Hamburg. Zwar macht sich derzeit eine gewisse Entspannung in den Arztpraxen bemerkbar. Doch die könnte schon bald wieder enden.

Erstmals seit Wochen macht sich in Kinderarztpraxen dieser Tage eine gewisse Entspannung bemerkbar. „Wir betreuen weniger Influenzafälle“, sagt Dr. Claudia Haupt, Landesvorsitzende des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Hamburg. Noch in der vergangenen Woche sei das ganz anders gewesen. Direkt nach Weihnachten war ihren Angaben zufolge ihre Praxis in Blankenese rappelvoll mit fieberkranken Kindern. „In der Woche bis Neujahr war noch Land unter“, sagt Haupt.

Auch in der erst am 2. Januar neu eröffneten kinderärztlichen Infektpraxis in den Räumen der Notfallpraxis Altona (Stresemannstraße 54), die montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr geöffnet ist, blieb es bislang eher ruhig. „Die Inanspruchnahme des neuen Angebots ist bislang sehr übersichtlich. Am ersten Tag konnten wir sieben Patientinnen und Patienten verzeichnen, am zweiten zwölf“, sagte Jochen Kriens, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg. „Generell mehren sich die Anzeichen, die für einen Rückgang der Grippewelle und eine deutliche Entspannung der Situation sprechen. Das belegen auch die Anruferzahlen im Arztruf, die derzeit sehr moderat sind.“

Kinderärztin: Nach den Ferien haben Kinder wieder mehr Kontakte

Allerdings ist es möglicherweise die Ruhe vor dem Sturm. „Wir rechnen damit, dass die Zahl der grippalen Infekte einschließlich der Influenza wieder anzieht, wenn die Kinder wieder in die Kita und in die Schule gehen“, sagt die Kinderärztin Claudia Haupt. Hauptinfektionsherde seien bei der Grippe die Kinder. „Die heizen die Grippewelle an, anders als bei Corona, wo man das irrtümlich auch dachte.“ Doch Grippe verbreite sich meist von den Kindern in die Familie hinein. Und sobald sich die Kontakte innerhalb ihrer Kohorten, also in der Kitagruppe oder Schulklasse, wieder verstärken, treibe das die Grippefälle nach oben. „Das merken dann auch die Allgemeinmediziner.“

Für chronisch kranke Kinder ist die Grippeimpfung von der Ständigen Impfkommission empfohlen, auch für gesunde Kinder habe diese viele Vorzüge, sagt Claudia Haupt. Sie weist darauf hin, dass viele Krankenkassen die Kosten für die Impfung in Hamburg im Rahmen einer Sondervereinbarung auch für nicht vorerkrankte Kinder übernehmen. Und das sei sehr sinnvoll.

Grippewelle startete in dieser Saison deutlich früher

Die eigentliche Grippewelle komme üblicherweise im März, „in dieser Saison hat sie uns kalt erwischt“, sagt die Kinderärztin. Sie wirbt dafür, sich auch jetzt noch gegen Grippe impfen zu lassen, „weil wir noch nicht absehen können, wann die Welle vorbei ist“. Das gelte für Erwachsene und Kinder. Der Impfschutz mit dem aktuellen Impfstoff sei sehr gut. Geimpfte Eltern steckten sich deutlich seltener bei ihren kranken Kindern an.

Bei der Hamburger Hochbahn AG ist der Krankenstand weiterhin ungewöhnlich hoch und liegt laut Unternehmenssprecher Christoph Kreienbaum etwa zwei bis zweieinhalb Prozentpunkte über den vergleichbaren Zeiträumen der vergangenen Jahre. Das hat Auswirkungen auf den Fahrplan. Anfang November hatte das Verkehrsunternehmen angesichts hoher Krankenquoten Maßnahmen eingeleitet, die es laut Kreienbaum bis auf sehr wenige Ausnahmen ermöglicht hätten, einen stabilen Regelbetrieb aufrechtzuerhalten. Ungeplante Fahrtausfälle seien auf ein Minimum reduziert worden. Wegen der vielen Krankheitsfälle bei den 6300 Mitarbeitern, darunter etwa 3100 Busfahrerinnen und Busfahrern, habe das Unternehmen aber entschieden, die Fahrplananpassungen weiter fortzusetzen – aber mit ein paar bedarfsgerechten Änderungen, weil ab dem 9. September auch wieder viele Schüler mit Bussen und Bahnen unterwegs sein werden.

2022: Krankenstand in Hamburg enorm hoch

Busse der MetroBus-Linie 5 fahren dann wieder im 3-Minuten-Takt (statt alle fünf Minuten), auf der MetroBus-Linie 4 fahren die Busse auf dem Abschnitt Schlump-Innenstadt im 10-Minuten-Takt (statt alle 5 Min.). Busse der MetroBus-Linie 19 fahren im 10-Minuten-Takt (statt alle 7 Minuten). Folgende Einschränkungen gelten auch weiterhin: Busse der MetroBus-Linie 6 fahren im 10-Minuten-Takt (statt alle 5 Minuten). Gemeinsam mit der MetroBus-Linie 17 gibt es aber auf dem fahrgaststarken Abschnitt zwischen Semperstraße und Innenstadt einen 5-Minuten-Takt. Für die übrigen mehr als 110 Hochbahn-Buslinien sowie die U-Bahn gelten die Fahrpläne laut Kreienbaum unverändert. Verstärkerfahrten gibt es beim U-Bahn-Verkehr derzeit nicht. Aber die Fahrgäste könnten sich darauf verlassen, dass der Fahrplan eingehalten werde.

Die Änderungen gelten ab dem 9. Januar 2023 bis auf Weiteres. Eingrenzen könne man den Zeitraum nicht, sagte Kreienbaum dem Abendblatt, weil man sich die Krankenquoten immer genau ansehen und danach entscheiden werde.

Fahrgastzahlen bei der Hochbahn bei etwa 85 Prozent

Die aktuellen Fahrgastzahlen liegen im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit – mit Schwankungen – bei etwa 85 Prozent. Nur von Juni bis August, als es das Neun-Euro-Ticket gab, lagen die Fahrgastzahlen wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie.

Noch gibt es keine endgültigen Zahlen, aber im vergangenen Jahr war der Krankenstand laut Techniker Krankenkasse (TK) in der Hansestadt enorm hoch – bei den in Hamburg versicherten Erwerbstätigen lag er bei 4,9 Prozent (Stand Mitte Dezember 2022). Der Krankenstand falle rund 29 Prozent höher aus als im Jahr 2021 (3,8 Prozent Krankenstand) und rund 17 Prozent höher als im Jahr vor der Pandemie 2019 (4,2 Prozent Krankenstand), hieß es vonseiten der TK.

Infektionen: Erkältungskrankheiten haben zugenommen

Im vergangenen Jahr waren die Hamburgerinnen und Hamburger zudem überdurchschnittlich lange krank – etwa 18 Tage je Versichertem. Im Jahr davor waren sie 14 Tage krank und im Jahr 2019, also vor der Pandemie, lagen die Fehltage im Schnitt bei 15,3 Tagen“, so Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg. Besonders die Erkältungskrankheiten haben demnach 2022 zugenommen. Fünf Tage waren die Hamburgerinnen und Hamburger im Schnitt wegen Husten und Schnupfen krankgeschrieben – mehr als doppelt so viele Tage wie 2019.