Hamburg. Die Säcke für den Hausmüll sollen in zwei Hamburger Bezirken bald der Vergangenheit angehören. Wie sich die Entsorgung verändert.

Sie sind lästig, weil sie auf Balkonen und in Gärten Platz wegnehmen oder lange vor dem Abholtermin am Straßenrand liegen: Hamburgs rosa Müllsäcke. Behältersysteme sollen nach und nach vor allem in Eimsbüttel und Altona mit ihren Altbauten ohne Keller und Hinterhöfe die Säcke ersetzen.

Das Schreiben ging an alle Wohnungseigentümer in Hoheluft-West unter der Überschrift „Abschaffung der rosa Hausmüllsäcke im Bezirk Hamburg-Eimsbüttel.“ Weiter: „Für Sie heißt das, dass wir in Kürze mit den Baumaßnahmen beginnen werden. Das neue Entsorgungssystem für Ihre Liegenschaft wird voraussichtlich ab KW 07 errichtet.“

Müllabfuhr: Hausmüll kommt nicht mehr in die bekannten rosa Säcke

Mancher Vermieter und Mieter war überrascht, da es keine Informationen im Vorfeld gab. Kay Goetze, Sprecher der zuständigen Stadtreinigung Hamburg, klärt auf: „Ziel ist es, hamburgweit konsequent die Säcke zu reduzieren.“ Im Fachjargon heißt das „Sackrückdrängung“. Bislang seien vor allem die Bezirke Altona und Eimsbüttel intensiv angegangen und bearbeitet. Das bedeutet: Dort gibt es bereits entsprechende Behältersysteme, sodass der Anteil der rosa Säcke in beiden Bezirken um rund 67 Prozent zurückgegangen ist.

„In Altona sind wir weitestgehend fertig, und in Eimsbüttel liegt der aktuelle Schwerpunkt in der Umsetzung. Danach folgt im Schwerpunkt der Bezirk Mitte. Je nach Genehmigungslage werden die Standorte sukzessive natürlich auch bezirksübergreifend abgearbeitet“, so Kay Goetze.

Seit Beginn des Pilotprojekts „Reduzierung rosa Müllsäcke“ 2016 ist die Anzahl der rosa Säcke, die die Mitarbeiter der Stadtreinigung jede Woche abholen, deutlich zurückgegangen. In Altona etwa von 5783 rosa Säcken in der Woche im Jahr 2015 auf 914 im Januar dieses Jahres. Das ist eine Verringerung um 84 Prozent. Ein Rest bleibt, weil zum Beispiel im Treppenviertel in Blankenese aus Platzgründen weiterhin über die rosa Säcke entsorgt werden muss. Außerdem verbleibt ein kleiner Anteil von Gewerbeeinheiten.

Zahl der rosa Säcke seit in den vergangenen Jahren gesunken

In Eimsbüttel ist die Zahl der rosa Säcke in der Woche von 8005 in 2015 auf 3932 in diesem Januar um fast die Hälfte gesunken. Im Bezirk Nord: 2203 rosa Säcke/Woche in 2015, jetzt 1342, also 39 Prozent Rückgang.

In Eimsbüttel stehen bereits moderne Müllboxen in der Nachbarschaft, die die rosa Säcke ersetzen. Beispiel Bismarckstraße 84, Osterstraße 189 oder Osterstraße 160. Dabei setzt die Stadtreinigung auf Oberflur- und Unterflursysteme. Sowohl die Oberflur- als auch die Unterflursysteme werden ausschließlich auf öffentlichen Grund errichtet. Die Sorge, dass solch ein Abfallsystem auf einmal im Vorgarten steht, ist also unbegründet. Wo die Abfallsysteme installiert werden, entscheiden Mitarbeiter von Stadtreinigung und von den jeweiligen Bezirken bei einem Vor-Ort-Termin. „Bürgersteige sind nur geringfügig betroffen“, so der Sprecher Kay Goetze.

Die oberirdischen Systeme kommen in den Größen 240 Liter, 800 und 1100 Liter. Die durchschnittlichen Kosten liegen zwischen fünf und 9000 Euro. Die unterirdischen Sammelcontainer werden von der Stadtreinigung Hamburg in Größen mit drei, vier und fünf Kubikmetern Fassungsvermögen angeboten. Diese kosten in Abhängigkeit vom Standort (Gehwegbereich oder Fahrbahninsel) sowie Beschaffenheit des Untergrundes (unterirdische Leitungen) zwischen 26.000 und 30.000 Euro.

In diesen Straßen werden die rosaSäcke durch Abfallsysteme ersetzt

Für Altona und Eimsbüttel sind folgende weitere Standorte neuer Abfallsysteme in Planung: Bei der Apostelkirche 24–26, Bei der Apostelkirche 4, Bellealliancestraße 35, Bismarckstraße 10, Eppendorfer Weg 121, Eppendorfer Weg 169, Eppendorfer Weg 2, Eppendorfer Weg 200, Eppendorfer Weg 56, Eppendorfer Weg 86, Gärtnerstraße 101, Gärtnerstraße 34, Gärtnerstraße 54, Gneisenaustraße 27, Gneisenaustraße 8, Grädenerstraße 10, Grundstraße 16, Grundstraße 20, Grundstraße 21, Grundstraße 30, Heckscherstraße 54, Hellkamp 16, Hellkamp 54, Hellkamp 70, Heußweg 79, Heußweg 92, Heußweg 95, Immenstieg, Kottwitzstraße 11, Kottwitzstraße 36, Langenfelder Damm 50, Lappenbergsallee gegenüber 46, Lastropsweg 26, Lastropsweg 9, Lindenallee 21, Lindenallee 57, Luruper Weg 44–46, Mansteinstraße 54, Marthastraße 48, Matthesonstr. 8/10, Methfesselstraße 7, Odenwaldstraße 7, Osterstraße 21, Rellinger Straße 3, Rellinger Straße 41, Rellinger Straße 59, Rellinger Straße 63, Rellinger Straße 75, Sartoriusstraße gegenüber 29, Schopstraße 16, Schopstraße 19–21, Spengelweg 28, Voigtstraße 9, Weckmannstraße 10.

Vorteile des neuen Abfallsystems: In den Bezirken und Straßen, die von den rosa Säcken auf feste Abfallsysteme umstellen, können sich die Anwohner auf ein saubereres Stadtbild freuen, auf weniger Geruchsbelästigung. Auch wird es weniger Rattenbefall geben, so der Sprecher der Stadtreinigung. „Das ist eine zeitgemäße Entsorgungsmöglichkeit.“

Müllabfuhr: Neues System gilt nur für den Restmüll

Eine Mülltrennung wird es nicht geben, das heißt, Wertstoffe, Papier und Glas müssen weiterhin extra gesammelt und entsorgt werden. „Da der öffentliche Raum vielen Nutzungen unterliegt und demnach immer knapp ist, wurde festgelegt, dass nur die Restmüllentsorgung sichergestellt werden soll. Papier und Kartonagen können über Depotcontainer, Wertstoffe über die gelben Säcke getrennt entsorgt werden“, so Goetze. Lediglich der Bioabfall könne, wenn keine Alternative vorhanden ist, in den Restmüll. „Dadurch reduziert sich die Schädlingsbelastung im Vergleich zu den rosa Säcken im Wohnumfeld deutlich.“