Hamburg. Die Geflügelpest hat Hamburg erreicht. In allen Bezirken Fälle bei mehreren Arten registriert. Einige Schwäne wurden eingeschläfert.

Es ist eine traurige Nachricht für Hamburg. Die Geflügelpest hat 19 Alsterschwäne dahingerafft – obwohl sie unmittelbar nach der am 10. Januar in Hamburg für Hausgeflügel ausgerufenen Stallpflicht in eigens dafür aufgestellten Zelten in Sicherheit gebracht worden waren. Das gab das Bezirksamt Hamburg-Nord am Donnerstag bekannt.

„Manche Tiere sind von alleine gestorben, die anderen mussten eingeschläfert werden, weil sie von der hochpatogenen Variante H5N1 betroffen waren“, so eine Sprecherin. Die Seuche, die beim Ausrufen der Stallpflicht überwiegend in Mitteldeutschland grassierte, sei „schneller gekommen als gedacht“.

Die eleganten weißen Vögel, die in ihrem Winterquartier am Mühlenteich in Eppendorf waren,wurden am 12. Januar aufgestallt – das heißt, in extra dafür aufgestellte Zelte gebracht – und routinemäßig getestet. Dabei seien die ersten Fälle regis­triert und die Proben dann zur weiteren Untersuchung ins Labor geschickt worden. Der Bestand lag jahrzehntelang bei rund 120 Schwänen. Doch unter anderem durch Algenvergiftungen sei ihre Zahl auf zuletzt rund 100 zurückgegangen, sagt Schwanenvater Olaf Nieß auf Nachfrage. Durch die jüngsten Vogelgrippe-Opfer ist die Schwanenflotte also um rund ein Fünftel geschrumpft.

Vogelgrippe in Hamburg: Ein Fünftel des Alsterschwäne-Bestands tot

„Das ist eine schlimme psychische Belastung für uns“, berichtet Nieß, der sich mit fünf Mitarbeitern, einer Veterinärin aus dem Bezirksamt sowie privaten Tierärzten um die Alsterschwäne kümmert. Ihnen seien „die Tränen runtergelaufen, als uns klar war, was hier los ist“.

Manche der Vögel, die starben oder eingeschläfert werden mussten, hatte er in der Vergangenheit bei sich zu Hause gepflegt, als sie an Cyanoalgenvergiftung litten. Natürlich hätten alle zuständigen Dienststellen die Vogelgrippe „intensiv beobachtet“. Aber dass sich eine Seuche so rasch verbreite, habe der Schwanenvater in seinen 37 Dienstjahren noch nicht erlebt.

Vogelgrippe: Stadtweite Aufstallung von Geflügel angeordnet

Hätte der Tod der Schwäne vermieden werden können, wenn das seit Jahren geplante, aber noch immer nicht errichtete Schwanenquartier bereits stehen würde? Nieß kann das nicht mit Sicherheit sagen. „Unsere Alsterschwäne sind Wildvögel, in der freien Natur unterwegs und daher immer einem Restrisiko ausgesetzt. Aber wir hätten sie nach dem Aufkommen der ersten Vogelgrippe-Fälle in Norddeutschland schneller reinholen können.“

So aber wurden erst nach Ausrufung der Stallpflicht Zelte angemietet und aufgebaut – auch wenn die Schwäne von Gesetz wegen nicht davon betroffen waren. Dieses Prozedere habe in den vergangenen Jahren immer gut funktioniert. Dass die Seuche so schnell zugeschlagen habe, könne aus Sicht des Schwanenvaters auch an dem hochaggressiven Virus liegen.

Um die restlichen Alsterschwäne vor einer Ansteckung zu schützen, wird im Winterquartier am Mühlenkamp derzeit unter strengsten Seuchenschutzvorschriften gearbeitet – was in einer Zeltanlage laut Nieß eine besondere Herausforderung ist. „Wir haben die Vögel in kleine Gruppen unterteilt, deren Bereiche aufwendig voneinander getrennt wurden, und tragen spezielle Schutzausrüstung in bestimmten Farben, damit ein falsches Kleidungsstück sofort auffällt.“ Mehrmals täglich werden die Anlage und ihre gefiederten Bewohner kontrolliert. Am Mittwoch gab es den letzten Todesfall.

Kann sich der Schwanenbestand erholen?

Um so hohe Verluste unter den gefiederten Hamburger Wahrzeichen künftig vermeiden zu können, hofft Nieß, dass das Schwanenquartier wie angekündigt dieses Jahr fertig wird. Und er hofft, dass sich der Schwanenbestand erholen kann. Denn der sommerliche Hochbetrieb auf Alster und Kanälen und die damit einhergehenden Uferbeschädigungen machen es auch den Alsterschwänen schwer, in Ruhe zu brüten und Junge aufzuziehen. „Ihr filigraner Lebensraum wurde aus dem Gleichgewicht gebracht.“

Dabei spielen die Alsterschwäne in Hamburg seit jeher eine große Rolle. Das Hamburger Schwanenwesen gibt es seit dem 11. Jahrhundert, die Planstelle des Schwanenvaters existiert seit 1674 und ist damit die älteste Behördenplanstelle der Stadt. Früher kam ins Gefängnis, wer einen Alsterschwan beleidigte. Und bis heute gilt die Legende, dass Hamburg den Status als Freie und Hansestadt nur so lange hält, wie es Schwäne auf der Alster gibt.

Alsterschwäne spielen in Hamburg seit jeher eine große Rolle

Die bislang 19 verstorbenen Alsterschwäne werden nicht die letzten Opfer der Geflügelseuche sein – und sie sind nicht die einzigen. In allen Hamburger Bezirken wurden bei mehreren Vogelarten Fälle nachgewiesen, insgesamt waren in kürzester Zeit 36 Vögel betroffen. Da sich auf und an Hamburgs Gewässern durch Vogelzug und Winterrast vermehrt Wildvögel aufhielten, würde die Dichte der Vogelpopulationen in den kommenden Wochen weiter zunehmen, heißt es aus dem Bezirksamt Hamburg-Nord.

„Das Zugverhalten der Vögel begünstigt leider auch die Virusübertragung und -ausbreitung.“ Obwohl bislang in Hamburg keine Geflügelhaltungen betroffen seien, werde erneut dazu aufgerufen, die Biosicherheitsmaßnahmen weiterhin auf hohem Niveau zu halten.