Hamburg. Eröffnungsgottesdienst soll auf Großer Moorweide stattfinden. CDU und Grüne legen Veto ein, SPD sieht Veranstaltung gefährdet.
Der Deutsche Evangelische Posaunentag gehört wohl zu jenen Großereignissen, die man entweder aktiv aufsucht oder unwissentlich ignoriert – alles in allem eine unstrittige Veranstaltung. Wer könnte etwas gegen 15.000 Posaunistinnen und Posaunisten haben, die Hamburg in ein "Meer klingender, goldglänzender Instrumente" – so heißt es in einer aktuellen Mitteilung der Nordkirche – verwandeln möchten?
Doch im Bezirk Eimsbüttel sorgt das Event, das vom 3. bis 5. Mai 2024 unter anderem auf der Großen Moorweide in Rotherbaum unweit des Bahnhofs Hamburg-Dammtor stattfinden soll, nun für Streit.
Posaunentag in Hamburg auf der Kippe? Sorge um Große Moorweide
Grüne und CDU im Bezirk stellen sich mit einem Antrag im Kerngebietsausschuss dagegen, den Eröffnungsgottesdienst auf der Grünfläche stattfinden zu lassen. Dabei ist es nicht etwa der vermutlich hohe Lärmpegel, der sie antreibt, sondern die Sorge um die Wiese.
Bereits im Juni 2022 hatte der Veranstalter, der Evangelische Posaunendienst in Deutschland (DEPT), den Abgeordneten ein Konzept vorgestellt und darum gebeten, eine Freigabe für das Eröffnungskonzert am 3. Mai 2024 auf der Großen Moorweide zu erteilen.
CDU und Grüne gegen Posaunentag auf Wiese in Eimsbüttel
CDU und Grüne stimmten damals schon gegen den Antrag, der damit keine Mehrheit fand. Die Abgeordneten verwiesen unter anderem auf einen Beschluss der Bezirksversammlung aus 2020, wonach die Große Moorweide nicht mehr für kommerzielle Veranstaltungen freizugeben sei, da solche die Grünfläche enorm nachhaltig ökologisch strapaziert hatten und anschließende Renaturierungsmaßnahmen dazu führten, dass große Flächen der Moorweide nur eingeschränkt von Bürgerinnen und Bürgern genutzt werden konnten.
Laut Ali Mir Agha, dem Grünen-Fraktionschef, handelt es sich bei dem Posaunentag zwar nicht um eine gewerbliche Veranstaltung, aber mit mindestens 20.000 Menschen, die der DEPT an dem Tag erwartet, um eine sehr große.
CDU und Grüne waren überrascht, dass die Bezirksverwaltung dem Veranstalter dennoch eine Reservierung für die Große Moorweide eingeräumt habe und forderten die Verwaltung auf, diese zurückzuziehen, bis es eine politische Mehrheit gibt.
Posaunentag in Hamburg vor dem Aus? Veranstalter verzweifelt
Tatsächlich hatte das Bezirksamt Eimsbüttel dem Organisationsleiter des Deutschen Posaunentags, Peter Schulze, im Dezember vergangenen Jahres schriftlich mitgeteilt, dass die Flächen auf der Moorweide für den Eröffnungsgottesdienst vorgemerkt wurden.
"Als wir jetzt von dem Verbot, die Fläche zu nutzen, gehört haben, sind wir aus allen Wolken gefallen", sagte Schulze gegenüber dem Abendblatt. An dem Veranstaltungstag stehe in ganz Hamburg keine andere adäquate Fläche zur Verfügung. "Wir stehen seit eineinhalb Jahren im Austausch mit den Behörden und haben alles geprüft: Heiligengeistfeld, Fußballstadien, Entenwerder, Fischauktionshalle", zählt Schulze auf. Doch entweder seien die Flächen besetzt oder zu schlecht an öffentliche Verkehrsmittel angebunden. "Es ist alternativlos".
Posaunentag in Hamburg: SPD kritisiert "Blockadehaltung"
Die SPD-Fraktion teilte auf Anfrage mit, dass die Ablehnung des Antrags im Juni nicht entscheidend war. Da es sich um keine kommerzielle Veranstaltung handele und eine Reservierung der Fläche daher nicht im Widerspruch zu dem in 2020 gefassten Beschluss stehe, habe die Verwaltung die Flächen vorgemerkt. Mit dem Verbot der beiden Parteien stehe daher nun die gesamte Veranstaltung auf der Kippe, warnt die SPD.
Gabor Gottlieb, Fraktionsvorsitzender der SPD-Fraktion fehlt jegliches Verständnis für diese "Blockadehaltung", wie er sie nennt: "Der Posaunentag ist eine einmalige Chance für Hamburg, Gastgeber eines kulturellen Großereignisses mit enormer Strahlkraft zu werden. Mit ihrem Verbot machen Grüne und CDU den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung", so Gottlieb weiter.
Auch Paulina Reineke-Rügge, umweltpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion hält das Verhalten von Grünen und CDU "völlig überzogen". Der ökologische Erhalt der Großen Mooweide habe auch für die SPD "höchste Priorität". Die Behauptung, dass die Musiker und Zuschauer, die sich nur für ein paar Stunden auf der Wiese aufhalten würden, diese dauerhaft zerstören, sei aber "bar jeder Realität". "Das Signal, das sie hier aussenden ist verheerend", so Reineke-Rügge.
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Verbot von Posaunentag in Eimsbüttel: Grüne bleiben gesprächsbereit
Ali Mir Agha von den Grünen betont derweil, dass die Parteien die Veranstaltung nicht partout ablehnten. "Wir sind offen für Kompromisse", sagte er auf Abendblatt-Anfrage. Noch bevor der Posaunentag zur Debatte stand, hatte seine Partei beispielsweise in einem Antrag gefordert, dass die Große Moorweide ökologisch aufgewertet wird. Die Kulturbehörde habe jedoch ihr Veto eingelegt, da die Fläche ein "Naturdenkmal" sei.
In Hinblick auf das Eröffnungskonzert des Posaunentags hatte sich ein Entgegenkommen angedeutet, doch passiert sei nichts. "Wir sind weiter gesprächsbereit", sagt der Politiker.
Posaunentag in Hamburg: Veranstalter sucht Fläche
Der Veranstalter wirbt derweil bereits auf seiner Webseite mit dem Austragungsort. Auch der Zeitplan steht. Laut Organisationsleiter Peter Schulze steht der DEPT nun "blank da". "Wenn jemand in Hamburg weiß, wo wir 15.000 Musikerinnen und Musiker unterbringen können, kann er sich gerne melden", sagt er.
Der Deutsche Evangelische Posaunentag findet nur alle acht Jahre statt, zuletzt 2016 in Dresden. 2024 wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Schirmherr der Veranstaltung. Die Blechbläser sollen an bekannten Orten und Plätzen der Stadt sowie in großen und kleinen Kirchen musizieren.