Hamburg. Akute gesundheitliche Probleme des Piloten oder technische Defekte können für die Passagiere in einer Katastrophe münden.

Der Tod kommt am achten Loch. Eine Gruppe von Golfern nährt sich gerade dem Green, als wenige Meter entfernt die Erde bebt. Ein Segelflieger bohrt sich in den Rasen, wird von der Wucht des Aufpralls noch einmal einige Meter in die Luft geworfen und zerschellt dann am Boden. Wrackteile fliegen durch die Luft. „Und für den Piloten der Maschine kommt jede Hilfe zu spät“, sagt Rechtsmediziner Klaus Püschel im Abendblatt-Crime-Podcast „Dem Tod auf der Spur“ mit Gerichtsreporterin Bettina Mittelacher. „Der Mann ist bei dem Sturz aus größerer Höhe sofort seinen schweren Verletzungen erlegen.“

True Crime: Warum Flugzeuge immer wieder auf Golfplätze stürzen

Was ist passiert? Es ist die Maschine von Frank M., einem 38-Jährigen mit langer Flugerfahrung, der Starts und Landungen hatte trainieren wollen. „Aber plötzlich geschehen dramatische Manöver“, erzählt Mittelacher. „Das Flugzeug dreht sich um mehr als 90 Grad und gerät ins Trudeln. Dann stürzt es senkrecht zu Boden. Etliche Partien von Rumpf und Flügeln brechen ab, Trümmer fliegen durch die Luft.“

Alle Golfer auf dem Platz sind schockiert über das Unglück. „Das Flugzeug kam steil herunter, schlug volle Pulle ein, kam wieder hoch und schlug erneut ein“, erzählt ein Augenzeuge. Was von dem Piloten zu erkennen gewesen ist, sei „ein furchtbares Bild gewesen. Man sah sofort, dass hier jede Hilfe zwecklos ist.“

Und die Unfallursache? Diese wird im Rahmen der Obduktion festgestellt. „Trotz der massiven Zerstörung des Körpers gelingt es herauszufinden, dass der 38-Jährige einen Herzinfarkt erlitten hat“, erklärt Püschel. „Das heißt also, dass das Herz des Mannes gerade in einem besonders heiklen Augenblick aussetzte: als er am Steuerknüppel seines Segelfliegers saß“, überlegt Mittelacher.

Ist der Pilot bewusstlos, wird es für ihn und die Passagiere lebensbedrohlich

„Wohl jeder kann sich vorstellen, dass in der Luft ständig volle Konzentration gefordert ist — und dass schon wenige Augenblicke, in denen Herz und Körper den Dienst versagen, ausreichen, um eine tödliche Gefahr heraufzubeschwören.“

Ein ähnlicher Flugabsturz auf einen Golfplatz geschieht nur vier Monate später in Hessen. Dabei kommen zwei Menschen ums Leben. Das Flugzeug brennt vollständig aus. Bei einem weiteren vergleichbaren Unglück trifft es ein Ultraleichtflugzeug, das bei dichtem Neben auf einem Golfplatz in ein Rough stürzt. Hier ist die Ursache, dass die zulässige Zuladung um 34 Kilo zu hoch war.

„Wenn man das mal überlegt: Die drei Flugzeugabstürze haben sich in 13 Monaten innerhalb Deutschlands ausgerechnet auf Golfplätzen ereignet“, sagt Püschel. „Es mag sich um unglückliche Zufälle handeln. Doch es kann auch mit einer Charakteristik zusammenhängen, die wohl allen Golfplätzen eigen ist. Sie sind weitläufig.“

Aufgrund ihrer Topographie eignen sich weitläufige Golfplätze für eine Notlandung

„Sie sind relativ eben, sie haben eher wenig Baumbestand“, ergänzt Mittelacher. „Vielleicht ist es der verzweifelte Versuch eines Piloten in einer gefährlichen Lage ein Gelände zu finden, wo er versuchen kann, notzulanden. Dafür kann sich ein Acker eignen — oder eben ein Golfplatz.“

Der wohl spektakulärste Flugzeugabsturz im Zusammenhang mit Golf ereignete sich am 25. Oktober 1999. Dabei starben sechs Menschen. „Das ist schockierend und sehr traurig“, findet Mittelacher. „Aber unser Anliegen ist ja auch, vor möglichen Gefahren zu warnen.“ „Und im Fall von 1999, geht es um die Todesgefahren durch Druckabfall in einem Flugzeug“, erklärt der Rechtsmediziner. „In großen Höhen ist die Luft schlicht zu dünn, der Sauerstoffgehalt zu gering, um überleben zu können.“

Auch technische Defekte am Flugzeug können verantwortlich sein für einen Absturz

Ohnmacht und Tod sind die Folge — so erging es den Menschen an Bord eines Learjets. Einer von ihnen war der weltberühmte Golfer Payne Stewart, zweimaliger US-Open-Sieger. Er war mit einem Piloten sowie vier Begleitern auf dem Weg von Orlando/Florida nach Dallas/Texas. Schon kurz nach dem Start war klar, dass an Bord etwas ganz und gar nicht stimmt. „Weil nämlich die Crew nicht mehr auf Funksprüche reagierte“, erzählt Mittelacher.

„Als die Maschine dann nicht Richtung Texas einschwenkte, sondern einen starren Kurs Richtung Nord-West verfolgte, bat die Flugaufsichtsbehörde das Militär um Hilfe. Daraufhin wurden fünf F-16 Kampfflugzeuge losgeschickt, um zu checken, was an Bord los ist. Und diese stellten vereiste Scheiben fest.“

„Gar nicht gut!“, sagt Püschel. „Nun war ja klar, dass innerhalb des Flugzeugs viel zu geringe Temperaturen herrschten. Und damit wiederum schien wahrscheinlich, dass die Menschen an Bord bereits kurz nach dem Start ums Leben kamen, weil die Kabine offenbar nicht beheizt war und so wohl nicht mehr unter Druckausgleich stand.“

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Es war klar: Die Maschine würde irgendwann abstürzen. Die mutmaßliche Absturzstelle hatte die Flugaufsichtsbehörde aus Flugbahn und Tankfüllung errechnet. Hätte der Learjet ein dicht besiedeltes Gebiet angesteuert, wäre die Maschine auf Befehl des Weißen Hauses abgeschossen worden. So aber blieb das Flugzeug in der Luft, bis der Treibstoff ausging. Nach vier Stunden Geisterflug krachte die Maschine schließlich mit der Nase voraus in ein Feld.