Hamburg. DAK-Studie: Im bundesweiten Vergleich schneidet die Hansestadt schlecht ab. Besonders bei HPV-Erstimpfungen ist der Rückgang extrem.

In Hamburg gibt es eine große Impflücken bei Kindern und Jugendlichen: Mit einem Anteil geimpfter Kinder von lediglich rund 29 Prozent liegt die Hansestadt unterhalb des Bundesdurchschnitts von knapp 33 Prozent. Im bundesweiten Vergleich ist das der vorletzte Platz.

In der Hansestadt sind die Impfungen bei Kindern und Jugendlichen in der Corona-Pandemie mit zwölf Prozent stärker zurückgegangen als in den meisten anderen Bundesländern, nur in Bremen wurden 2021 noch weniger Kinder und Jugendliche geimpft. Damit wurden 2021 rund 17.000 weniger Kinder und Jugendliche geimpft als 2019. Auch gab es weniger Arztbesuche: Rund 30.000 weniger Mädchen und Jungen kamen in die Praxen als vor der Pandemie (minus fünf Prozent).

Fehlende Impfungen gegen Diphterie, Tetanus, Kinderlähmung

Das ist das Ergebnis einer Sonderanalyse im Rahmen des hamburgischen Kinder- und Jugendreports der DAK-Gesundheit. Für die repräsentative Analyse wurden ambulante Behandlungsdaten von rund 23.000 Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Hamburg versichert sind, wissenschaftlich untersucht und mit der Situation vor der Pandemie verglichen. Analysiert wurden die Jahre 2019 bis 2021.

Besonders auffällig ist der Rückgang bei Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus, Kinderlähmung, Keuchhusten, Hib-Erkrankungen (wie Meningitis) und Hepatitis B (minus 25 Prozent). Hier wurden 2021 rund 10.000 weniger Hamburger Kinder und Jugendliche geimpft.

Deutlich weniger kamen zur HPV-Erstimpfung

Deutlicher weniger Jungen und Mädchen kamen auch zur HPV-Erstimpfungen zur Krebsvorsorge (minus 29 Prozent) in die Praxen. Dabei gab es kaum Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen. Insgesamt wurden in Hamburg deutlich weniger Kinder und Jugendliche gegen HPV geimpft als im Bund.Gerade diese Impfung ist für die Krebsvorsorge aber wichtig. Seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine HPV-Impfung für Mädchen und seit 2018 auch für Jungen.

Humane Papillomviren (HPV) werden sexuell übertragen und können Gebärmutterhalskrebs, Anal- und Peniskrebs sowie Krebs im Mund-Rachen-Raum verursachen. Eine Impfung sollte vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen.

Ziel, Masern auszurotten nicht erreicht

Im Bereich Pneumokokken erhielten 8.000 weniger Kinder eine Impfung (minus 16 Prozent) – eine fast doppelt so starke Verringerung wie im Bund (minus neun Prozent). Ebenfalls große Rückgänge gab es bei Gesamtimpfungen gegen Meningokokken C (minus 23 Prozent). Unter Gesamtimpfungen werden die erste und letzte Dosis eines Impfzyklus sowie Auffrischimpfungen zusammengefasst.

Aufklärungskampagne notwendig

DAK-Landeschef Jens Juncker: „Nicht erst seit der Corona-Pandemie geht der Anteil geimpfter Kinder bei uns zurück – dieser negative Trend hat sich jetzt verstärkt.“ Bereits vor Corona habe man es nicht geschafft, das Ziel zu erreichen, Krankheiten wie Masern auszurotten.

„Jetzt sind wir noch weiter davon entfernt. Dabei ist Impfen eine wichtige Vorsorge und eine Investition in die Zukunft.“ Juncker fordert, die Eltern stärker über den Nutzen von Impfungen zu informieren. „Wir müssen jetzt mit einer Aufklärungskampagne die Eltern erreichen und über den Nutzen von Impfungen und das Risiko einzelner Krankheiten informieren.“

Spitzenreiter bei der Impfquote ist Bayern (41,9 Prozent) vor Sachsen (40,2 Prozent) und Baden-Württemberg (39,8).