Hamburg. Wann sie verfügbar sein wird, wem sie hilft und wie genau der Impfstoff wirkt, erklärt der Hamburger Onkologe, Professor Dr. Arnold.

Eine Spritze gegen böse Tumorzellen: International arbeiten Forscher mit Hochdruck an einer Impfung gegen Krebs, auch der renommierte Hamburger Onkologe, Professor Dr. Dirk Arnold, Medizinischer Vorstand des Asklepios Tumorzentrums, leitet federführend eine Studie dazu.

„Derzeit laufen weltweit 35 Studien mit mRNA-Impfstoffen mit Patienten, die an verschiedenen Tumorerkrankungen in verschiedenen Stadien erkrankt sind. Die Zwischenergebnisse sind so vielversprechend, dass ich schätze, dass in zwei bis drei Jahren die Impfung zur Verfügung steht“, sagt der Chefarzt von der Asklepios Klinik Altona.

Krebs: Impfung könnte in zwei bis drei Jahren verfügbar sein

Das wäre eine wahre Revolution, denn schon seit mehr als 30 Jahren wird in der Tumormedizin an Impfstoffen getüftelt – ohne dass sich bisher einer davon klinisch durchgesetzt hätte. „Jetzt haben wir jedoch mit dem mRNA-Impfstoff, wie wir ihn alle von der Corona-Schutzimpfung kennen, ein ganz neues Kapitel aufgeschlagen.“ Denn dieser Impfstoff stimuliere, ganz vereinfacht erklärt, unser Immunsystem so sehr, dass es schon Vorstufen von Tumoren, die noch gar nicht sichtbar sind, attackiert.

Handelt es sich also schon um eine prophylaktische oder doch eher um eine therapeutische Impfung im Anschluss an eine Operation? „Ein bisschen beides“, erklärt der Experte. Großen Erfolg sehe man durch die Spritze derzeit schon bei Patienten, die an schwarzem Hautkrebs leiden, weil bei dieser Erkrankung das Wachstum des Tumors eben besonders stark am Immunsystem hänge.

Aktuell wird Krebs-Spritze in Studien nach Chemotherapie eingesetzt

Bei Darmkrebs steht die Therapie nach einer Operation im Fokus: „Im Moment ist es oft so, dass der Chirurg den Tumor entfernt und erst mal die frohe Botschaft überbringt: alles weg, nichts mehr zu sehen!“, erklärt der Experte. Allerdings sei es mittlerweile möglich, im Blut noch Tumor-DNA nachzuweisen – was auf eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv hindeutet – und dann aus dem entfernten Tumor einen individuell angepassten Impfstoff zu entwickeln.

„Das heißt, die Impfung ist insofern prophylaktisch, weil wir auf diese Weise ein Rezidiv, also die Rückkehr des Krebses, verhindern können. Die mRNA-Impfung grätscht quasi in dieses sehr frühe Entwicklungsstadium rein, denn wir wissen: Der Tumor ist zwar entfernt, aber ganz weg ist das Ding dennoch nicht.“

Aktuell werde die Spritze in den Studien als ein Baustein der Behandlung nach einer Chemotherapie eingesetzt, künftig könne sie aber womöglich diese postoperative Chemotherapie ersetzen.

Krebs: In fernerer Zukunft auch präventive Impfung denkbar

Und was ist mit Nebenwirkungen? „Die kennen wir ja von der Corona-Impfung. Klar, der Patient kann sich abgeschlagen fühlen, Fieber entwickeln, ein Jucken an der Einstichstelle spüren. Auch kompliziertere Nebenwirkungen sind möglich, aber sehr selten.“ In etwas fernerer Zukunft sei auch eine präventive Impfung denkbar – beispielsweise bei Menschen, in deren Familie eine bestimmt Krebsart überdurchschnittlich häufig auftrete.

Dass die Impfung gegen Krebs generell erfolgversprechender sei als andere Ansätze der sogenannten Immuntherapie, das könne man nicht belegen. „Ich würde das auch nicht vergleichen wollen. Der Trend geht derzeit eher dazu, verschiedene Ansätze für das bestmögliche Ergebnis zu kombinieren“, so der Spezialist.

Sorge über Versorgungsengpass bei Krebsmedikamenten

Von der Zukunft zur Gegenwart: Der Versorgungsengpass bei Krebsmedikamenten beschäftige auch Asklepios. „Wir haben das Thema jeden Tag und erstaunlicherweise vor allem bei relativ kostengünstigen und sonst in der Breite sehr verfügbaren Medikamenten.“

Dadurch komme es bereits zu Therapieverzögerungen, auch wenn das Ausmaß glücklicherweise noch nicht dramatisch sei: „Die Ampel steht noch nicht auf Rot, aber auf Dunkelorange.“ Bisher sei es noch immer gelungen, zum Wohl der Patienten zu improvisieren. „Krebsspezialist ist manchmal auch ein Kreativberuf.“

Wer sich über Therapieoptionen bei einer Krebserkrankung informieren will, ist zum Patientenaktionstag am 11. Februar in die As­klepios Klinik St. Georg eingeladen. Mehr Informationen im Netz unter www.asklepios.com