Hamburg. Risse, kaputte Heizung, Platzmangel: Das Tierheim Süderstraße ist völlig veraltet. Verein fordert mehr Hilfen von der Stadt.

Sorge um das Hamburger Tierheim an der Süderstraße: Politiker fordern mehr Unterstützung und mehr Anstrengungen, um das veraltete Tierheim auf den neuesten Stand zu bringen.

Denn die Gebäude zeigen Setzrisse, die Heizung ist kaputt, es mangelt an Platz: Das Tierheim Süderstraße des Hamburger Tierschutzverein von 1841 e. V. (HTV) aus den 1960er Jahren ist marode und rottig und benötigt, wie berichtet, dringend Gelder für erforderliche Sanierungen.

CDU: Marodes Tierheim wird behandelt wie ein Bittsteller

Sandro Kappe, tierschutzpolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, fordert den Senat auf, dem Tierschutzverein finanziell zu helfen, die Laufzeit zu verlängern und eine Erweiterung zu ermöglichen. „Der Senat macht sich einen schlanken Fuß. Es wird immer gesagt, es handelt sich um einen privaten Verein, somit ist der Senat nicht zuständig. Man behandelt den HTV wie einen Bittsteller.“

Aber, so Kappe weiter, würde der Hamburger Tierschutzverein den Vertrag mit der Stadt kündigen, hätte die Stadt ein riesiges Problem. Zum Hintergrund: Allein im vergangenen Jahr kamen 1257 Tiere nach behördlichen Sicherstellungen oder Fundtiere dort unter, darunter viele der sogenannten Listenhunde, wie etwa Pitbull oder Bullterrier, deren Haltung in der Hansestadt verboten ist oder auch verwahrloste Tiere.

Tierheimerweiterung auf Nachbargrundstück

„Die Stadt muss endlich auf Augenhöhe mit dem Hamburger Tierschutzverein sprechen“, so Kappe weiter. „Auch kann es nicht sein, dass bei sechs Millionen Euro Kosten für den HTV nur zwei Millionen von der Stadt übernommen werden. Schließlich sind 80 Prozent der betreuten Tiere von der Stadt.“ Der HTV müsse ausreichend finanziert werden. Es müsse Planungsrecht auf dem Nachbargrundstück geschaffen werden, so dass ein neues Hundehaus gebaut werden könne, um später die übrigen Gebäude neuzubauen.

Verfall überall. Das Tierheim stammt aus den 1960er Jahren.
Verfall überall. Das Tierheim stammt aus den 1960er Jahren.

Kappe: „Nur so können wir zukunftssicher für unsere Tiere sorgen.“ Der Tierschutzexperte der CDU hatte das Tierheim gerade Mitte Februar besucht, um sich vor Ort ein Bild von den Zuständen machen zu können. „Ich glaube, jeder, der einmal vor Ort war, sieht, dass es sich um ein reines Provisorium handelt. Es fehlt ein Plan und eine Lösung. Es wird nur geflickt.“

Grüne-Politikerin sorgt sich um die Zukunft des Tierheims

Lisa Maria Otte, tierschutzpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, hat sich ebenfalls schon vor Ort einen Eindruck verschafft und ebenfalls den schlechten Zustand feststellen können: „Das Tierheim an der Süderstraße liegt mir am Herzen, und ich besuche es regelmäßig. Bei meinen Besuchen habe ich mir die Schäden angesehen, und ich sorge mich sehr um die Zukunft unseres Tierheims.“

Diese Akita Inu sind zu vermitteln. Sie kamen verfloht ins Tierheim. Nun sind sie flohfrei.
Diese Akita Inu sind zu vermitteln. Sie kamen verfloht ins Tierheim. Nun sind sie flohfrei. © Michael Rauhe

Zuletzt war sie Ende Januar dort. „Da uns die Situation bewusst ist, haben wir bereits im März 2022 in unserem Sanierungsfondsantrag beschlossen, das Tierheim mit 390.000 Euro zu unterstützen. Darüber hinaus haben wir im Haushalt für die kommenden zwei Jahre über 3,8 Millionen Euro für das Tierheim eingeplant, damit unter anderem der HTV dort Fundtiere unterbringen und ihnen ein sicheres Zuhause bieten kann.“

Ziel ist ein modernes und schönes Hamburger Tierheim

Sie sei laufend im konstruktiven Austausch mit der Behörde für Justiz und Verbraucherschutz, wie weiter geholfen werden könne. „Wir sprechen unter anderem darüber, kurzfristig weitere Möglichkeiten zur sicheren Unterbringung der Tiere auf dem Gelände zu schaffen. Das Ziel ist ein modernes und schönes Tierheim für Hamburg, in dem sich sowohl die Tiere als auch die Beschäftigten wohlfühlen.”

Auch die tierschutzpolitische Sprecherin der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Sarah Timmann, kennt die Gegebenheiten vor Ort. „1960 hat man das Tierheim Süderstraße direkt auf alten Kriegstrümmern errichtet. Das war ein Fehler, der heute gravierende Folgen hat: Durch Hohlräume im Erdreich sackt der Boden immer weiter ab und mit ihm die Gebäude darüber. Das ist ein Ärgernis und hat erhebliche Auswirkungen auf die Möglichkeiten des Tierheims, die Tiere zu schützen.“

Das Tierheim leiste einen wichtigen Beitrag für Hamburg. „Ich bin deshalb sehr froh, dass die Fraktionen von Rot-Grün bereits bis zu 390.000 Euro für ein neues Katzenhaus zur Verfügung gestellt haben.“ Nun aber sei die Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne) gefragt: „Jetzt ist die federführende Behörde für Justiz- und Verbraucherschutz am Zug. Es braucht ein Konzept zur Zukunft des Standortes“, so Sarah Timmann.

Ein Sanierungskonzept muss derTierschutzverein selbst erstellen

Die zuständige Senatorin Anna Gallina (Grüne) war laut Tierheim zuletzt 2020 zu Besuch und weiß, wie sanierungsbedürftig die Gebäude sind. „Die Behörde für Justiz und Verbraucherschutz befindet sich im intensiven Austausch mit dem HTV und dem zuständigen Bezirksamt Mitte. Ziel ist es, Möglichkeiten zur Abhilfe zu prüfen und das Tierheim zu entlasten“, sagt Behördensprecher Dennis Sulzmann. Er macht gleichzeitig darauf aufmerksam, dass der HTV als privatrechtlich organisierter Verein für die Kosten zuständig sei und auch für die Planung von Instandhaltungs- und Reparaturmaßnahmen an seinen Gebäuden. Ein Konzept müsse vom Verein erstellt werden.

Gespräche über Möglichkeiten zur Erweiterung liefen. „Mit dem HTV ist vertraglich vereinbart, dass der Verein mit seinem Tierheim bestimmte Aufgaben wie die Aufnahme von Fund-, Verwahr- und Isolationstieren für die Freie und Hansestadt Hamburg übernimmt. Die hierdurch entstehenden Kosten werden von der FHH getragen“, so Dennis Sulzmann. Darüber hinaus werden dem HTV die Erbpachtkosten und Aufwendungen für Katzenkastrationen erstattet, und dem Verein wurden in der Vergangenheit bereits Gelder für die Sanierung von Gebäuden zur Verfügung gestellt.