Hamburg. Der Hamburger Krankenhausbetreiber lässt allen Patienten die Wahl – empfiehlt aber Margarine. Dafür gibt es gute Gründe.

Die Butter-Unruhen bei Asklepios sind offenbar vorbei. Der Hamburger Krankenhauskonzern bietet seinen Patientinnen und Patienten auch bei gesetzlicher Krankenversicherung die Wahl zwischen pflanzlicher Margarine und dem tierischen Streichfett. Wie aus einem internen Informationsblatt hervorgeht, können sich alle Kranken entscheiden, welche Variante sie sich aufs Brot schmieren wollen. „Butter oder Margarine? Sie haben die Wahl“, heißt es auf dem Zettel

Das Unternehmen weist jedoch mit Recht darauf hin, dass sich immer mehr Menschen bewusst vegetarisch-pflanzlich oder auch vegan (gänzlich ohne Tierprodukte) ernähren und dass Asklepios beim Ansinnen gesunder und nachhaltiger Kost unterstütze. Margarine sei „aus pflanzlichen Inhaltsstoffen, sofort streichfähig, mit gesunden, mehrfach ungesättigten Fettsäuren und besserer CO2-Bilanz“.

Asklepios: Butter oder Margarine?

Dass Margarine auch günstiger im Einkauf ist, steht nicht drauf. Es war aber ein Grund für das von Asklepios beauftragte Unternehmen, den Kassenpatienten die Butter vom Brot zu nehmen. Bis das Abendblatt darüber berichtete, fiel das augenscheinlich wochenlang niemandem auf. 330.000 Euro pro Jahr sollten so eingespart werden.

Nach dem Abendblatt-Bericht und der „Anschlusskommunikation“ in weiteren Medien, die so freundlich waren, unsere Schlagzeile gleich mit zu übernehmen, änderte sich nach Informationen aus dem Krankenhaus-Konzern auch das Anspruchsverhalten der Patientinnen und Patienten. Sie bestanden nun auf Butter, obwohl sie zuvor mit der Margarine einverstanden waren. Asklepios erklärte dem Abendblatt jetzt: „Jede Patientin, jeder Patient in den Hamburger Asklepios Kliniken erhält auf Wunsch nach wie vor Butter.“

Ernährungs-Doc Riedl: Eine emotionale Diskussion

Aufgrund der hohen Lebensmittel- und Energiepreise waren allerorten Krankenhäuser zum Sparen verdammt. Denn sie können die „Preise“ für medizinische Behandlungen und "Nebenkosten" nicht einfach erhöhen. Die Krankenkassen (Kostenträger) machen das nicht spontan mit. Denn auch sie sind bei ihren Ausgaben an das Budget gebunden, das ihnen die Versicherten über Beiträge zur Verfügung stellen. Die städtischen Kliniken in Bremen hatten bereits vor dem Krieg in der Ukraine den Fleischanteil im Essen um zwei Drittel reduziert. „Ist gesünder“, hieß es. Und günstiger – verschwieg man beziehungsweise kommunizierte man nicht gleichzeitig mit.

Der vom Abendblatt befragte Ernährungs-Doc Matthias Riedl (Internist und Ernährungsmediziner) sagte zu den Butter-Unruhen unter der Asklepios-Patientenschaft: „Butter und Margarine haben beide Vor- und Nachteile. Die Diskussion um die beiden ist also eher emotional als gesundheitlich.“

Was Margarine doch bedenklich macht

Die für den Körper günstigen pflanzlichen Fette der Margarine werden möglicherweise negativ „ausgeglichen“ durch Palmfett, das im Verdacht steht, das Metastasenwachstum zu fördern, wenn es bereits einen Krebs im Körper gibt. „Außerdem können aus der Industrieproduktion ungesunde Mineralöle enthalten sein. Margarine kann gesund hergestellt werden, wird es aber meist nicht. Es kommt auf das einzelne Produkt an.“

Riedl blickt mit Unbehagen auf die gesättigte Fettsäure der Butter, fällt aber eher ein nachdenkenswertes Fazit: „Von beiden sollte man nicht zu viel essen. Letztlich ist die Margarine, wenn denn gesund hergestellt, eventuell sogar gesünder. Die meisten sind es aber nicht. Es bleibt eine Geschmacksfrage.“