Hamburg. Fakultätsrat lehnt Auflösung des Studiengangs ab. Uni Hamburg: „bis zur abschließenden Klärung“ keine weitere Zulassung geplant.

Der Protest gegen die drohende Einstellung des Masterstudiengangs Internationale Kriminologie an der Universität Hamburg geht weiter. Vor Kurzem hatte der Fakultätsrat der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften die Auflösung abgelehnt. Das feierte „Care4Criminology“, eine Initiative zum Erhalt des Studiengangs, als Erfolg: Es sei damit wichtige Zeit gewonnen worden, sich „um weitere Gelder bzw. Professuren zu bemühen“.

Für neuen Umut sorgte dann allerdings Uni-Präsident Hauke Heekeren, weil er in einem Interview mit der „taz“ Anfang März erklärte, der Fakultätsrat habe die Schließung beschlossen – und zwar schon vor Heekerens Amtsantritt im März 2022. Unter anderem mit dieser Aussage habe der Hochschulchef für „große Irritation“ gesorgt, erklärte die Protest-Initiative.

Heekerens Sprecher sagte dazu am Donnerstag auf Anfrage: „Hier lag offenbar eine Verwechslung vor.“ Tatsächlich habe Anfang 2022 der für das Studienangebot verantwortliche Fachbereichsrat Sozialwissenschaften beschlossen, die Zulassung neuer Studierender für das Wintersemester 2023/2024 auszusetzen. „Bis zur abschließenden Klärung wird es voraussichtlich auch weiterhin keine Zulassung zum Studiengang geben.“ Alle bereits Immatrikulierten könnten ihr Studium aber wie geplant fortsetzen.

Uni Hamburg: Budget anderweitig verplant „aufgrund strategischer Entscheidungen“

Wie berichtet hatte die Uni Anfang 2022 auf Abendblatt-Anfrage erklärt, durch das altersbedingte Ausscheiden von zwei hauptamtlich Lehrenden gebe es „perspektivisch keine ausreichenden Lehrkapazitäten“ mehr, um den Studiengang fortzuführen. Es könnten nicht neue Lehrende eingestellt werden, „wenn das Budget bereits anderweitig verplant wurde aufgrund strategischer Entscheidungen“.

Darauf reagierten auch Ehemalige schockiert, die inzwischen Lehrende sind. „Ich bin traurig und fassungslos, wieso ein Studiengang, der ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland besitzt und über die Grenzen bekannt ist, eingestampft wird“, schrieb etwa Christian Wickert, Professor für Soziologie und Kriminologie an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen, auf Twitter.

Linke: Kürzungspolitik des rot-grünen Senats zeigt Wirkung

Nach Ansicht der Hamburger Linken-Abgeordneten Stephanie Rose zeigt der Fall: „Die Kürzungspolitik des rot-grünen Senats hat ihr nächstes Opfer gefunden.“ SPD und Grüne zerstörten „durch die Unterfinanzierung wichtige Programme an den Hamburger Hochschulen nachhaltig“. Rose stellte Ende Februar eine Schriftliche Kleine Anfrage zur Einstellung von Studiengängen an Hamburgs staatlichen Hochschulen. Der Senatsantwort zufolge wurden in den vergangenen zehn Jahren insgesamt 20 Studiengänge eingestellt, 17 davon an der Universität Hamburg, zwei an der Technischen Universität in Harburg und ein Studiengang der Hochschule für Musik und Theater.

Laut Senat bieten Hamburgs staatliche Hochschulen derzeit etwa 400 Studiengänge an. Die Hochschulen seien allerdings verpflichtet, einen „sich ergebenden Veränderungsbedarf am Studienangebot aufzugreifen und entsprechend den sich verändernden Erkenntnissen aus Forschung und Lehre anzupassen“. Dies sei ein „regelhafter und kontinuierlicher Prozess“.