Hamburg. Oke Göttlich, Cornelia Poletto, Alexander Otto und Co: Hamburger Persönlichkeiten berichten, was sie mit der Zeitung verbindet.
Das Hamburger Abendblatt feiert in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag. Beim Neujahrsempfang im Hotel Vier Jahreszeiten verrieten Hamburger Persönlichkeiten, welche besonderen Erlebnisse sie mit der Zeitung hatten und was sie mit dem Abendblatt verbindet.
Norbert Aust, Handelskammer-Präses: „Leitmedium der Stadt“
„Das Hamburger Abendblatt trägt seit 75 Jahren eine besondere Verantwortung. Es ist das Leitmedium der Stadt.“ Auf die Frage, ob das Abendblatt dieser Verantwortung gerecht werde, äußert sich Norbert Aust sibyllinisch: „Meistens“, lautet seine knappe Antwort. „Ich muss aber auch nicht mit allem einverstanden sein. Dann wäre es kein Leitmedium mehr.“
Alexander Otto, Unternehmer: „Als Achtjähriger wurde ich erstmals zitiert“
„Eine meiner ersten Begegnungen mit dem Abendblatt hatte ich bereits 1975. Damals war ich acht Jahre alt und wurde trotz meines jungen Alters zum ersten Mal von einer Zeitung zitiert. Mit meinem Vater hatte ich ein HSV-Spiel gegen Borussia Mönchengladbach im Volksparkstadion besucht. Das endete übrigens 0:0. Der Redakteur, der mit meinem Vater sprach, fragte mich, ob ich schon einige Spieler kennen würde. Und natürlich kannte ich als kleiner Fußballbegeisterter die Aufstellung beider Mannschaften!
Der Redakteur war sichtlich überrascht und schrieb, dass mein Vater sich das Stadionheft mit der Mannschaftsaufstellung bei so fachkundiger Begleitung künftig auch sparen könne. Der HSV spielt heute zwar in der 2. Liga, der Sportteil des Abendblatts gehört aber immer noch zu meinen Lieblingsseiten.“
Kirsten Boie, Autorin: „Stürze mich auf Buchrezensionen“
„Als leidenschaftliche Leserin stürze ich mich immer zuerst auf Buchrezensionen. Und am meisten freue ich mich, wenn ab und zu Kinder- und Jugendbücher besprochen werden. Da sind nämlich wirklich viele Eltern auf der Suche nach Tipps!“
Harald Vogelsang, Haspa: „Als Schüler ausgetragen“
„Ich habe mal für das Hamburger Abendblatt gearbeitet“, sagt Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der Haspa. „Ich habe nämlich als Schüler die Reinbeker Ausgabe ausgetragen. Das war Anfang der 70er-Jahre.“ Er habe noch gute Erinnerungen daran, wie er sich bei Wind und Wetter auf sein klappriges Fahrrad geschwungen habe, um die Zeitung zu verteilen.
Dirk Kowalke, Fischereihafen Restaurant: "Ich auf dem Titel– ein Traum“
Der 29. Juni 2022 war für Dirk Kowalke ein ganz besonderer Tag. In der Hanse Lounge über den Alsterakaden feierte der 51-Jährige mit seinen 60 Angestellten sein Dienstjubiläum: Vor 25 Jahren hatte er das Fischereihafen Restaurant von seinem Vater Rüdiger übernommen.
Es wurde eine rauschende Party – und das Lokal, das ansonsten 364 Tage im Jahr geöffnet ist, blieb an diesem Tag geschlossen. „Das Abendblatt hat mir aber einige Tage vorher schon eine ganz besondere Freude bereitet“, erinnert sich Kowalke. „Zusätzlich zu dem Bericht über mein bevorstehendes Jubiläum erschien auf der Titelseite ein Porträt über mich in der Rubrik ,Menschlich gesehen‘. Ganz ehrlich: Darauf war ich stolz, damit ging für mich ein kleiner Traum in Erfüllung. Seit ich das Abendblatt vor Jahrzehnten abonniert habe, gehört dieser kleine Artikel jeden Morgen für mich zur Pflichtlektüre.“
Offenbar geht das anderen Leserinnen und Lesern ähnlich. „Ich konnte mich nach der Veröffentlichung nicht retten vor netten Reaktionen“, erinnert sich der erfahrene Gastronom.
Dankbar ist er auch über die regelmäßige Abendblatt-Berichterstattung über die Fischereihafen-Trophy, ein Benefiz-Golfturnier zugunsten der Uwe-Seeler-Stiftung, das sein Vater und er 1998 erdachten und alle zwei Jahre im Golfclub Wendlohe ausgerichtet hatten.
Frederik Braun, Miniatur Wunderland: „Haben als Kinder das Wappen ausgeschnitten"
„Ich habe eine sehr innige Beziehung zum Abendblatt – schon seit Kindertagen“, sagt Frederik Braun, der mit seinem Zwillingsbruder Gerrit das Miniatur Wunderland in der Speicherstadt gegründet hat. „Meine Mami, sie war Lehrerin, hatte immer ein Abo. Als Kinder haben wir jeden Tag das Wappen auf der ersten Zeitungsseite ausgeschnitten und gesammelt. Das ist eine meiner frühen Kindheitserinnerungen“, sagt der Betreiber der beliebten Hamburger Sehenswürdigkeit, die immer wieder neue Attraktionen bekommt.
„Für mich hat das Abendblatt eine ganz große Beständigkeit, gerade in einer Zeit, in der Clickbaiting so in ist. Das Abendblatt ist seriös geblieben, und das scheint ja auch gut zu gehen. Es ist Geschenk für meine geliebte Stadt, so eine besondere und lehrreiche Tageszeitung auf höchstem Niveau im Angebot zu haben.“
Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli: „Schöne St.-Pauli-Siege ausgeschnitten“
In Oke Göttlichs Leben gab es bislang mehr Jahre mit dem Hamburger Abendblatt als ohne – der Vereinspräsident des FC St. Pauli ist, wie schon sein Vater, Abonnent des Abendblatts. Die Tageszeitung fehlte weder in seinen Kleinkindjahren in Barmbek und Wilhelmsburg und auch nicht später in seinem Wohnort St. Peter-Ording auf dem Frühstückstisch. „Das Abendblatt begleitet mich quasi von Geburt an“, sagte der 47-Jährige. „Eine Pause gab es lediglich während meiner Studienzeit in Köln.“
Er erinnere sich noch gut daran, ausgewählte Artikel des Sportteils auch ausgeschnitten zu haben als Jugendlicher: „Diverse St.-Pauli-Artikel waren das. Immer die mit den besonders schönen Siegen.“ Sein Sohn und seine Tochter seien übrigen auch sehr an Nachrichten interessiert, sie konsumierten jedoch komplett digital.
Ties Rabe, Schulsenator: „Jeden Morgen beim Frühstück“
„Meine Frau und ich lesen jeden Morgen das Hamburger Abendblatt (und die Bergedorfer Zeitung) am Frühstückstisch: Sie liest die Printausgabe, und ich lese an meinem Laptop das e-Paper. Wirklich eine praktische Lösung: Das spart Platz für ein reichhaltigeres Marmeladen- und Frühstücksangebot auf dem Tisch und vermeidet Kabbeleien um die Zeitung.“
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Cornelia Poletto, TV-Köchin: „Freue mich über neue Formate“
„Hamburg ohne Abendblatt geht nicht! Jeder Start in den Tag beginnt für mich mit einem Blick in meine regionale Lieblingszeitung. Ich finde es toll, dass das Abendblatt sich immer weiterentwickelt und freue mich besonders über innovative Formate wie zum Beispiel den „Vier Flaschen“-Wein-Podcast oder Leserveranstaltungen wie „Entscheider treffen Haider“.
Katharina Fegebank, Hamburgs Zweite Bürgermeisterin: „War mal Praktikantin beim Abendblatt“
Mein Tag fängt nicht mehr mit dem Abendblatt an, sondern hört damit auf. Ich kann meine Neugierde auf die Hamburg-News des nächsten Tages nicht im Zaum halten und lese spät abends das E-Paper. Das ist nicht immer schlaffördernd, denn einiges betrifft ja auch mich und meine Partei. Wie es sich für ein kritisches Blatt gehört, gefällt mir nicht immer, was ich lese, aber das Team versteht sein Handwerk gut und geht eigentlich immer fair mit uns Politikern um.
Meine erste Erfahrung mit dem Abendblatt hatte ich aber als Praktikantin in Ahrensburg. 1998 habe ich dort als Studentin in den Journalismus schnuppern dürfen. Einmal sollte ich über die Pfadfinder berichten – dann ging etwas schief, und ich kam ohne Fotos zurück. Am Ende passt es für alle: Ich schreibe nicht für das Abendblatt, sondern es schreibt (manchmal) über mich.“
Enno Freiherr von Ruffin, Unternehmer: "Erinnerungen an die Sturmflut"
„Meine früheste Erinnerung ans Abendblatt hat mit der Sturmflut 1962 zu tun“, erzählt Enno Freiherr von Ruffin, damals sechs Jahre alt. „Ich erinnere mich noch an die schrecklichen Bilder in der Zeitung von Menschen, die auf Hausdächer geflohen waren.“ Heute seien für ihn und seine Hotelgäste Informationen über Theatervorstellungen oder anderes Programm und lokale Nachrichten wichtig.
Ernährungs-Doc Matthias Riedl – Lektüre seit Jugendtagen
„Ich lese das Abendblatt, seit ich 16 war, jeden Tag, kontinuierlich, auch im Urlaub, wo immer ich bin. Das Abendblatt ist für mich ein Stück Heimat. Es gibt mir auch immer wieder Anregung, mich aufzuregen und mit meiner Frau zu diskutieren“, sagt der Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl. „Mittlerweile ist es das Online-Abendritual, manchmal komme ich dann aber auch schlecht in den Schlaf.“
Anne Fleck, Gesundheitsexpertin: "Abendblatt lieber warmstichig“
Die Internistin liest das Abendblatt oft in den Abendstunden – auf Tablet oder Handy. „Ab 17 Uhr stelle ich den Screen auf warmstichig um, denn das Blaulicht reagiert mit der Zirbeldrüse, die die Melatonin-Ausschüttung unterdrückt.“