Hamburg. Projekt „Jeder Schultag zählt“ arbeitete an vier Standorten: Die Zahl der Fehlstunden konnte gesenkt werden.

Schulabsentismus – das dauerhafte Schwänzen des Unterrichts bis zur Ablehnung der Schule – zählt immer noch zu den eher unterschätzten Problemen des Bildungsbetriebs. Bundesweite Schätzungen gehen davon aus, dass etwa fünf Prozent der Schulpflichtigen nicht mehr am Unterricht teilnehmen. Formen und Ursachen für Schulabsentismus sind vielfältig. Meist beginnt es mit dem Versäumen einzelner Unterrichtsstunden, gründet häufig in empfundener Perspektivlosigkeit oder einer gestörten Beziehung zwischen Schüler und Schule und kann sich bis zu Schulangst ausweiten.

Vier Hamburger Schulen haben an dem dreijährigen Forschungsprojekt „Jeder Schultag zählt“ von 2019 bis 2022 mit dem Ziel teilgenommen, Schulabsentismus zu verringern. Dabei ging es vor allem um effektive und praxisnahe Strategien gegen schulisches Scheitern. Die Ergebnisse des Projekts, das von der Carl-von- Ossietzky-Universität Oldenburg wissenschaftlich begleitet wurde, wurden jetzt im Rahmen einer Fachtagung vorgestellt. Die teilnehmenden Grundschulen Neugraben und Großlohering (Rahlstedt), die Grund- und Stadtteilschule Altrahlstedt und die Stadtteilschule Süderelbe haben zuerst eine systematische Registrierung der an- und abwesenden Schülerinnen und Schüler eingeführt. Ein wichtiges Element war dabei, Verantwortliche zu bestimmen, die die Meldungen über Schulschwänzer sammeln und die Eltern sehr schnell informieren, wenn ihr Nachwuchs nicht zum Unterricht erschien.

Schule Hamburg: Anwesenheitsquote wurde erhöht

Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts war die Änderung des Tagesrhythmus, um Schülerinnen und Schülern den Zugang zu erleichtern. So dauern die Unterrichtsstunden an der Grundschule Neugraben statt 45 jetzt 60 Minuten. Die Verlängerung soll der Entschleunigung, aber auch der besseren Strukturierung dienen und den Einbau unterschiedlicher Arbeitsphasen ermöglichen. Zum Teil haben die Schulgemeinschaften Aufenthaltsräume und Pausenhöfe umgestaltet. Ein weiteres Thema war die Sicherheit an den Schulen bis hin zu Änderungen der Schulordnung.

„Kinder und Jugendliche mit hohen Fehlquoten laufen Gefahr, in der Schule den Anschluss zu verlieren und keinen Abschluss zu erreichen. Sie verpassen so schon früh die Möglichkeit, selbstbestimmt und eigenständig ihren Platz in der Gesellschaft zu finden“, sagte Nina Lemmens, Programmvorständin der Joachim-Herz-Stiftung, die das Projekt „Jeder Schultag zählt“ mit der Alfred-Toepfer-Stiftung F.V.S. finanziell unterstützt hat.

„Die Auswertungen von schulischen Daten geben Hinweise darauf, dass es teilnehmenden Schulen gelungen ist, ihre Anwesenheitsquote zu erhöhen“, sagte Projektleiter Prof. Heinrich Ricking. In der zehnten Klasse der Stadtteilschule Alt­rahlstedt zum Beispiel sank die Zahl der Fehlstunden zwischen 2014/15 und 2020/21 um mehr als die Hälfte.