Hamburg. Nachdem jahrelang immer weniger Menschen zu Zigarette und Co. griffen, steigt die Zahl. Ursache könnte auch das Ende der Pandemie sein.

Deutschlandweit greifen immer mehr junge Menschen zu Zigaretten und anderen Tabakprodukten – ungeachtet der drastischen und weithin bekannten Gesundheitsrisiken. Im Jahr 2022 stieg der Anteil der Raucherinnen und Raucher unter den 14- bis 17-Jährigen sprunghaft an und erreichte 15,9 Prozent dieser Altersgruppe, wie aus der wissenschaftlichen Befragung über das Rauchverhalten (DEBRA) hervorgeht. Im Vorjahr 2021 hatte der Anteil in dieser Gruppe bei nur 8,7 Prozent gelegen.

Inwiefern diese Entwicklung auch auf Hamburg übertragbar ist, ist jedoch offen. Die Sozial- und Gesundheitsbehörde verwies auf Abendblatt-Anfrage auf die Hamburger SCHULBUS-Studie: Diese sei „eine der besten Untersuchungen zum Drogenkonsum junger Leute“, da sie regelmäßig durchgeführt werde und daher nicht nur einen Querschnitt durch bestimmte Altersgruppen, sondern auch einen zeitlichen Längsschnitt über mehrere Jahre hinweg ermögliche, so Behördensprecher Martin Helfrich.

Im Hamburg sinkt die Zahl der jugendlichen Raucher

Und demnach könne man die Diagnose, wonach das Rauchen unter jungen Menschen zunehmen würde, „nicht teilen – ganz im Gegenteil“, so Helfrich. Laut der zuletzt im September veröffentlichten Studie ist die Zahl der Raucher unter jungen Menschen seit vielen Jahren rückläufig und lag 2021 bei 6,7 Prozent – vor knapp 20 Jahren hatte sie noch bei rund 30 Prozent gelegen.

Als „Raucher“ gilt demnach, wer mindestens eine Zigarette am Tag konsumiert. Unter den befragten 14- und 15-Jährigen lag der Anteil 2021 bei 3,4 Prozent, bei den 16- und 17-Jährigen bei 9,9 Prozent. Ob es im Jahr 2022, auf das sich die neue bundesweite Studie bezieht, auch in Hamburg einen signifikanten Anstieg gegeben hat, ist unbekannt, lässt sich aber nicht ausschließen.

Auch in anderen Altersgruppen ist bundesweit der Anteil der Raucher gestiegen

Das Rauchen sei gerade bei jungen Menschen erheblich von sozialen Gelegenheiten geprägt, so die Gesundheitsbehörde. So wie die Corona-Pandemiezeit mit ihren vielen Beschränkungen in diesem Sinn weniger Gelegenheiten zum Suchtmittelkonsum bot, könne es im Jahr 2022 umgekehrt gewesen sein und zu einem Wiederanstieg des Konsums geführt haben. Näheres wird wohl erst die nächste SCHULBUS-Studie zutage fördern.

Der aktuellen DEBRA-Untersuchung zufolge, die von Suchtforschern der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf durchgeführt und vom Bundesgesundheitsministerium und dem Land Nordrhein-Westfalen gefördert wurde, ist der Tabakkonsum auch in anderen Altersgruppen durchweg angestiegen.

In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen stieg der Anteil der Rauchenden von 35,6 Prozent (2021) auf 40,8 Prozent (2022). In der Altersgruppe der über 25-Jährigen wuchs er von 30,8 Prozent (2021) auf 35,6 Prozent (2022). Für die Studie befragen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler alle zwei Monate rund 2000 repräsentativ ausgewählte Menschen.