Hamburg. 60.000 Menschen in Deutschland bekommen pro Jahr die Diagnose. Abendblatt und yeswecan!cer laden zu Veranstaltung mit Experten ein.
„Wie lange habe ich noch zu leben?“ Und: „Werde ich die Einschulung meiner Tochter erleben?“ Diese beiden Fragen seien sofort aus ihm herausgeplatzt, am 15. April 2019. Ein Tag, den Lars Meyer-Brozio nie vergessen wird. Der Tag, an dem der heute 38-Jährige die Diagnose bekam, die sein Leben und das seiner Familie von einer Minute auf die andere verändern sollte: Lungenkrebs.
Damit war der Lüneburger plötzlich einer von rund 60.000 Betroffenen pro Jahr in Deutschland, bei denen Lungenkrebs festgestellt wird. Unter Männern ist die Erkrankung damit die zweithäufigste Krebsart, bei Frauen die dritthäufigste. Das Tückische: Die Symptome wie hartnäckiger, blutiger Husten, Atemnot oder Abgeschlagenheit werden oft erst so spät mit der Erkrankung in Verbindung gebracht, dass der Krebs womöglich schon gestreut hat. In 40 Prozent aller Fälle hat er zum Zeitpunkt der Diagnose bereits Metastasen gebildet.
Rauchen? Eine Ursache von Lungenkrebs – aber es trifft auch andere
Auch bei Lars Meyer-Brozio, einem sportlichen jungen Mann, der nie geraucht hatte und sich weitestgehend sehr gesund ernährt, deutete zunächst nichts auf eine Krebserkrankung hin, als er 2018 und 2019 immer wieder an schweren Lungenentzündungen erkrankte und deshalb auch im Krankenhaus stationär behandelt wurde. Doch die Bronchoskopie brachte kein Ergebnis. Erst als der starke Husten wochenlang nicht nachließ und schließlich sogar blutig wurde, hakte Lars Meyer-Brozio nach. Zwei Lungenspiegelungen später kannte er die Ursache, aber noch nicht die Antwort auf die beiden drängenden Fragen, die er sofort stellte.
Heute kann der Familienvater, der als Abteilungsleiter in einem großen Autohaus arbeitet, sagen: Er war dabei, als seine siebenjährige Tochter Mia Malia in diesem Sommer in die erste Klasse kam. Und er wird voraussichtlich auch erleben, wie in zwei Jahren seine kleine Tara Smilla eingeschult wird. Denn er hat hoffentlich noch ganz lange zu leben. „Das verdanke ich der modernen Medizin, der Immuntherapie“, sagt Lars Meyer-Brozio, der nun seit fast zwei Jahren alle zwei Wochen den Wirkstoff Nivolumab erhält und an der LungenClinic Großhansdorf in Behandlung ist. „Seitdem ist mein Tumor still, und er bleibt es hoffentlich auch.“
Lungenkrebs-Patient: „Kämpfen lohnt sich immer“
Es liege ihm am Herzen, seine Krankengeschichte zu erzählen und damit anderen Patienten Mut zu machen. „Kämpfen lohnt sich immer, das ist meine Botschaft“, sagt der 38-Jährige. Aufklärung und Austausch über die Erkrankung seien extrem wichtig. Genau deshalb lädt auch das Hamburger Abendblatt gemeinsam mit der gemeinwohlorientierten Organisation yeswecan!cer, der bundesweit größten Bewegung für einen „angst- und tabufreien Umgang mit Krebs“, anlässlich des internationalen Lungenkrebs-Monats November am Freitag, 18.11., zu einer Informationsveranstaltung ein. Fünf Experten klären bei diesem „YES!CON Spezial“ über neue Therapien auf und beantworten die Fragen von Betroffenen und Angehörigen.
Den Nachmittag eröffnet Professor Dr. Ralf Eberhardt, Chefarzt für Pneumologie und Internistische Intensivmedizin an der Asklepios Klinik Barmbek, mit einem Vortrag über moderne Diagnostik. Der Lungenspezialist, der seine Karriere am Universitätsklinikum Heidelberg begann, war maßgeblich daran beteiligt, dass sich der sogenannte endobronchiale Ultraschall, also die Kombination von Lungenspiegelung und Ultraschall, als Methode der Wahl bei der Diagnose von Lungenkrebserkrankungen etabliert hat.
Wie kann der Patient den Erfolg der Therapie positiv beeinflussen?
Im Anschluss stellt Dr. Christina Lohrenz, Oberärztin für Thoraxchirurgie an der Asklepios Klinik Harburg, konkrete Fälle vor, ehe Theresa Reutter, Krebsspezialistin von der Asklepios Klinik Altona, über Therapiemöglichkeiten bei einer fortgeschrittenen Erkrankung spricht.
Dr. Claas Wesseler (Asklepios Klinikum Harburg) gibt Rat, wie man als „aktiver Patient“ den eigenen Therapieerfolg positiv beeinflussen kann, bevor es in einer moderierten Expertenrunde um den „Menschen hinter der Krankheit“ geht. Die Kernfrage dabei: Was sind die speziellen Bedürfnisse von Betroffenen und deren Familien?