CDU und Grüne müssen in der Bezirksversammlung am Donnerstag gegen ihren eigenen ursprünglichen ablehnenden Antrag stimmen. Dann wäre ein Kompromiss gefunden, den die Verwaltung in einer öffentlichen Mitteilung darlegt.
Unter der Überschrift „Entwicklung der Großen und Kleinen Moorweide“ heißt es unter anderem, dass folgende Aufwertungsmaßnahmen nach Veranstaltungen wie dem Posaunistentreffen möglich wären: Am Mittelweg und an der Rothenbaumchaussee sollen Straßenbäume gepflanzt werden, die Moorweide soll anschließend wieder instandgesetzt werden – das umfasst nicht nur das Grün, sondern auch die Wege und das Mobiliar.
Außerdem sollen bereits vorhandene Blühstreifen geschützt und neue Streifen mit bunt blühenden Pflanzen gesät werden. Ziel solcher Blühstreifen ist es, örtliche Biodiversität zu fördern. „Unter diesen Voraussetzungen können wir uns diese Veranstaltung vorstellen“, sagt Ali Mir Agha. „Denn nach solchen Veranstaltungen ist dort ja alles tot, da ist dann nichts mehr grün.“
SPD: Froh über Einlenken in der Posse um Posaunentag
Darüber hinaus ist ihm wichtig, dass die Große Moorweide, die ehemals als Weidefläche vor den Toren der Stadt genutzt wurde, ein Gartendenkmal bleibt. „Daran wollen wir nicht rütteln und wollen mit der Kulturbehörde ein Konzept für die Fläche entwickeln.“ Es ist vorgesehen, einen Pflege- und Entwicklungsplan unter denkmalpflegerischen Vorgaben erstellen zu lassen.
- Hamburg soll mehr „Klönbänke“ bekommen
- Palazzo darf auf die Moorweide – doch es gibt Auflagen
- Hamburgs schönste Dachterrassen – mit spektakulärem Ausblick
Die Sozialdemokraten im Bezirk hatten sich dafür eingesetzt, dass die Posaunisten auf die Große Moorweide kommen können. Fraktionschef Gabor Gottlieb: „Wir freuen uns, wenn die Grünen und die CDU ihre Meinung ändern und der Posaunentag stattfinden kann. Dass man aber einen Posaunentag von einzelnen Blühstreifen abhängig macht, ist schon eine besondere Stilblüte und gibt dieser Posse um den Posaunentag eine besondere Note.“
Kein Kompromiss für Roncalli-Gastspiel auf Moorweide
Bereits im Juni 2022 hatte der Veranstalter, der Evangelische Posaunendienst in Deutschland (DEPT), den Abgeordneten ein Konzept vorgestellt und darum gebeten, eine Freigabe für das Eröffnungskonzert am 3. Mai 2024 auf der Großen Moorweide zu erteilen.
Organisator Peter Schulze freut sich über eine mögliche Zusage: „Das wäre großartig. Wir haben nämlich auch keinen alternativen Standort.“ Er wisse im Übrigen genau, wo es Blühstreifen gibt: „Die schützen wir selbstverständlich mit Gittern. Dass wir das Grün danach renaturieren, ist ohnehin eine Selbstverständlichkeit.“
Obwohl kommerzielle Veranstaltungen seit fast drei Jahren auf der Großen Moorweide verboten sind, hatte die Verwaltung diesem nicht-kommerziellen Treffen grünes Licht signalisiert, ohne dass es dafür eine politische Mehrheit gab. Das hatte den Grünen und der CDU nicht gepasst.
Für den Zirkus Roncalli, der auf der Großen Moorweide vom 13. Mai bis zum 25. Juni ein Gastspiel geplant hatte, erteilt die Politik nach wie vor eine Absage. „Für Roncalli wird es keinen Kompromiss geben“, so Ali Mir Agha. Er verweist darauf, dass auf der benachbarten Kleinen Moorweide bis zu zwei Veranstaltungen im Jahr erlaubt sind.