Hamburg. 46-Jähriger steht zum zweiten Mal in wegen Mordes vor Gericht. Bundesgerichtshof hatte erstes Urteil gegen Mario M. aufgehoben.

Der Körper lag unter einer Matratze, der Kopf des Mannes steckte in einer Tüte. Und auf ihm waren Plastiksäcke mit Sand und einzelne Steine gelagert. Als der seit Monaten vermisste Brasilianer Matheus A. schließlich im Januar 2020 in einer Wohnung in Hamburg-Neustadt entdeckt wurde, war eindeutig: Der 29-Jährige ist schon seit langer Zeit tot.

Doch wie genau ist er gestorben? Und ist der Mann, der in der Wohnung zu Hause war und Wand an Wand mit dem Toten schlief, ein Mörder? Diese Frage soll im Prozess vor dem Schwurgericht geklärt werden, in dem sich Mario M. verantworten muss. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 46-Jährigen vor, den jungen Brasilianer in der Nacht zum 22. September 2019 ermordet zu haben.

Brasilianer im Hamburg getötet: Wie starb Matheus A.?

Laut Ermittlungen hatte der Angeklagte das spätere Opfer überredet, zu ihm in die Wohnung zu kommen. Dort soll Mario M. dem arglosen 29-Jährigen ein Getränk angeboten haben, in das er heimlich eine potenziell tödliche Menge eines Ecstasy-Amphetamin-Gemisches beigefügt habe. Dann habe der Italiener versucht, sexuelle Handlungen an seinem halb betäubten Gast vorzunehmen. Dieser wehrte sich allerdings und begann laut zu schreien.

„Aus Furcht vor Entdeckung“, so die Staatsanwaltschaft, fügte Mario M. nun auf ungeklärte Weise erhebliche Gewalt gegen Mund und Hals des Opfers aus, um ihn zum Schweigen zu bringen. Kurze Zeit später verstarb der Brasilianer entweder an den Folgen der Gewalt oder durch die Drogenintoxikation — oder an einer Kombination von beidem.

Getöteter Brasilianer: 46-Jähriger steht zum zweiten Mal wegen Mordes vor Gericht

Weil es an dem Leichnam durch die lange Liegezeit starke Veränderung durch die Verwesung gab, sei es schwierig gewesen, bestimmte Erkenntnisse zu erlangen, sagte am Montag eine Rechtsmedizinerin. Verletzungen seien nicht nachzuweisen gewesen. Allerdings konnten im Körper von Matheus A. mehrere Drogen sicher festgestellt werden: Ecstasy, Amphetamine und Kokain, wie eine toxikologische Sachverständige ausführte. Bei der Frage, ob es zu einer tödlichen Vergiftung komme, spiele die Vulnerabilität der Person eine Rolle, so die Expertin.

Es handele sich im Fall von Matheus M. nicht zwangsläufig um eine tödliche Ecstasy-Intoxikation. Und in Bezug auf eine mögliche Wechselwirkung mit anderen Substanzen könne man nur im Zusammenhang mit den auftretenden Symptomen eine Aussage darüber treffen, ob diese tödlich sei, so die Toxikologin.

Getöteter Brasilianer: Angeklagter war zu lebenlanger Haft verurteilt worden

In einem früheren Prozess hatte die damals zuständige Schwurgerichtskammer Mario M. wegen Mordes zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Doch der Bundesgerichtshof (BGH) hob die Entscheidung auf — weshalb der Fall jetzt erneut verhandelt wird. Der BGH monierte, dass es Lücken in der Beweiswürdigung gebe. So habe das Gericht unterschiedliche Varianten einer Tötung für möglich gehalten — unter anderem eine Intoxikation durch ein Drogengemisch — aber nicht für jede von ihnen ausreichend begründet, dass der Angeklagte jeweils einen Mord behangen habe.

Die damalige Kammer war zu der Überzeugung gekommen, dass Mario M. jedenfalls gewaltsam auf das Opfer eingewirkt habe. Die damalige Vorsitzende Richterin hatte in der Urteilsbegründung gesagt: „Wer auf jemanden, der verschiedene Drogen intus hat, körperliche Gewalt anwendet, nimmt auch in Kauf, dass der Tod eintritt.“