Hamburg. Oberarzt Hauke Weilert erklärt, warum es sich dabei nicht um „Sterbemedizin“ handelt und Teamarbeit so wichtig ist.
Wenn das Ende naht, wenn der Patient als „austherapiert“ gilt, dann wird er auf die Palliativstation verlegt. „Lange Zeit wurde das so gehandhabt, aber mittlerweile hat sich – zum Glück auch unter Medizinerkollegen – herumgesprochen, dass Palliativmedizin keine Sterbemedizin ist“, sagt Hauke Weilert. „Vielleicht kann man beispielsweise nichts mehr gegen den Krebs tun, aber man kann eben noch ganz viel für den Menschen tun.“
Als Leitender Oberarzt ist er in der Abteilung für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin an der Asklepios Klinik Barmbek auf der traditionsreichsten Palliativstation der Stadt tätig, denn bereits vor knapp 31 Jahren wurde sie eröffnet.
„Und in diesen drei Jahrzehnten hat sich eine Menge getan, das relativ junge Fach ist stärker in den Fokus gerückt, und man hat gelernt, was die Palliativmedizin zu leisten vermag“, sagt der Mediziner. „Es geht nicht um Heilung. Aber mittlerweile ist belegt, dass schwerkranke Patienten länger leben, wenn schon kurz nach der Diagnose ein Palliativmediziner dazugeholt wird.“
Palliativmedizin: Die Lebensqualität des Patienten verbessern
Das entscheidende Ziel sei, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern – in der Tradition von Cicely Saunders, die als Gründerin der modernen Palliativmedizin gilt und einst sagte: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“
Es sei wichtig, dass der Lebensabschnitt schmerzfrei erlebt und als würdevoll empfunden werde, sagt der Krebsspezialist. Dass eine palliativmedizinische Versorgung vor allem von Krebspatienten in Anspruch genommen werde, sei jedoch nicht richtig.
„Die Mehrheit sind Krebspatienten“
„Die Mehrheit sind Krebspatienten, das stimmt schon, aber genauso behandeln wir Menschen mit schweren Herzerkrankungen oder unheilbaren neurologischen Erkrankungen.“ Wer auf die Station komme, leide an akuten Symptomen wie Schmerzen oder Luftnot. Es gehe darum, dies zu lindern.
„Aber die Patienten kommen nicht zu uns, um zu sterben. 70 Prozent werden nach durchschnittlich zehn Tagen wieder entlassen – entweder nach Hause oder teils eben auch in ein Hospiz.“ Es gehe darum, keine Zeit zu verschwenden, sondern die noch bleibende Zeit so schön wie möglich zu gestalten.
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„Wir arbeiten in einem Team aus Ärzten und speziell ausgebildeten Pflegekräften zusammen mit Physiotherapeuten, Psychologen und auch mit Musik- und Aromatherapeuten. Auch die Seelsorge spielt eine Rolle“, sagt der verheiratete Vater von zwei Kindern. „So sind wir dankbar, dass sich auch Ehrenamtliche auf unserer Station engagieren.“ Als Palliativmediziner brauche man viel Empathie. „Man muss klare Gespräche führen, darf den Patienten aber die Wahrheit nicht um die Ohren hauen.“