Familie Polnau holte Kater George aus dem Hamburger Tierheim. Doch dann wurde das Tier krank und damit begann der Ärger.
- Familie aus Heimfeld holt Kater George aus dem Tierheim Süderstraße
- Tier wird nach nur zwei Tagen im neuen Zuhause schwer krank
- Tierheim will sich an Kosten für Arzt nicht beteiligen
Der Wunsch nach schnurrenden Hausbewohnern ist für Familie Polnau aus Heimfeld zu einer kostspieligen Angelegenheit geworden. Einer der beiden Kater, die die Polnaus aus dem Tierheim Süderstraße zu sich geholt hatten, zeigte zwei Tage nach der Adoption Krankheitsanzeichen. An den Tierarztkosten beteiligt sich das Tierheim aber nicht. Für die Familie bedeutet das: entweder Kater George abgeben oder weiter Geld für Tierarztbesuche ausgeben.
Vivienne Polnau wünschte sich schon länger eine Katze – oder am besten zwei. Denn die 19-Jährige arbeitet als Pflegeschülerin im Schichtdienst, da würde sich ein Haustier allein vielleicht schnell einsam fühlen.
Kater aus Hamburger Tierheim war nach zwei Tagen krank
Im Tierheim Süderstraße entschied sie sich im Herbst für den etwa sechs Jahre alten George und für Arthur. George war ein Tier aus einer sogenannten „Sicherstellung“ von 24 Katzen aus einem Haushalt. George und Arthur wurden vom Tierheim kastriert, geimpft, entwurmt und entfloht und für jeweils 100 Euro Vermittlungsgebühr abgegeben.
Doch nur wenige Tage, nachdem George und Arthur im November bei Vivienne Polnau eingezogen waren, wurde George krank. „Er litt an Durchfall und war apathisch“, berichtet Martina Polnau, Viviennes Mutter. Also zurück zum Tierheim in die dortige tierärztliche Sprechstunde. Denn: Der Hamburger Tierschutzverein ermöglicht eine tiermedizinische Versorgung in den ersten 14 Tagen nach der Vermittlung, entweder unangemeldet zu den Sprechzeiten oder nach vorheriger Vereinbarung.
Am Wochenende sei jedoch niemand telefonisch erreichbar gewesen, berichtet Martina Polnau. „Wir wurden, nachdem wir persönlich mit dem Kater vor deren Tür standen, auf den Nottierarzt verwiesen.“
Ärger mit Tierheim: „Nach einer Woche hatten wir 400 Euro Arztkosten“
Mutter und Tochter Polnau sorgten sich um den Kater und fuhren mit ihm am Montag zu ihrem Haustierarzt, im Laufe der Woche noch in die Tierklinik und am darauffolgenden Sonntag zu einem weiteren Tierarzt. Martina Polnau: „Nach einer Woche hatten wir 400 Euro Tierarztkosten.“
Anschließend bekam die Familie doch einen Termin in der Sprechstunde im Tierheim. Martina Polnau wirft dem dortigen Tierarzt aber vor, keine gründliche Untersuchung vorgenommen zu haben: „Es wurden nur die Symptome behandelt und außer einer Blutuntersuchung keine Diagnostik ausgeführt.“
Inzwischen liegen die Kosten bei rund 1000 Euro. Denn Martina und Vivienne Polnau brachten George wiederholt in die Tierklinik, weil es ihm immer schlechter ging. „Ich bat das Tierheim um finanzielle Beteiligung. Das Tierheim fühlt sich nicht mehr zuständig, obwohl es sich um dieselben Symptome handelt.“ Die Polnaus sehen sich allein gelassen. „Man hat das Gefühl, nach der Vermittlung ist man dort abgeschrieben.“
- 180.000 Euro für neue Verordnung zum Katzenschutz in Hamburg
- Haustier krank? Arztbesuch wird für manche nun unbezahlbar
- Hamburger Fernsehmoderator will Tierheime retten
Hat das Tierheim Süderstraße Kater nicht gründlich untersucht?
Fest steht, das bestätigt die Haustierärztin der Polnaus dem Abendblatt: George leidet unter dauerhaften Schmerzen. Ob es an der entzündlichen Darmerkrankung liegt – die durch eine Ultraschallaufnahme in der Tierklinik festgestellt wurde –, an den Zähnen oder an einer unbekannten Erkrankung in der Vergangenheit, wisse man nicht.
Klar ist: Wenn das Tier keine Lebensqualität mehr hat, sei eine Erlösung das Beste. Martina Polnau wirft dem Tierheim vor, George von Anfang an nicht gründlich genug untersucht zu haben: „Hätte das Tierheim Anfang November, als George über das Wochenende dort gewesen ist, eine Ultraschalluntersuchung gemacht, wären ihm viele Schmerzen und uns hohe Rechnungen erspart geblieben.“
Erstattung von Fremdtierarztkosten sei per Vertrag ausgeschlossen
Sven Fraaß, Pressesprecher des Hamburger Tierschutzvereins von 1841 e. V., sagt, dass George und die meisten seiner Partnerkatzen tatsächlich zunächst gesundheitliche Probleme hatten, auf die bei der Vermittlung auch hingewiesen worden sei. Einen entsprechenden Gesundheitsbogen habe die „Adoptantin“ mitbekommen. „Allerdings sind die gezeigten Symptome Appetitlosigkeit, Durchfall und Apathie im Tierheim nicht aufgetreten.“
Die Erstattung von Fremdtierarztkosten sei per Vertrag ausgeschlossen. „Die klinischen Untersuchungen blieben unauffällig, es trat in diesem Zeitraum weder Durchfall, Erbrechen noch Appetitlosigkeit auf. Der Kater wurde behandelt, und es wurden Medikamente und Diätfutter mitgegeben“, so Fraaß. Auch eine erneute Blutuntersuchung Anfang Januar im Tierheim ergab keinen Hinweis auf ein schwerwiegendes organisches Problem.
Kranker Tierheimkater: Hamburger Familie vor Dilemma
George aber gehe es schlecht, sagen die Polnaus. Er lasse sich kaum noch wecken. Im Tierheim heißt es, der Familie stehe es frei, den Kater wieder abzugeben. Sven Fraaß: „Er würde dann untersucht, beobachtet und weitervermittelt. Handelt es sich um chronisch kranke Tiere, werden diese in Pflegestellen oder in Hospizplätzen untergebracht.“ Eine Beteiligung an Arztkosten aber sei nicht möglich. „Als gemeinnütziger Verein dürfen Spenden nur für Tiere ohne Besitzer verwendet werden, das gilt auch für vermittelte Tiere.“
George wieder abgeben? Die Polnaus stehen jetzt vor einem großen Dilemma – denn längst hat die Familie den zierlichen Kater ins Herz geschlossen.